Der totalitäre NS-Staat hatte den Anspruch der absoluten Überwachung der Bevölkerung. Kunst stellte dabei ein Mittel der Beeinflussung und der Lenkung der öffentlichen Meinung dar. Deshalb legte das nationalsozialistische Regime eine ganze Reihe von Strukturen, Mechanismen und Institutionen an, um die Kunst nach seinen Vorstellungen zu beeinflussen. Dabei bestimmten die Nationalsozialisten, was nach ihrer Meinung systemkonforme oder systemfremde Kunst war. Hitler, dessen Interesse schon seit frühester Jugend der Kunst galt, ging dabei besonders schonungslos gegen ihm nicht genehme Künstler und deren Werke vor. Besonders verhasst war den Nazis die moderne Kunst, sie wurde verteufelt und als „entartet“ verfemt. In meiner Hausarbeit werde ich zunächst vorstellen, was für einen Anspruch die Nationalsozialisten an die Kunst hatten und was sie taten, um sie zu lenken, wie sie dabei den latenten Hass auf die moderne Kunst nutzten und wie in ihrer Kunstpolitik ihr Rassenwahn deutlich wurde. Dabei gebe ich, ohne auf Charakteristika wie Bildaufteilung, Farben, Strukturen und Kontraste einzugehen, einen kurzen Überblick über die systemkonforme Kunst. Auf die Debatte um den Wert der sogenannten Nazikunst und ihre Wirkung auf die Kunsthistorie gehe ich dabei nicht ein. Die Fülle von Gesetzen, Institutionen und Aktionen gegen die Moderne werden ebenso beschrieben wie ihre Wirkung. Ich empfand es als einen wichtigen Punkt, überhaupt deutlich zu machen, welche Kunstrichtungen und warum bei den Nazis so verhasst waren und mit welcher Brutalität sie gegen diese Kunstrichtungen vorgingen. Einen großen Teil meiner Arbeit habe ich dem empörendem Höhepunkt der NS-Kunstpolitik gewidmet, der Gegenüberstellung der gewollten Kunst in der „Grossen Deutschen Kunstausstellung“ zum einen und der ungewollten Kunst in einer Ausstellung, die man „Entartete Kunst“ nannte, zum anderen. Ich habe Anfang der Neunziger Jahre mit meinen Eltern in Berlin die von Kunsthistorikern neuaufgelegte Ausstellung „Entartete Kunst“ besucht, damals wusste ich nicht viel über dieses Thema. Dies hat mich bewegt, mein Hausarbeitsthema danach zu wählen. Es bleibt zu sagen, dass die Kunstpolitik für den NS-Staat nicht das Wichtigste war, sie war nur ein kleiner Teil des gesamten verbrecherischen Systems. Deshalb hat sie in Literatur und Forschung nicht den selben Stellenwert wie zum Beispiel der Holocaust. Kunst ist auch kein so massenwirksames Medium wie zum Beispiel der Sport. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kulturpolitik im Nationalsozialismus
- Der staatliche Anspruch an Kunst und Kultur
- Staatliche Beeinflussung der Kunst und Kultur
- Die als „entartet“ diffamierte Kunst
- Welche Kunstrichtungen galten als „entartet“?
- Die „Säuberung“ der deutschen Museen
- Zwei Kunstausstellungen in München
- „Die Grosse Deutsche Kunstausstellung“
- Die Ausstellung „Entartete Kunst“
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, insbesondere die Verfolgung und Diffamierung moderner Kunst als „entartet“. Die Arbeit beleuchtet den staatlichen Anspruch an Kunst und Kultur im Dritten Reich, die Methoden der staatlichen Einflussnahme und die konkreten Auswirkungen auf die Kunstwelt. Der Fokus liegt auf der Darstellung der ideologischen Grundlagen dieser Politik und ihrer brutalen Umsetzung.
- Der staatliche Anspruch an Kunst und Kultur im Nationalsozialismus
- Die Definition und Auswahl „entarteter“ Kunst
- Die „Säuberung“ der Museen und die Ausstellungen „Entartete Kunst“ und „Große Deutsche Kunstausstellung“
- Die Rolle der Rassenideologie in der NS-Kunstpolitik
- Die Auswirkungen der NS-Kunstpolitik auf die Kunstwelt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Hintergrund der Hausarbeit und erläutert die Motivation des Autors, die NS-Kunstpolitik und insbesondere die Diffamierung moderner Kunst als „entartet“ zu untersuchen. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die zentralen Themen, die behandelt werden, wie den staatlichen Anspruch an Kunst und Kultur, die Methoden der Einflussnahme und die konkreten Auswirkungen auf die Kunstwelt. Die Einleitung betont die Bedeutung des Themas, auch wenn sie im Vergleich zum Holocaust einen geringeren Stellenwert in der Forschung einnimmt, da die Zielgruppe der Kunst, die Intellektuellen und Bildungsbürger, von besonderem Interesse für die NS-Propaganda war.
