Störungen sind an den meisten Schulen in Deutschland fester Bestandteil des Unterrichtsgeschehens. Die Reaktion der Lehrenden auf Störungen ist unterschiedlich, vom rigiden Einschreiten bis hin zum gänzlichen Ignorieren von störendem Schülerverhalten. In jedem Fall stellen häufige Unterbrechungen des Unterrichts für die Lehrer eine Belastung dar. Vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl psychologisch bedingter Frühpensionierungen erhält das Thema „gestörter Unterricht“ eine neue Relevanz. Neben der emotionalen Belastung der Lehrenden führen Störungen oft auch zu Aggressionen und Ungerechtigkeiten gegenüber der Klasse. Die große Anzahl von Beiträgen und Publikationen zum Thema mag belegen, welche Bedeutung dem Gegenstand „Unterrichtsstörungen“ beigemessen wird. Dabei konzentrieren sich die Aufsätze vielfach auf die Arten von Unterrichtsstörungen und deren Gründe. Konkrete Handlungsanweisungen hingegen sucht man häufig vergebens – wohl auch, weil es schwer fällt, allgemein gültige Rezepte zum korrekten Umgang mit Disziplinproblemen zu formulieren. Dennoch erlauben es die Studien und Befunde der letzten Jahrzehnte bestimmte Regelmäßigkeiten abzuleiten, mit deren Hilfe Unterrichtsstörungen spürbar reduziert werden können. Die sich hieran anschließenden Fragen wären u.a.: Wie sehen diese Regelmäßigkeiten aus? Welches Lehrerverhalten implizieren sie? Sind die Maßnahmen im Schulalltag tatsächlich umsetzbar?
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Antworten auf diese Fragen zu geben, ohne dabei den Gesamtkontext – d.h. beispielsweise die Arten und die Ursachen von Unterrichtsstörungen – zu vernachlässigen.
Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der theoretische Abschnitt will „Unterrichtsstörungen“ begrifflich greifbar machen und Lösungsansätze aufzeigen. Der praktische Teil besteht aus der Darstellung und Auswertung meiner Untersuchung, in deren Rahmen Lehrer und Schüler zum Thema „Unterrichtsstörungen“ befragt wurden. Ergänzt wurden diese Interviews durch gefilmte Unterrichtsstunden. Die Analyse der Befragungen und Beobachtungen soll der Frage nachgehen, inwiefern die in der Literatur angeführten Aspekte die Schulwirklichkeit widerspiegeln oder ob Theorie und Praxis spürbar voneinander abweichen. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, in dem die sich ergebenden Forderungen an Lehrer und Schulleitungen nochmals kurz zum Ausdruck gebracht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Ziel und Gliederung der Arbeit
- A: Theoretischer Teil
- Unterrichtsstörung - Definition und Problemhorizont
- Arten und Klassifizierungen von Unterrichtsstörungen
- Gründe und Ursachen für Unterrichtsstörungen
- Lehrerbezogene Ursachen für Unterrichtsstörungen
- Schülerbezogene Ursachen und Ziele von Unterrichtsstörungen
- Unterrichtsbezogene Ursachen für Unterrichtsstörungen
- Störungsprävention
- Generelle Problematik
- Störungsprävention auf der Unterrichtsebene
- Befunde Kounins
- Störungsprävention auf der Beziehungsebene
- Störungsprävention auf Organisationsebene
- Zusammenfassende Übersicht der Maßnahmen zur Störungsprävention
- Störungsintervention
- Lehrerzentrierte Intervention
- Kooperative Intervention
- Organisatorische Maßnahmen der Schule zur Störungsintervention
- Zusammenfassung des theoretischen Teils
- B: Praktischer Teil
- Beobachtungsgegenstand und Aufbau der Untersuchung
- Untersuchungsergebnisse: Störungsdefinition im weiteren Sinne
- Ergebnisse der Interviews
- Lehrersicht
- Schülersicht
- Ergebnisse der Unterrichtsbeobachtungen
- Untersuchungsergebnisse: Störungsprävention
- Ergebnisse der Interviews
- Lehrersicht
- Schülersicht
- Ergebnisse der Unterrichtsbeobachtungen
- Untersuchungsergebnisse: Störungsintervention
- Ergebnisse der Interviews
- Lehrersicht
- Schülersicht
- Ergebnisse der Unterrichtsbeobachtungen
- Zusammenfassung und abschließende Bewertung des praktischen Teils
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Problematik von Unterrichtsstörungen in der Schulwirklichkeit. Ihr Ziel ist es, die Ursachen für Störungen zu beleuchten und effektive Präventions- und Interventionskonzepte zu erforschen. Dabei wird die Frage nach der Umsetzbarkeit dieser Konzepte im Schulalltag thematisiert.
- Definition und Klassifizierung von Unterrichtsstörungen
- Ursachen für Unterrichtsstörungen, sowohl lehrer- als auch schülerbezogen
- Präventionskonzepte auf verschiedenen Ebenen (Unterricht, Beziehung, Organisation)
- Interventionen zur Bewältigung von Störungen, von lehrerzentrierten bis hin zu kooperativen Ansätzen
- Empirische Untersuchung der Wirksamkeit von Präventions- und Interventionskonzepten in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition von Unterrichtsstörungen und analysiert verschiedene Arten und Ursachen. Im weiteren Verlauf werden Präventionskonzepte auf den Ebenen des Unterrichts, der Beziehung und der Organisation vorgestellt und kritisch beleuchtet. Anschließend werden verschiedene Interventionsmöglichkeiten, sowohl lehrerzentrierte als auch kooperative Ansätze, untersucht. Der praktische Teil der Arbeit besteht aus einer empirischen Untersuchung, die Interviews mit Lehrern und Schülern sowie Unterrichtsbeobachtungen umfasst. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen die Wirksamkeit der theoretischen Konzepte in der Praxis überprüfen.
Schlüsselwörter
Unterrichtsstörungen, Störungsprävention, Störungsintervention, Lehrerverhalten, Schülerverhalten, Unterrichtsfluss, Beziehungsgestaltung, Konfliktlösung, Kooperation, empirische Untersuchung, Schulwirklichkeit
- Quote paper
- Christian Manuel Fesler (Author), 2006, Unterrichtsstörungen. Präventions- und Interventionskonzepte im Spiegel der Schulwirklichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/65809