Der Titel dieser Arbeit beruht auf einem Zitat von Hans-Joachim Otto (FDP). In einem Interview mit der Netzzeitung sagte Otto 2006: „Wir brauchen kein öffentlich- rechtliches Internet“. Er begründet seine Position damit, dass bei einem zu starken Angebot von ARD und ZDF im Internet „kleinere Unternehmen im Online-Bereich auf der Strecke“ bleiben würden und „der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist kein Multimediahaus“. Die Angebote im Internet müssten auf eine Begleitung der Programmangebote beschränkt bleiben.
Der Begriff „Grundversorgung“ spielt eine wesentliche Rolle bei der Beantwortung der Frage nach der Legitimation der Öffentlich-Rechtlichen. Aus dem zweiten Teil des Arbeitstitels ergibt sich die Frage nach der Art und den Möglichkeiten die „neue Technologien“ beinhalten könnten. „Internet“ steht in dieser Arbeit symbolisch für alle sogenannten neuen Technologien, die mittels Computer oder anderer, mobiler Geräte (wie das Mobiltelefon) den Empfang von audio-visuellen Daten ermöglichen.
In Zeiten des Medienumbruchs, der Konvergenz von Fernsehen und Internet befinden sich auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vor neuen Herausforderungen. Neben der privat-wirtschaftlichen Fernseh- und Hörfunkkonkurrenz, die seit 1984 für Veränderungen in der Medienlandschaft in Deutschland gesorgt haben, richten 2006 darüber hinaus zahlreiche Onlineanbieter ihre Dienste an den Rezipienten. Das Medienangebot wird größer und ergänzt die klassischen Medien um neue Möglichkeiten (wie zum Beispiel das Herunterladen von Fernsehsendungen auf den Computer).
Wenn das Fernsehen und das Internet zusammenwachsen, stellt sich für denn öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Frage, zu welchen Angeboten er online verpflichtet ist, um seinen gesetzlich verankerten Auftrag künftig zu erfüllen.
Ist das Internet für die Rundfunkangebote (Fernsehen und Hörfunk) von ARD und ZDF ein weiterer technischer Verbreitungsweg, wie das Kabel- oder Satellitenfernsehen? Muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk sein Angebot ausbauen, um die neuen Nutzungsmöglichkeiten (wie zum Beispiel Interaktion, Download, Online-Archiv) auszuschöpfen? Lässt sich der bestehende Auftrag der Öffentlich- Rechtlichen auf neue Technologien anwenden? Welche Rolle spielt der öffentlich-rechtliche Rundfunk für unsere demokratisch organisierte Gesellschaft?
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Aufbau der Arbeit
- Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland
- Politische und rechtliche Grundlagen
- Gründung und Auftrag – Die Grundversorgung
- Medienpolitik als äußerer Rahmen
- Deutsche Länderkompetenz
- Kompetenz der Europäischen Union
- Aufbau und Gremien als Garanten des Binnenpluralismus'
- Finanzierung und Gebührenpflicht
- Entwicklung von ARD und ZDF im Dualen Rundfunksystem
- Funktionale und normative Grundlagen
- Öffentlichkeit, Demokratie, Pluralismus
- Kulturelle Aufgaben
- Bedeutung als Arbeitgeber und Wirtschaftskraft
- Mediennutzung in Deutschland
- Zeitungen, Zeitschriften, Bücher
- Hörfunk, Fernsehen, Kino
- Internet und mobile Medien - Klassischer Rundfunk auf neuen Wegen?
- Debatte um den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Bezug auf neue Technologien
- Standpunkte der Politik
- Deutschland
- SPD
- CDU und CSU
- FDP
- Bündnis 90/Die Grünen
- Die Linkspartei.PDS
- Zwischenfazit: Standpunkte der Politik in Deutschland
- Europa
- Generaldirektion Wettbewerb
- Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien
- Rat der Europäischen Union
- Zwischenfazit: Standpunkte der Politik in Europa
- Standpunkte der Medien
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
- ARD
- ZDF
- Exkurs: BBC setzt aufs Internet
- Zwischenfazit: Standpunkte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- Privat-rechtliche Medien
- VPRT
- Presse und neue Medien
- Weitere Verbände
- Zwischenfazit: Standpunkte der privat-rechtlichen Medien
- Der Grundversorgungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland
- Die Bedeutung von neuen Technologien für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
- Die Debatte um die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Internet
- Die Herausforderungen für ARD und ZDF im Wettbewerb mit privaten Medienanbietern
- Die Frage nach der Finanzierung und der Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Legitimität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im digitalen Zeitalter. Der Fokus liegt auf der Frage, ob ARD und ZDF einen "öffentlich-rechtlichen Internet"-Auftrag haben und inwiefern ihre Grundversorgungspflicht die Nutzung neuer Technologien einschließt. Die Arbeit analysiert die Standpunkte von Politik und Medien sowie die Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Kontext des Medienumbruchs.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Problemstellung und den Aufbau der Arbeit vor. Kapitel zwei analysiert die politischen und rechtlichen Grundlagen sowie die funktionalen und normativen Grundlagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Mediennutzung in Deutschland, mit besonderem Fokus auf die Bedeutung von Internet und mobilen Medien. Kapitel vier untersucht die Debatte um den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Kontext neuer Technologien, mit Fokus auf die Standpunkte der Politik und der Medienlandschaft.
Schlüsselwörter
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Grundversorgung, neue Technologien, Internet, Medienumbruch, Digitalisierung, Medienpolitik, ARD, ZDF, private Medien, Wettbewerb, Finanzierung, Gebührenpflicht.
- Quote paper
- Mario Schmidt (Author), 2006, Brauchen wir ein "öffentlich-rechtliches Internet"? Der Grundversorgungsauftrag von ARD und ZDF in Bezug auf neue Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/67204