Kulturpolitik im Nationalsozialismus: Dieses Kapitel analysiert die Kulturpolitik des Nationalsozialismus, beginnend mit Hitlers Ansichten über Kunst und deren Rolle im Dritten Reich. Es wird deutlich, dass die NS-Kunstauffassung keine einheitliche Theorie darstellte, sondern verschiedene, teilweise widersprüchliche Konzepte vereinte. Zentrale Aspekte waren die Betonung einer „völkischen“ Kunst, die Ablehnung moderner Kunst als „entartet“ und international, und die Instrumentalisierung der Kunst zur Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie. Es werden drei kunsttheoretische Ansätze vorgestellt: völkische Kreise mit antisemitischen und antikapitalistischen Akzenten, nationalistische Kreise, die deutsche Kultur von ausländischen Einflüssen befreien wollten, und der „altdeutsch-pangermanische Zirkel“, der an den Führungsauftrag des nordischen Volkes glaubte. Der „Kulturverfall“ wird im Kontext der NS-Rassentheorie erklärt, wobei Juden und Slawen als „kulturzersetzende Rassen“ dargestellt werden.
Die als „entartet“ diffamierte Kunst: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Kunst, die von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert wurde. Es untersucht die verschiedenen Kunstrichtungen, die dieser Bezeichnung unterlagen und erläutert, warum sie von den Nazis abgelehnt wurden. Die „Säuberung“ der deutschen Museen wird beschrieben, einschließlich der Entfernung und Zerstörung von Kunstwerken, die nicht der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen. Das Kapitel analysiert die ideologischen Gründe für die Verfolgung dieser Kunstformen und beleuchtet die systematische Unterdrückung künstlerischer Freiheit und Vielfalt im Dritten Reich.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Kunstpolitik, Entartete Kunst, Moderne Kunst, Propaganda, Rassenideologie, Kulturpolitik, „Große Deutsche Kunstausstellung“, Zensur, Unterdrückung, Völkische Kunst.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: NS-Kunstpolitik und die Diffamierung „entarteter“ Kunst
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, insbesondere die Verfolgung und Diffamierung moderner Kunst als „entartet“. Sie beleuchtet den staatlichen Anspruch an Kunst und Kultur im Dritten Reich, die Methoden der staatlichen Einflussnahme und die konkreten Auswirkungen auf die Kunstwelt. Der Fokus liegt auf den ideologischen Grundlagen dieser Politik und ihrer Umsetzung.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: den staatlichen Anspruch an Kunst und Kultur im Nationalsozialismus, die Definition und Auswahl „entarteter“ Kunst, die „Säuberung“ der Museen und die Ausstellungen „Entartete Kunst“ und „Große Deutsche Kunstausstellung“, die Rolle der Rassenideologie in der NS-Kunstpolitik und die Auswirkungen der NS-Kunstpolitik auf die Kunstwelt.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Kulturpolitik im Nationalsozialismus, ein Kapitel zur als „entartet“ diffamierten Kunst, ein Kapitel zu zwei Kunstausstellungen in München („Die Grosse Deutsche Kunstausstellung“ und „Entartete Kunst“) und Schlussbemerkungen. Die Einleitung beschreibt den Hintergrund und die Motivation der Arbeit. Die Kapitel analysieren die NS-Kunstauffassung, die Definition und Verfolgung „entarteter“ Kunst und die konkreten Auswirkungen der NS-Politik auf die Kunstwelt.
Wie definiert die Hausarbeit „entartete Kunst“?
Die Hausarbeit untersucht, welche Kunstrichtungen von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert wurden und warum. Sie beleuchtet die ideologischen Gründe für die Ablehnung moderner Kunst und analysiert die systematische Unterdrückung künstlerischer Freiheit und Vielfalt im Dritten Reich. Die Definition umfasste verschiedene, teilweise widersprüchliche Konzepte und war eng mit der NS-Rassentheorie verbunden.
Welche Rolle spielte die Rassenideologie in der NS-Kunstpolitik?
Die Hausarbeit analysiert die enge Verbindung zwischen der NS-Kunstpolitik und der Rassenideologie. Juden und Slawen wurden als „kulturzersetzende Rassen“ dargestellt, und der „Kulturverfall“ wurde im Kontext der Rassentheorie erklärt. Die Kunstpolitik diente der Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie und der Unterdrückung von künstlerischer Vielfalt.
Welche Ausstellungen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Hausarbeit behandelt die „Große Deutsche Kunstausstellung“ und die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München. Diese beiden Ausstellungen repräsentieren die gegensätzlichen Pole der NS-Kunstpolitik: die Förderung nationalsozialistisch konformer Kunst und die Diffamierung und Verfolgung von als „entartet“ befundener Kunst.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Nationalsozialismus, Kunstpolitik, Entartete Kunst, Moderne Kunst, Propaganda, Rassenideologie, Kulturpolitik, „Große Deutsche Kunstausstellung“, Zensur, Unterdrückung, Völkische Kunst.
Welchen Stellenwert nimmt das Thema in der Forschung ein?
Die Einleitung hebt hervor, dass das Thema der NS-Kunstpolitik, obwohl im Vergleich zum Holocaust einen geringeren Stellenwert in der Forschung einnimmt, von Bedeutung ist, da die Zielgruppe der Kunst (Intellektuelle und Bildungsbürger) von besonderem Interesse für die NS-Propaganda war.
Welche kunsttheoretischen Ansätze werden in der Hausarbeit vorgestellt?
Die Hausarbeit präsentiert drei kunsttheoretische Ansätze der NS-Kunstauffassung: völkische Kreise mit antisemitischen und antikapitalistischen Akzenten; nationalistische Kreise, die deutsche Kultur von ausländischen Einflüssen befreien wollten; und der „altdeutsch-pangermanische Zirkel“, der an den Führungsauftrag des nordischen Volkes glaubte.
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- Matthias Kolodziej (Author), 2003, Entartete Kunst, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/64128