Das Hauptwerk "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" etabliert Hannah Arendt als bedeutende gesellschafts- und politikwissenschaftliche Theoretikerin. Ihrer Meinung nach stellt die totale Herrschaft eine der wichtigsten Tatsachen der modernen Geschichte und eine wesentlich neue Staatsform dar. In diesem Werk versucht sie zu verstehen und gedanklich zu durchdringen, worauf die meisten mit Verdrängung reagieren: die unglaublichen Greuel des Nationalsozialismus und des Stalinismus. Dabei werden beide Systeme als verwandte Herrschaftstypen und Folgeerscheinungen von Antisemitismus, völkischem Nationalismus und Imperialismus betrachtet. Entsprechend folgt der Untersuchung des Antisemitismus als erstem Buch, die des Imperialismus und anschließend analysiert sie im dritten Buch die Charakteristika der Totalen Herrschaft. Im Zustand des Misstrauens gegenüber der Vergangenheit, der Ablehnung der Gegenwart, in der die alte Gesellschaftsordnung zerfällt, worauf Desorientierung, zerstörte Sozialstrukturen und die Atomisierung der Gesellschaft folgen, ist die Ideologie die Reaktion auf die Angst vor einer unberechenbaren, anarchischen Zukunft. Sie beschreibt das Bedürfnis des modernen atomisierten Menschen nach Zugehörigkeit, das mittels "wissenschaftlicher Beweise" und einer Ideologie bedient wird.
Dem Aufbau des Buches "Imperialismus" wird bei der vorliegenden Rezension nicht gefolgt. Ziel des Aufsatzes ist vielmehr den Imperialismusbegriff bei Hannah Arendt, dessen Entstehungsbedingungen und besondere Merkmale herauszuarbeiten. Entsprechend wird nach einer kurzen Einordnung ihres Verständnisses von "Imperialismus" in den ersten zwei Kapiteln die politische Emanzipation der Bourgeoisie und das Bündnis zwischen Kapital und Mob besprochen. Anschließend werden als Charakteristika die vorimperialistische Entwicklung des Rassebegriffs, der völkische Nationalismus und die Bürokratie näher betrachtet. Der letzte Abschnitt ist dem Vorwort von 1967 gewidmet, in dem Arendt ein über den kolonialen Imperialismus hinausgehendes Verständnis anspricht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Imperialismusbegriff bei Hannah Arendt
- Die Entstehungsbedingungen des Imperialismus
- Die politische Emanzipation der Bourgeoise
- Das Bündnis zwischen Kapital und Mob
- Die Charakteristika des Imperialismus
- Die vorimperialistische Entwicklung des Rassebegriffs
- Die Bürokratie
- Der völkische Nationalismus
- Der Imperialismusbegriff im Vorwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text analysiert den Imperialismusbegriff von Hannah Arendt, seine Entstehungsbedingungen und wichtigsten Merkmale. Er untersucht die politische Emanzipation der Bourgeoisie, das Bündnis zwischen Kapital und Mob, die vorimperialistische Entwicklung des Rassebegriffs, die Bürokratie und den völkischen Nationalismus als Schlüsselmerkmale des Imperialismus.
- Hannah Arendts Verständnis von Imperialismus
- Die Rolle der Bourgeoisie im Aufstieg des Imperialismus
- Die Verbindung von Kapital und Mob als treibende Kraft
- Die Entwicklung des Rassebegriffs im Kontext des Imperialismus
- Die Bedeutung der Bürokratie und des völkischen Nationalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einführung in Hannah Arendts Lebenswerk und ihren Ansatz zur politischen Philosophie. Er fokussiert sich auf ihre Kritik an totalitären Herrschaftsformen und ihren Beitrag zur Analyse von Antisemitismus, Imperialismus und totaler Herrschaft. Die Einleitung legt den Schwerpunkt auf die Bedeutung des Imperialismus in Arendts Werk und die Relevanz ihrer Analyse für die heutige Zeit.
Anschließend werden die Entstehungsbedingungen des Imperialismus näher beleuchtet. Hierbei wird die politische Emanzipation der Bourgeoisie als entscheidende Kraft im Aufstieg des Imperialismus hervorgehoben. Des Weiteren wird das Bündnis zwischen Kapital und Mob als treibende Kraft hinter der imperialistischen Expansion analysiert.
Im nächsten Kapitel werden die wichtigsten Charakteristika des Imperialismus beleuchtet. Hierbei wird die Entwicklung des Rassebegriffs im Vorfeld des Imperialismus als zentrales Element betrachtet. Die Rolle der Bürokratie und des völkischen Nationalismus als Schlüsselfaktoren für die Durchsetzung imperialistischer Politik werden ebenfalls behandelt.
Das letzte Kapitel analysiert den Imperialismusbegriff im Vorwort zu Arendts Werk. Hierbei wird deutlich, dass Arendt ein Verständnis von Imperialismus vertritt, das über den kolonialen Imperialismus hinausgeht und auch andere Formen imperialistischer Herrschaft umfasst.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf den Imperialismusbegriff von Hannah Arendt, seine Entstehung und Charakteristika. Zentrale Themen sind die politische Emanzipation der Bourgeoisie, das Bündnis zwischen Kapital und Mob, die Entwicklung des Rassebegriffs, die Rolle der Bürokratie und des völkischen Nationalismus, sowie Arendts erweitertes Verständnis von Imperialismus.
- Quote paper
- Andrea Friemann (Author), 2002, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: Imperialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/6471