Wird ein literarisches Werk als Grundlage für einen Film verwendet, bedeutet dies nicht selten eine Enttäuschung für das Publikum. Kürzungen, Veränderungen und falsche Besetzungen sind in den Augen der Zuschauer oft Zeichen für schlecht gelungene Adaptionen. Doch bei der Umwandlung von Schrift ins Bild gibt es keine festgelegten Regeln und so bedienen sich Filmemacher verschiedener Verfahren bei der filmischen Umsetzung einer literarischen Vorlage. Schon seit den Anfängen des Films am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Filme auf der Grundlage von Literatur, aber auch anderen Künsten, wie beispielsweise dem Theater produziert. Bereits etablierte Genres wurden so mit dem neuen Medium verbunden. Zunächst sollen in dieser Arbeit die Bedeutung und damit verbundenen Motive filmischer Adaptionen herausgestellt werden. Durch unterschiedliche Voraussetzungen beider Medien ergeben sich neben Möglichkeiten auch Grenzen, bei der Transformation eines literarischen Werkes in einen Film. Der Film bedient sich bestimmter Codes, die er zum Teil auch mit anderen Künsten teilt, um schließlich ein Gesamtwerk zu bilden. Als Vermittler zwischen einem Autor und der Leserschaft literarischer Werke dient meist ein fiktiver Erzähler, durch welchen die Erzählsituation des Werkes bestimmt wird. Um diese filmisch darzustellen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Matthias Hurst in seiner Arbeit Erzählsituationen in Literatur und Film sehr anschaulich beschreibt und die ich deshalb als Grundlage nutzen möchte. Schließlich sollen die Erkenntnisse mit dem Hauptaugenmerk auf der Erzählsituation auf ein filmisches Beispiel angewandt werden. Volker Schlöndorffs Verfilmung (1990) von Max Frischs Roman Homo faber bietet sich vor allem aufgrund der, von der literarischen Vorlage abweichenden Erzählsituation, zur Analyse an. Denn der in Ich-Perspektive erzählte Roman, der ausschließlich die Wahrnehmungen des Protagonisten darstellt, wurde von Schlöndorff in abweichender Weise verfilmt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literarisierung des Films
- Bedeutung filmischer Adaptionen
- Literatur als Vorbild des Films
- Von der Literatur zum Film
- Möglichkeiten und Grenzen bei der Verfilmung von Literatur
- Transformationsmodell
- Kinematografischer Code
- Übertragung der literarischen Erzählsituation auf den Film
- Homo faber
- Der Roman Homo faber von Max Frisch
- Filmische Umsetzung des Romans
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Bedeutung und Verfahren der filmischen Adaption literarischer Werke, insbesondere von Romanen, am Beispiel von Volker Schlöndorffs Verfilmung von Max Frischs „Homo faber“. Der Schwerpunkt liegt auf der Transformation der Erzählsituation vom Roman zum Film und den dabei auftretenden Möglichkeiten und Grenzen.
- Bedeutung und Motive filmischer Adaptionen
- Möglichkeiten und Grenzen der Transformation literarischer Werke ins filmische Medium
- Der Einfluss des kinematografischen Codes auf die Adaption
- Die Übertragung der literarischen Erzählsituation auf den Film
- Analyse der filmischen Umsetzung von Max Frischs „Homo faber“ durch Volker Schlöndorff
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik von Verfilmungen literarischer Werke und die Herausforderung der Transformation von Text zu Bild. Im zweiten Kapitel werden die Bedeutung und Motive filmischer Adaptionen im Kontext der frühen Filmgeschichte untersucht. Hierbei wird die Entwicklung vom nicht-kontinuierlichen zum kontinuierlichen filmischen Erzählen und die Etablierung des Films als Industrie analysiert. Besondere Aufmerksamkeit wird den Motiven des Mangels an geeigneten Stoffen und der Popularität der Vorlage für die Wahl von Romanen als Vorlage für Verfilmungen gewidmet.
Das dritte Kapitel widmet sich den Möglichkeiten und Grenzen der Verfilmung literarischer Werke. Hierbei werden das Transformationsmodell, der kinematografische Code und die Übertragung der literarischen Erzählsituation auf den Film erörtert. Der vierte Teil der Arbeit analysiert die filmische Umsetzung von Max Frischs Roman „Homo faber“ durch Volker Schlöndorff, insbesondere im Hinblick auf die abweichende Erzählsituation im Vergleich zur literarischen Vorlage.
Schlüsselwörter
Filmische Adaption, Literaturverfilmung, Erzählsituation, kinematografischer Code, Transformationsmodell, Homo faber, Max Frisch, Volker Schlöndorff, Roman, Film, Bedeutung, Verfahren.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Neues (Autor:in), 2006, Verfilmung literarischer Werke - Bedeutung und Verfahren zur filmischen Adaption von Romanen am Beispiel von Volker Schlöndorffs Literaturverfilmung Homo faber , München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/67520