Diese Hausarbeit handelt von dem Sophisten Gorgias von Leontinoi. Seine Schrift „Enkomion [Lobrede] auf Helena” (Datierung umstritten) soll die Grundlage dieser Arbeit sein. Das Ziel ist die Darstellung der typischen Merkmale der Sophistik in Verbindung mit der inhaltlichen Analyse des Textes. Dabei sollen die Elemente der Rhetorik aufgezeigt und mit einer möglichen Intention von Gorgias verglichen werden, um so den wahren Charakter dieser Schrift zu entblößen. Gorgias von Leontinoi zählt zu einem der Hauptvertreter der antiken Sophistik. Er wurde etwa 490/485 v.Chr. in Leontinoi auf Sizilien geboren und starb vermutlich mehr als hundert Jahre später um 376 v.Chr. im nordgriechischen Thessalien. Einer der Lehrer Gorgias war Empedokles (ca. 495 - ca. 435 v.Chr.), der von sich behauptete der Erfinder der Rhetorik zu sein. Vielleicht ist es dem Einfluss von Empedokles zu verdanken, dass Gorgias zu einem der wirksamsten Gestalter der Rhetorik innerhalb der Sophistik war und die ursprünglichen Elemente von Empedokles perfektionierte. Die Redekunst von Gorgias war zur damaligen Zeit berühmt und weit bekannt. Er schaffte es, die Athener auf einer ihrer Volksversammlungen zu überzeugen, seine Heimatstadt Leontinoi gegen die Bedrohung der Syrakusaner zu unterstützen. Für seine Tätigkeit als Lehrer verdiente er ein so großes Honorar, dass er es sich leisten konnte eine Statue von seinem Abbild aus purem Gold anfertigen zu lassen (vgl. Taureck, 2005, S. 15).
Wie viele Sophisten der Antike, beschäftigt sich auch Gorgias in seinen Werken hauptsächlich mit der Technik (‚techné’) des Redens und der Rhetorik (vgl. ebenda). Durch Platons Dialoge, allen voran ‚Gorgias’, erhielt die Bezeichnung Sophist jedoch eine negative Bedeutung. In diesen vermeintlich fiktiven Gesprächen wurde der Sophist als Streitredner bezeichnet, der nur über Scheinwissen verfügt, sich aber anmaßend als Alleswisser aufspielt (vgl. Apelt, 1993, S. 26ff.). Platon sah dies als ein Problem an, denn mit einem rhetorischen Wissensanspruch gelangte der Sophist zu unrecht zu einem Machtanspruch infolge seiner Redekünste (vgl. Taureck, 2005, S. 7). Sokrates wurde dies zum Verhängnis, als er wegen Vielgötterei zum Tode verurteilt wurde, weil er sich entschied seinen Kopf nicht mit Hilfe der Rhetorik aus der Schlinge zu ziehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Der Sophist Gorgias
- 2. Die Lobrede auf Helena
- 2.1. Die Schönheit als Wahrheit
- 2.2. Die Gründe für Helenas Gang nach Troja
- 2.3. Die Rede als Ursache und Wirkung
- 2.4. Der Einfluss der Götter
- 2.5. Zusammenfassung
- 3. Fazit: Die Wirkung der Enkomion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Gorgias' „Enkomion auf Helena“, um typische Merkmale der Sophistik aufzuzeigen und mit einer möglichen Intention des Autors zu vergleichen. Das Ziel ist, den wahren Charakter der Schrift zu entblößen, indem rhetorische Elemente untersucht und mit Gorgias' möglichen Absichten in Verbindung gebracht werden.
- Die Rolle der Rhetorik in der Sophistik
- Analyse der Argumentationsstrategien in Gorgias' Lobrede
- Die Darstellung Helenas und ihre Schuldfrage im Kontext des Trojanischen Krieges
- Die Verbindung von Schönheit, Wahrheit und Redekunst
- Der Einfluss der Götter und des Schicksals
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Der Sophist Gorgias: Diese Einleitung führt in das Leben und Werk des Sophisten Gorgias ein. Sie beschreibt Gorgias' Bedeutung als Hauptvertreter der antiken Sophistik, seinen Einfluss auf die Rhetorik und seine berühmten Lehrtätigkeiten. Die Einleitung stellt den Gegensatz zwischen der positiven Sicht auf die Rhetorik bei Gorgias und der negativen Beurteilung der Sophistik durch Platon heraus, die durch Platons Dialoge geprägt wurde. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der Sophisten als Rhetorikexperten, die mit ihren Fähigkeiten Macht ausüben konnten, aber auch des Missbrauchs dieser Fähigkeiten bezichtigt wurden. Die Einleitung endet mit der Einführung von Gorgias' „Lobrede auf Helena“ als Hauptgegenstand der Analyse und der Betonung der komplexen Beziehung zwischen Macht, Missbrauch und Redekunst im Werk Gorgias.
