Das Schicksalslied op. 54 von Johannes Brahms gehört zwar zu den heute noch meistgespielten Chororchesterwerken Brahms’, aber gleichzeitig hat wohl keines so widersprüchliche Reaktionen und anhaltende Diskussionen hervorgerufen.
Brahms vertonte zwischen 1868 und 1871 das Gedicht »Schicksalslied« aus dem Roman Hyperion von Friedrich Hölderlin. Dieses Gedicht schildert in extremen Farben die Gegensätzlichkeit göttlicher und menschlicher Existenzen. Grund für die Kritik an Brahms’ Komposition war seine Entscheidung, dem Werk, das musikalisch die Gegensatzstruktur des Gedichts nachzeichnet, ein instrumentales Nachspiel anzufügen, das die Einleitung aufgreift und damit thematisch der Götterwelt zugeordnet werden muss.
Dieses Nachspiel stellte für Kritiker seit Erscheinen der Komposition ein Beispiel misslungener oder wenigstens zweifelhafter Textvertonung dar, in der der Komponist seine Kompetenzen durch eine unzulässige Erweiterung der Textaussage überschritten habe. Gleichzeitig gab es jedoch auch immer Stimmen, die Brahms’ Vertonung – aus unterschiedlichen Gründen – für besonders gelungen hielten. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Rezeptionsgeschichte dieses Werkes zu geben, wobei das Hauptaugenmerk auf Äußerungen gerichtet sein soll, die sich auf das Nachspiel beziehen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Entstehung des Schicksalslieds
- III. Analytische Beobachtungen
- A. Hyperions Schicksalslied von Friedrich Hölderlin
- B. Brahms' Vertonung
- C. Das Verhältnis der Musik zum Text
- IV. Aufnahme durch Brahms' Zeitgenossen
- A. Lob
- B. Kritik
- V. Rezeption im frühen 20. Jahrhundert
- VI. Wandel des Verständnisses im mittleren 20. Jahrhundert
- A. Siegfried Kross und Hans Gal
- B. Gerhard Schuhmacher
- VII. Erkenntnisse der letzten 20 Jahre
- A. Traditionelle Interpretationen
- B. Neue Ansätze
- VIII. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Rezeptionsgeschichte von Johannes Brahms' Schicksalslied op. 54, mit besonderem Fokus auf die Reaktionen auf das instrumentale Nachspiel. Die Arbeit beleuchtet die Kontroverse, die durch die Erweiterung des Textes durch Brahms' Komposition entstand, und untersucht die unterschiedlichen Interpretationen des Werkes im Laufe der Zeit.
- Die Entstehung des Schicksalslieds und Brahms' Beziehung zu Hölderlins Werk.
- Die Analyse des Verhältnisses von Text und Musik in Brahms' Vertonung des Schicksalslieds.
- Die Rezeption des Werkes in verschiedenen Epochen, von den Reaktionen der Zeitgenossen bis zu den jüngsten Interpretationen.
- Die Rolle des Nachspiels in der Rezeptionsgeschichte des Schicksalslieds und die damit verbundenen Kontroversen.
- Der Einfluss des Kontextes des Gedichts im Roman Hyperion auf die Interpretationen des Werkes.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Bedeutung des Schicksalslieds op. 54 für Brahms' Schaffen und beleuchtet die Kontroversen, die durch das Nachspiel entstanden sind. Kapitel II befasst sich mit der Entstehungsgeschichte des Werkes und der Beziehung zwischen Brahms und Hölderlin. Kapitel III analysiert das Verhältnis von Text und Musik in Brahms' Vertonung des Schicksalslieds, wobei das Nachspiel eine zentrale Rolle spielt. Kapitel IV untersucht die Reaktionen von Brahms' Zeitgenossen auf das Werk, sowohl die positive als auch die kritische Rezeption.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Rezeptionsgeschichte, Textvertonung, Instrumentales Nachspiel, Kontroversen, Bedeutungswandel, Interpretationsgeschichte, musikalische Analyse, Friedrich Hölderlin, Johannes Brahms, Schicksalslied op. 54.
- Quote paper
- Katharina Kierig (Author), 2006, Die Rezeptionsgeschichte des "Schicksalslieds" op. 54 von Johannes Brahms unter besonderer Würdigung des Nachspiels, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/66730