Ein Wörterbuch ist ein Kompendium von Stichwörtern, welche nach festgelegten Merkmalen aufgeführt und erläutert werden. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der sprachwissenschaftlichen Teildisziplin der Lexikographie, also mit den Vorgängen und Überlegungen, die vor und während der Erstellung eines Wörterbuchs erbracht werden müssen. Neben dem eigentlichen Schreiben und Erstellen von Wörterbüchern, muss im Vorfeld festgelegt werden, welcher sprachliche Bereich an Wörtern, in Wörterbüchern auch Lemmata genannt, aufgenommen, welche systematische Wortsortierung angewandt und welche methodische Artikelgliederung benutzt werden soll. Bis zu den heute vorliegenden Standardwerken wie dem Duden hat sich die Lexikographie in einer den historischen und kulturellen Umständen stetig angepassten Entwicklung befunden. Das erste deutsche Wörterbuch wird bereits auf das ausgehende 8. Jahrhundert datiert: Der in St. Gallen aufbewahrte Codex eines althochdeutsch-lateinischen Glossars, von der Sprachforschung nach dem ersten Eintrag Abrogans (dheomodi → demütig) benannt, enthielt bereits über 3500 althochdeutsche Wörter und fast 15.000 Belege. Damit stellt es ein wertvolles sprachkulturelles Relikt jener Epoche dar und bildet den Beginn der deutschen Lexikographie. Neben einigen weiteren vereinzelten Pionierleistungen, die bis zum 16. Jahrhundert publiziert wurden, war jedoch vor allem das 17. und 18. Jahrhundert reich an Aktivitäten, die die deutsche Sprache mannigfaltig beeinflussten. Thema dieser Arbeit soll demgemäß diese wegweisende Periode der deutschen Lexikographie sein, deren Zielstellung maßgeblich die Vereinheitlichung der vielfältigen deutschen Sprachvariationen zu einer einheitlichen Nationalsprache war.
Im Rahmen dieses thematischen Fundaments sollen zunächst verschiedene Tendenzen und Forderungen erläutert werden, denen die Wörterbücher dieser Zeit unterlagen. Im Anschluss daran werden einige Vertreter von Lexikographen mit ihren wichtigsten Werken vorgestellt. Dabei soll nicht nur auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb des zu betrachtenden sprachgeschichtlichen Zeitraums sondern auch übergreifend auf aktuelle Wörterbücher und die Grundstein legende Wirkung bestimmter historischer Wörterbücher eingegangen werden. In die Darstellungen dieser Arbeit werden dabei Universalwörterbücher, welche den Wortschatz der Allgemeinsprache umfassen, sowie Spezialwörterbücher wie Synonym- und Dialektwörterbücher einbezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung der Lexikographie im 17. und 18. Jahrhundert
- Aufkommende Wörterbuchdiskussionen
- Stammwortprogrammatik und Stammwörterbücher
- Programm von Wolfgang Ratke
- Programm von Georg Philipp Harsdörffer
- Programm von Justus Georg Schottel
- Wörterbuch von Georg Henisch
- Wörterbuch von Caspar Stieler
- Wörterbuch von Matthias Kramer
- Wörterbuch von Christoph Ernst Steinbach
- Gesamtwörterbuchprogrammatik und Gesamtwörterbücher
- Programm von Johannes Bödiker
- Programm von Gottfried Wilhelm Leibniz
- Programm von Daniel Ernst Jablonski
- Wörterbuch von Johann Leonhard Frisch
- Wörterbuch von Johann Christoph Adelung
- Wörterbuch von Joachim Heinrich Campe
- Zwischenbilanz der Lexikographie des 17. und 18. Jahrhunderts
- Synonym- und Dialektlexikographie
- Schlussbemerkungen
- Quellenverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Lexikographie im 17. und 18. Jahrhundert mit dem Fokus auf die Etablierung des Deutschen als Nationalsprache. Sie beleuchtet dabei programmatische Ansätze zur Sprachvereinheitlichung, analysiert bedeutende Wörterbücher und stellt wichtige Lexikographen vor.
- Entwicklung der Lexikographie im 17. und 18. Jahrhundert
- Stammwortprogrammatik und Stammwörterbücher
- Gesamtwörterbuchprogrammatik und Gesamtwörterbücher
- Synonym- und Dialektlexikographie
- Entwicklung des Deutschen als Nationalsprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Lexikographie ein und beleuchtet die Bedeutung von Wörterbüchern als Kompendium sprachlicher Stichwörter. Anschließend wird die Entwicklung der Lexikographie im 17. und 18. Jahrhundert erörtert, wobei die Bedeutung von Wörterbüchern als Instrument der Sprachvereinheitlichung hervorgehoben wird. Die Arbeit analysiert die programmatischen Ansätze zur Sprachreform in dieser Zeit und stellt die bedeutendsten Lexikographen und ihre Werke vor. Dabei werden sowohl Stammwortprogramme als auch Gesamtwörterbücher betrachtet, sowie Synonym- und Dialektwörterbücher.
Schlüsselwörter
Lexikographie, Wörterbuch, Nationalsprache, Sprachvereinigung, Sprachnorm, Stammwortprogrammatik, Gesamtwörterbuchprogrammatik, Synonym- und Dialektlexikographie, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert, Deutsch.
- Quote paper
- Steffen Kuegler (Author), 2006, Lexikographie des 17. und 18. Jahrhunderts als Begleiter zur Entfaltung des Deutschen als Nationalsprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/66490