2. Die Lobrede auf Helena: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Analyse von Gorgias' „Lobrede auf Helena“. Es beginnt mit der Darstellung des traditionellen Narrativs des Trojanischen Krieges, bei dem Helena als Schuldige am Ausbruch des Krieges dargestellt wird. Gorgias' Gegenargumentation, die Helena von der Schuld freispricht, wird im Detail erläutert. Die Analyse beleuchtet die Verbindung, die Gorgias zwischen Helenas Schönheit, Wahrheit und der Redekunst herstellt. Die Entstehung Helenas (als Tochter Zeus') wird diskutiert und die Auswirkungen ihrer Schönheit auf ihre männlichen Verehrer werden beschrieben. Der Fokus liegt auf Gorgias' strategischer Verwendung von Rhetorik, um sein Argument zu unterstützen und den traditionellen, von Homer geprägten, Blickwinkel zu widerlegen.
Schlüsselwörter
Gorgias, Sophistik, Rhetorik, „Enkomion auf Helena“, Trojanischer Krieg, Helena, Schönheit, Wahrheit, Redekunst, Macht, Argumentation, Platon, Antike.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Gorgias' "Enkomion auf Helena"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit analysiert Gorgias' "Enkomion auf Helena", um typische Merkmale der Sophistik aufzuzeigen und mit einer möglichen Intention des Autors zu vergleichen. Der Fokus liegt auf der Untersuchung rhetorischer Elemente und deren Verbindung zu Gorgias' möglichen Absichten. Ziel ist es, den wahren Charakter der Schrift zu entblößen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle der Rhetorik in der Sophistik, analysiert die Argumentationsstrategien in Gorgias' Lobrede, untersucht die Darstellung Helenas und ihre Schuldfrage im Kontext des Trojanischen Krieges, beleuchtet die Verbindung von Schönheit, Wahrheit und Redekunst sowie den Einfluss der Götter und des Schicksals.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, die Gorgias und sein Werk einführt, ein Hauptkapitel zur detaillierten Analyse der "Lobrede auf Helena" und ein Fazit. Die Einleitung stellt den Gegensatz zwischen der positiven Sicht auf die Rhetorik bei Gorgias und der negativen Beurteilung der Sophistik durch Platon heraus. Das Hauptkapitel erläutert Gorgias' Gegenargumentation, die Helena von der Schuld am Ausbruch des Trojanischen Krieges freispricht, und analysiert die strategische Verwendung von Rhetorik.
Welche Aspekte der "Lobrede auf Helena" werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf Gorgias' Verbindung von Helenas Schönheit, Wahrheit und Redekunst. Es wird untersucht, wie Gorgias das traditionelle Narrativ des Trojanischen Krieges, in dem Helena als Schuldige dargestellt wird, widerlegt. Die Entstehung Helenas als Tochter Zeus' und die Auswirkungen ihrer Schönheit auf ihre männlichen Verehrer werden ebenfalls diskutiert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zielt darauf ab, den wahren Charakter der "Lobrede auf Helena" aufzudecken, indem die rhetorischen Mittel Gorgias' und ihre mögliche Intention analysiert werden. Es wird untersucht, wie Gorgias Rhetorik einsetzt, um seine Argumentation zu stützen und den traditionellen Blickwinkel auf Helena zu widerlegen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Gorgias, Sophistik, Rhetorik, "Enkomion auf Helena", Trojanischer Krieg, Helena, Schönheit, Wahrheit, Redekunst, Macht, Argumentation, Platon, Antike.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung über den Sophisten Gorgias, einem Hauptkapitel über die Analyse der Lobrede auf Helena (mit Unterkapiteln zur Schönheit als Wahrheit, den Gründen für Helenas Handeln, der Rede als Ursache und Wirkung, dem Einfluss der Götter und einer Zusammenfassung) und einem Fazit zur Wirkung der Enkomion.
- Arbeit zitieren
- Christian Gülisch (Autor:in), 2006, Analyse von Gorgias "Lobrede auf Helena", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/62422