Blickt man in der Geschichte weit zurück, so stößt man bereits in der Zeitrechnung vor Christi auf eine diskriminierende Behandlung Behinderter. Diese Diskriminierung zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
In Mittelalter und Antike wurde die Tötung und Aussetzung von Missgestalteten und Behinderten stillschweigend geduldet. Bei den Griechen und Römern galten Schönheit, Sittlichkeit und körperliche Tüchtigkeit als Ideal. Hier hatten die Behinderten keinen Platz. Um nur einige Beispiele zu nennen, wurden missgebildete Kinder in den Brunnen geworfen, im Wochenbett erstickt, kastriert, den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen, verkauft oder in Sklaverei gegeben.
Sogar die Philosophen jener Zeit propagierten die Eliminierung Behinderter. Sokrates bezeichnete minderwertige Kinder als großes Übel, für Platon galt die Kindestötung als normal, Aristoteles war für Abtreibung und Seneca für die Aussetzung alter gebrechlicher Menschen.
Selbst Luther hielt verkrüppelte und missgebildete Kinder "für eine massa carnis (einen Fleischklumpen), sine anima (ohne Seele), an denen man das homicidium (den Menschenmord) wagen müsse, damit des Teufels Werk beseitigt würde.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Historische Wurzeln
- 2. Von der Eugenik zur Euthanasie
- 2.1. Ein Buch, dass die Geschichte beeinflusst
- 2.2. Die Thesen von Binding und Hoche
- 3. Hitlers Machtergreifung
- 3.1. Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
- 3.2. Erste Euthanasiemaßnahmen
- 4. Alles beginnt mit dem 1. September 1939
- 4.1. Sterilisierungsstopp und Euthanasiebeginn
- 4.2. Die Vergasungen
- 5. Erste Widerstände
- 5.1. Die Fortführung der Euthanasie
- 5.2. Die Kindereuthanasie
- 6. Der angebliche Euthanasie-Stopp
- Zukünftige Entwicklung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Geschichte der Euthanasie im Nationalsozialismus. Sie verfolgt das Ziel, die historischen Wurzeln der Euthanasie aufzuzeigen und die Entwicklung von der Eugenik zur Euthanasie im Kontext der NS-Ideologie zu beleuchten. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Rolle der Wissenschaftler Binding und Hoche sowie auf die Umsetzung der Euthanasiepolitik durch das NS-Regime gelegt.
- Historische Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen
- Entwicklung der Eugenik und ihre Verbindung zur Euthanasie
- Einfluss von Darwinismus und Sozialdarwinismus auf die Euthanasieideologie
- Rolle von Wissenschaftlern und Juristen in der Begründung der Euthanasie
- Umsetzung der Euthanasiepolitik im Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historische Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen, die sich bereits in der Antike und im Mittelalter feststellen lässt. Die antike Philosophie, die Schönheit und körperliche Tüchtigkeit idealisierte, trug zur Ausgrenzung und Tötung von Menschen mit Behinderungen bei. Auch im Mittelalter wurde die Tötung und Aussetzung von Behinderten geduldet.
Das zweite Kapitel behandelt die Entwicklung der Eugenik und ihre Verbindung zur Euthanasie. Es wird die Bedeutung des Darwinismus und des Sozialdarwinismus für die Entwicklung der Euthanasieideologie sowie die Rolle des Buches „Die Entstehung der Arten“ von Charles Darwin und der „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ von Ernst Haeckel beleuchtet. Im Mittelpunkt steht die Broschüre „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ von Alfred Erich Hoche und Karl Binding, die die Tötung von Menschen mit Behinderungen als „Sterbehilfe“ propagierte.
Im dritten Kapitel wird der Aufstieg der Nationalsozialisten und die Umsetzung der Euthanasiepolitik im NS-Staat beleuchtet. Es wird die Rolle des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und die ersten Euthanasiemaßnahmen beschrieben.
Kapitel vier behandelt den Beginn der systematischen Vergasung von Menschen mit Behinderungen im Jahr 1939 und die Auswirkungen auf die Opfer.
Im fünften Kapitel wird die Fortführung der Euthanasie und die Entwicklung der Kindereuthanasie behandelt. Es werden auch die ersten Widerstände gegen die Euthanasiepolitik beleuchtet.
Schlüsselwörter
Euthanasie, Eugenik, Sozialdarwinismus, lebensunwertes Leben, Behinderung, Nationalsozialismus, Sterilisation, Vergasung, Kindereuthanasie, Widerstand.
- Quote paper
- Anja Behr (Author), 2001, Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/6786