Mein Anliegen ist es, im Rahmen dieser Diplomarbeit folgende Fragestellung zu untersuchen: Die Fähigkeit, den erforderlichen Zeitbedarf zur Planung und Ausführung von Aufgaben richtig zu schätzen. Dies deshalb, da Zeitschätzung nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Alltag einen sehr wichtigen Aspekt darstellt. Durch die laufenden Veränderungen in der Arbeitswelt und die ständig wachsenden Anforderungen an Arbeitnehmer wie z.B. hin zu Flexibilität, dem Verschmelzen von Arbeitszeit und Freizeit und der zunehmendem Synchronisierung mehrerer Arbeitsprozesse rückt der Umgang mit Zeit in den Vordergrund. Diese Umstände führen dazu, daß sich Menschen einerseits unter (Zeit-)Streß gesetzt fühlen und/oder andererseits, vorgegebene Zeitrahmen nicht einhalten können.
Aus diesen Überlegungen heraus stellt sich für mich die Frage, wie Menschen den erforderlichen Zeitbedarf zur Ausführung an sie gestellter Aufgaben einschätzen. Hierdurch ergibt sich auch das Interesse sowohl an der retrospektiven als auch an der prospektiven Zeitschätzung, da sich das Vorhandensein oder Fehlen dieser Fähigkeit, sowohl wirtschaftliche Einbußen als auch Abstriche in der Lebensqualität zur Folge haben kann. All diese Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Thema stellen, nehmen meiner Meinung nach einen beträchtlichen Anteil einerseits an der Qualität und andererseits an der Ökonomie von Arbeitsprozessen ein und haben somit einen hohen Stellenwert in der Arbeitspraxis.
Im theoretischen Teil der Arbeit, welcher in vier Teile gegliedert ist, wird als erstes ein Überblick über den Zugang zum Thema Zeit in der Psychologie gegeben. Da der Mensch und seine Fähigkeit die Zeit zu schätzen im Mittelpunkt der Betrachtung steht wird hier im speziellen auf die experimentelle Erforschung der subjektiven Zeit eingegangen werden. Dabei werden zum ersten Methoden und zum zweiten jene Variablen vorgestellt, welche maßgebenden Einfluß auf die Wahrnehmung von Dauer zu haben scheinen. Das Kapitel "Theoretische Modelle der Zeitschätzung" geht vertiefend auf das breite Spektrum heute vorherrschender Erklärungen zur menschlichen Zeitwahrnehmung und Schätzung dieser ein. Den Abschluß des Theorieteils bildet ein Exkurs über wirtschaftspsychologische Bemühungen die Zeit als wichtigen Faktor bei der Optimierung von Leistung, im wirtschaftlichen Sinn und Zufriedenheit auf individueller Ebene, hervor zu heben.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zeit in der Psychologie
- 2.1 Psychologische Zeitbegriffe
- 2.2 Die Physiologie der Zeit
- 2.3 Subjektive vs. objektive Zeit
- 2.4 Zeit als Variable in der experimentellen Psychologie
- 2.4.1 Die wahrgenommene Dauer
- 2.4.2 Die Wahrnehmung gefüllter Zeit
- 2.4.3 Die Wirkung von Einstellungen auf die wahrgenommene Dauer
- 2.5 Zusammenfassung
- 3. Die Schätzung der Zeit
- 3.1 Empirische Methoden der Zeitschätzung
- 3.2 Prospektive vs. retrospektive Schätzung, bzw. Beurteilung von Zeitintervallen
- 3.3 Der Einfluß der Aufgabenart
- 3.4 Zusammenfassung
- 4. Theoretische Modelle der Zeitschätzung
- 4.1 Modelltypen
- 4.2 Modell der Veränderungsmenge
- 4.2.1 Segmentierung des Wahrnehmungsstroms
- 4.2.2 Kontextveränderungen
- 4.3 Modell des Speicherbedarfs
- 4.3.1 Erinnerungsleistung und Zeitschätzung
- 4.3.2 Kodierung und Rekodierung
- 4.3.4 Amnestische Syndrome
- 4.4 Verarbeitungsaufwand - Modell
- 4.4.1 Kognitive Verarbeitung vs. sensorische Stimulation
- 4.4.2 Instruktionsgelenkte Aufmerksamkeit
- 4.4.3 Konkurrenz um kognitive Ressourcen
- 4.4.4 Vergleich der Modelle und Kritik
- 4.5 Studie zur Zeitschätzung
- 4.6 Zusammenfassung
- 5. Zeit als wirtschaftlicher Faktor
- 5.1 Interindividuelle Unterschiede betreffend Zeiterleben und Zeitbewußtsein
