Als zu Beginn der 50er Jahre das erste Late Night Entertainment Talk Show Format, die Tonight Show, bei dem US-amerikanischen Sender NBC Premiere feierte, haben sich deren Schöpfer sicher in keiner Weise ausmalen können, welchen Stellenwert ihr Konzept im Jahr 2005 einmal haben würde. Die Macher dieser Mischung aus schlagfertigen Kommentaren zum aktuellen Zeitgeschehen, Live-Musik und lockeren Gesprächen mit interessanten Gästen, verfolgten stets das Ziel, dem Publikum vor dem Schlafengehen noch ein humorvolles Stück Unterhaltung mit auf den Weg zu geben. Die Zuschauer nahmen dieses Angebot dankend an und verhalfen dem im allgemeinen Sprachgebrauch als Late Night Show geführten Genre zu einer Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Über fünfzig Jahre später spricht man in Deutschland von der Königsdisziplin der Fernsehunterhaltung, wenn man Late Night Entertainment meint und spätestens seit Beginn der 90er Jahre hat es dementsprechend auch hier so manchen Adaptionsversuch des vermeintlich einfach zu kopierenden Formats gegeben. Mit der geschichtlichen Entwicklung dieses Genres wurde sich hingegen in Deutschland weit weniger auseinandergesetzt. Eine medienwissenschaftliche Diskussion des Themas erfolgte meist ausschließlich am Rande des allgemeinen Talk Show - Phänomens Mitte der 90er Jahre oder unter soziologischen, beziehungsweise medienpsychologischen Gesichtspunkten. Aus diesem Grund liegt es zunächst einmal Nahe, das Format Late Night Show einer genaueren Untersuchung zu unterziehen, die sowohl dessen standardisierte Struktur, als auch die mediengeschichtlichen Zusammenhänge des Genres in den USA und Deutschland detailliert beleuchtet. Von zusätzlich zentraler Bedeutung ist bei dieser wissenschaftlichen Arbeit ein Abgleich der deutschen Adaptionen mit den zuvor gewonnenen Erkenntnissen über die wichtigsten Merkmale einer solchen Show. Es soll an dieser Stelle klar gestellt werden, ob ein Format, nur weil es von einem deutschen Fernsehsender unter Late Night Talk eingestuft wird, auch tatsächlich den US-amerikanischen Kriterien einer solchen Show entspricht. Neben einem Ausblick auf zukünftige, potentielle Wandlungsprozesse des Genres erfolgt abschließend eine Zusammenfassung der Adaptionsprobleme auf Grundlage der sich stark voneinander unterscheidenden Fernsehmärkte und mediengesellschaftlichen Entwicklungen in den beiden Ländern.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Vorbilder - US Late Night Shows und ihr Definitionsrahmen
- 2.1 Das übergeordnete Genre der Talk Show
- 2.1.1 Die Early-Morning News Talk Magazine Show
- 2.1.2 Die Daytime Audience-Participation Show
- 2.1.3 Die Late-Night Entertainment Talk Show
- 2.2 Sendeplatz
- 2.3 Moderation
- 2.4 Ausstattung und Bühnenbild
- 2.5 Band und Musik
- 2.6 Von Sidekicks, Announcern und Regulars
- 2.7 Intro und Opening Monologue
- 2.8 Standard-Rubriken und Comedy-Elemente
- 2.8.1 Top Ten List
- 2.8.2 Jay Walking und Headlines
- 2.9 Gäste
- 2.1 Das übergeordnete Genre der Talk Show
- 3 Ursprünge des Late Night Talk in Deutschland
- 3.1 Erste Adaptionsversuche - „Je später der Abend”
- 3.2 III nach 9
- 4 „Dualer Talk” - Late Night im Privatfernsehen
- 4.1 Gottschalk Late Night
- 4.2 Die RTL-Nachtshow
- 4.3 Die Harald Schmidt Show
- 4.4 Anke Late Night
- 5 Konkurrenz im Late Night Slot
- 5.1 Mehr Talk als Show - Gesprächsfernsehen zu später Stunde bei ARD und ZDF
- 5.2 Mehr Show als Talk - Übernommene Elemente bei Pro Sieben
- 5.3 Die Rückkehr - Harald Schmidt in der ARD
- 6 Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Entwicklung des Late-Night-Show-Formats, indem sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der US-amerikanischen und der deutschen Umsetzung herausarbeitet. Die Arbeit definiert zunächst das Genre und seine charakteristischen Elemente, bevor sie deutsche Adaptionsversuche analysiert und im Hinblick auf diese Kriterien bewertet.
- Definition und Entwicklung des Late-Night-Show-Genres in den USA
- Analyse deutscher Adaptionsversuche des Formats
- Vergleich der kulturellen Hintergründe und Einflüsse auf das Genre
- Untersuchung der Rolle von Moderation, Gästen und Sendeplatz
- Konkurrenzanalyse im deutschen Late-Night-Slot
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Bachelorarbeit ein und beschreibt die Zielsetzung, nämlich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der US-amerikanischen und deutschen Entwicklung des Late-Night-Show-Formats herauszuarbeiten. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die zentralen Forschungsfragen.