- 5.1.1 Fehlurteile und das Unwissen über das eigene Wissen
- 5.2 Entscheidungen
- 5.2.1 Entscheidungen im Team
- 5.2.2 Problemlösen
- 5.3 Zeitmanagement
- 5.3.1 Zeitmanagement als Teilaspekt des üblichen Management
- 5.3.2 Zeitmanagement auf persönlicher Ebene
- 5.4 Zusammenfassung
- 5.1 Interindividuelle Unterschiede betreffend Zeiterleben und Zeitbewußtsein
- 6. Fragestellungen und Hypothesen
- 6.1 Fragestellungen
- 6.2 Hypothesen
- 7. Methode
- 7.1 Material
- 7.2 Durchführung
- 7.3 Stichprobe
- 8. Ergebnisse
- 8.1 Zeitschätzung prospektiv - retrospektiv mit Aufgaben
- 8.2 Zeitschätzung prospektiv - retrospektiv ohne Aufgaben
- 8.3 Explorativer Teil
- 8.3.1 Zusammenhang zwischen Schätzung im Konfidenzintervall und tatsächlicher Zeit
- 9. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die prospektive und retrospektive Zeitschätzung unter verschiedenen kognitiven Beanspruchungen. Ziel ist es, die Genauigkeit der Zeitschätzung in Abhängigkeit von der kognitiven Belastung zu analysieren und bestehende theoretische Modelle zu überprüfen.
- Einfluss kognitiver Belastung auf die Zeitschätzung
- Vergleich prospektiver und retrospektiver Zeitschätzungen
- Anwendung und Überprüfung bestehender psychologischer Modelle der Zeitschätzung
- Zusammenhang zwischen Zeitschätzung und Aufgabenart
- Zeit als wirtschaftlicher Faktor und seine Relevanz für die Zeitschätzung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Zeitschätzung ein und skizziert den Aufbau und die Ziele der vorliegenden Arbeit. Es werden die zentralen Forschungsfragen und die methodische Vorgehensweise kurz umrissen. Die Bedeutung der genauen Zeitschätzung für verschiedene Lebensbereiche wird hervorgehoben.
2. Zeit in der Psychologie: Dieses Kapitel liefert einen umfassenden Überblick über verschiedene psychologische Zeitbegriffe, die Physiologie der Zeitwahrnehmung und den Unterschied zwischen subjektiver und objektiver Zeit. Es werden verschiedene experimentelle Ansätze zur Erforschung der Zeitwahrnehmung vorgestellt und die Rolle der Zeit als Variable in der experimentellen Psychologie erläutert. Der Fokus liegt auf der Erörterung verschiedener Aspekte der Zeitwahrnehmung und ihrer Bedeutung für die nachfolgenden Kapitel.
3. Die Schätzung der Zeit: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den empirischen Methoden der Zeitschätzung, wobei der Unterschied zwischen prospektiver und retrospektiver Schätzung im Mittelpunkt steht. Der Einfluss der Aufgabenart auf die Genauigkeit der Zeitschätzung wird detailliert diskutiert. Die verschiedenen Methoden und deren Vor- und Nachteile werden kritisch beleuchtet und für die spätere eigene Studie relevant gesetzt.
4. Theoretische Modelle der Zeitschätzung: Hier werden verschiedene theoretische Modelle der Zeitschätzung vorgestellt und miteinander verglichen. Das Kapitel beleuchtet detailliert das Modell der Veränderungsmenge, das Modell des Speicherbedarfs und das Modell des Verarbeitungsaufwands. Die Stärken und Schwächen jedes Modells werden kritisch diskutiert, und es wird auf den Forschungsstand der jeweiligen Modelle eingegangen. Der Vergleich der Modelle dient als Grundlage für die in der Arbeit formulierten Hypothesen.
5. Zeit als wirtschaftlicher Faktor: Dieses Kapitel erörtert die Bedeutung von Zeit als wirtschaftlichen Faktor und deren Einfluss auf Entscheidungen, insbesondere im Kontext von individuellen Unterschieden im Zeiterleben und Zeitbewusstsein. Es werden verschiedene Aspekte des Zeitmanagements betrachtet und deren Relevanz für die Effizienz und Produktivität im beruflichen und privaten Kontext diskutiert. Der Zusammenhang mit den vorhergehenden Kapiteln wird hergestellt, indem gezeigt wird, wie die Genauigkeit der Zeitschätzung die Effizienz des Zeitmanagements beeinflusst.