2 Vorbilder - US Late Night Shows und ihr Definitionsrahmen: Dieses Kapitel definiert das Genre der Late-Night-Show und stellt seine Entwicklung in den USA dar. Es beschreibt die verschiedenen Untergenres der Talkshow, den typischen Sendeplatz, die Rolle der Moderation, die Ausstattung, die Band, die Bedeutung von Sidekicks und Regulars, sowie Standardrubriken und Comedy-Elemente. Es analysiert die Struktur und die etablierten Elemente des amerikanischen Late-Night-Formats, die als Grundlage für spätere Vergleiche mit deutschen Adaptionen dienen.
3 Ursprünge des Late Night Talk in Deutschland: Dieses Kapitel befasst sich mit den ersten Versuchen, das Late-Night-Show-Format in Deutschland zu etablieren. Es analysiert frühe Sendungen wie „Je später der Abend“ und „III nach 9“, beleuchtet deren Konzepte und Erfolg, oder auch Misserfolg, und setzt sie in Relation zu den amerikanischen Vorbildern. Der Fokus liegt dabei auf den Herausforderungen und Besonderheiten der Adaption in einem anderen kulturellen Kontext.
4 „Dualer Talk” - Late Night im Privatfernsehen: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Entwicklung des Late-Night-Genres im deutschen Privatfernsehen. Es werden verschiedene Sendungen wie „Gottschalk Late Night“, „Die RTL-Nachtshow“, „Die Harald Schmidt Show“ und „Anke Late Night“ im Detail analysiert. Die Analyse untersucht die jeweiligen Konzepte, die Moderations-Stile, den Erfolg der Shows und ihren Beitrag zur Entwicklung des deutschen Late-Night-Formats. Es werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Sendungen und deren Strategien im Wettbewerb herausgearbeitet.
5 Konkurrenz im Late Night Slot: Dieses Kapitel untersucht die Konkurrenz zum etablierten Late-Night-Format im deutschen Fernsehen. Es vergleicht Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender (ARD und ZDF) mit Formaten von Privatsendern wie ProSieben. Dabei werden die unterschiedlichen Ansätze und Programmierungsstrategien analysiert, um die Positionierung der Late-Night-Shows im Gesamtprogramm zu verstehen und die Einflüsse des Wettbewerbsumfelds auf die Entwicklung des Genres zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Late Night Show, Fernsehformat, USA, Deutschland, Adaption, Talkshow, Moderation, Comedy, Kulturvergleich, Fernsehen, Sendeplatz, Konkurrenz, Öffentlich-rechtliches Fernsehen, Privatfernsehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Entwicklung des Late-Night-Show-Formats in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Late-Night-Show-Formats in Deutschland im Vergleich zu seinen US-amerikanischen Vorbildern. Sie analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede, betrachtet Adaptionsversuche und bewertet diese anhand definierter Kriterien.
Welche Aspekte des Late-Night-Formats werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Aspekte, darunter die Definition und Entwicklung des Genres in den USA, die Analyse deutscher Adaptionsversuche, ein Vergleich der kulturellen Hintergründe und Einflüsse, die Rolle von Moderation, Gästen und Sendeplatz sowie eine Konkurrenzanalyse im deutschen Late-Night-Slot.
Welche US-amerikanischen Late-Night-Shows dienen als Vergleichsgrundlage?
Die Arbeit definiert zunächst das Genre Late-Night-Show anhand von US-amerikanischen Beispielen und deren charakteristischen Elementen (Sendeplatz, Moderation, Ausstattung, Band, Sidekicks, Standardrubriken etc.), um diese dann als Maßstab für die Analyse der deutschen Adaptionen zu verwenden.
Welche deutschen Late-Night-Shows werden analysiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene deutsche Late-Night-Shows, darunter frühe Versuche wie „Je später der Abend“ und „III nach 9“, sowie Sendungen aus dem Privatfernsehen wie „Gottschalk Late Night“, „Die RTL-Nachtshow“, „Die Harald Schmidt Show“ und „Anke Late Night“. Zusätzlich werden Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender im Vergleich betrachtet.
Wie wird die Konkurrenz im deutschen Late-Night-Slot untersucht?
Die Arbeit untersucht die Konkurrenz durch den Vergleich von Late-Night-Shows der öffentlich-rechtlichen Sender (ARD und ZDF) mit Formaten von Privatsendern wie ProSieben. Dabei werden die unterschiedlichen Ansätze und Programmierungsstrategien analysiert, um die Positionierung der Late-Night-Shows im Gesamtprogramm und den Einfluss des Wettbewerbsumfelds zu beleuchten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Vorbilder - US Late Night Shows und ihr Definitionsrahmen, Ursprünge des Late Night Talk in Deutschland, „Dualer Talk” - Late Night im Privatfernsehen, Konkurrenz im Late Night Slot und Schlussbetrachtung und Ausblick. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Entwicklung des Late-Night-Formats in Deutschland.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Late Night Show, Fernsehformat, USA, Deutschland, Adaption, Talkshow, Moderation, Comedy, Kulturvergleich, Fernsehen, Sendeplatz, Konkurrenz, Öffentlich-rechtliches Fernsehen, Privatfernsehen.
Was ist die zentrale Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist die Herausarbeitung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der US-amerikanischen und der deutschen Entwicklung des Late-Night-Show-Formats. Die Arbeit analysiert, wie das Format in einem anderen kulturellen Kontext adaptiert wurde und welche Herausforderungen und Besonderheiten dies mit sich brachte.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Media Management (BA) Clemens Hrach (Autor:in), 2005, TV Genre Late Night Show - Über die Entstehung in den USA und die Adaptionsprozesse auf dem deutschen Fernsehmarkt, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/68262