6. Fragestellungen und Hypothesen: Dieses Kapitel formuliert präzise Forschungsfragen und Hypothesen, die im empirischen Teil der Arbeit untersucht werden. Die Hypothesen leiten sich aus den in Kapitel 4 vorgestellten theoretischen Modellen ab und fokussieren den Einfluss kognitiver Belastung auf die Genauigkeit der prospektiven und retrospektiven Zeitschätzung. Die Formulierung der Hypothesen basiert auf einem fundierten Verständnis des Forschungsstands.
7. Methode: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der durchgeführten Studie, einschließlich des verwendeten Materials, der Durchführung und der Zusammensetzung der Stichprobe. Die Beschreibung der Methodik dient der Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse und ermöglicht die Replikation der Studie. Es wird auf die Gütekriterien der verwendeten Messinstrumente eingegangen.
8. Ergebnisse: Das Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Die Ergebnisse der prospektiven und retrospektiven Zeitschätzung unter verschiedenen Bedingungen werden detailliert dargestellt und durch statistische Analysen belegt. Die Ergebnisse werden im Detail und transparent beschrieben, um die spätere Interpretation zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Zeitschätzung, prospektive Zeitschätzung, retrospektive Zeitschätzung, kognitive Beanspruchung, kognitive Belastung, Zeitwahrnehmung, experimentelle Psychologie, theoretische Modelle, Modell der Veränderungsmenge, Modell des Speicherbedarfs, Verarbeitungsaufwand, Zeitmanagement, wirtschaftlicher Faktor.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Zeitschätzung unter kognitiver Belastung
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Genauigkeit der prospektiven und retrospektiven Zeitschätzung unter verschiedenen kognitiven Belastungen. Es wird analysiert, wie sich die kognitive Belastung auf die Genauigkeit der Zeitschätzung auswirkt und bestehende theoretische Modelle der Zeitschätzung überprüft.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Aspekte der Zeitschätzung, darunter: psychologische Zeitbegriffe, die Physiologie der Zeitwahrnehmung, subjektive vs. objektive Zeit, empirische Methoden der Zeitschätzung (prospektiv und retrospektiv), theoretische Modelle der Zeitschätzung (Modell der Veränderungsmenge, Modell des Speicherbedarfs, Verarbeitungsaufwand-Modell), Zeit als wirtschaftlicher Faktor und Zeitmanagement.
Welche theoretischen Modelle der Zeitschätzung werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht detailliert drei Hauptmodelle: das Modell der Veränderungsmenge (basierend auf der Anzahl wahrgenommener Veränderungen im Zeitintervall), das Modell des Speicherbedarfs (basierend auf der Gedächtnisbelastung während des Zeitintervalls) und das Modell des Verarbeitungsaufwands (basierend auf dem kognitiven Aufwand während des Zeitintervalls). Die Stärken und Schwächen jedes Modells werden kritisch diskutiert.
Wie wird die Zeitschätzung empirisch untersucht?
Die empirische Untersuchung vergleicht die prospektive und retrospektive Zeitschätzung unter verschiedenen kognitiven Belastungen. Es wird untersucht, wie sich die Aufgabenart auf die Genauigkeit der Schätzung auswirkt. Die Methodik wird detailliert beschrieben, einschließlich des verwendeten Materials, der Durchführung und der Zusammensetzung der Stichprobe.
Welche Forschungsfragen und Hypothesen werden untersucht?
Die Arbeit formuliert präzise Forschungsfragen zum Einfluss kognitiver Belastung auf die Genauigkeit der prospektiven und retrospektiven Zeitschätzung. Die daraus abgeleiteten Hypothesen basieren auf den in der Arbeit vorgestellten theoretischen Modellen.
Wie sind die Ergebnisse der Studie strukturiert?
Die Ergebnisse werden getrennt für die prospektive und retrospektive Zeitschätzung mit und ohne Aufgaben dargestellt. Ein explorativer Teil untersucht den Zusammenhang zwischen der geschätzten Zeit im Konfidenzintervall und der tatsächlichen Zeit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Zeitschätzung, prospektive Zeitschätzung, retrospektive Zeitschätzung, kognitive Beanspruchung, kognitive Belastung, Zeitwahrnehmung, experimentelle Psychologie, theoretische Modelle, Modell der Veränderungsmenge, Modell des Speicherbedarfs, Verarbeitungsaufwand, Zeitmanagement, wirtschaftlicher Faktor.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Zeit in der Psychologie, Schätzung der Zeit, Theoretische Modelle der Zeitschätzung, Zeit als wirtschaftlicher Faktor, Fragestellungen und Hypothesen, Methode, Ergebnisse und Diskussion. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
- Quote paper
- Stanislava Banjac (Author), 2002, Prospektive und retrospektive Zeitschätzung unter hoher und niedriger kognitiver Beanspruchung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/6540