Könnte dieses Zitat uneingeschränkt Bejahung finden, wäre dies mit der Vorstellung verbunden, dass das künftige Leben eines Menschen im Augenblick seiner Zeugung bereits beschlossen sei und er marionettenähnlich und ohne die Macht seines eigenen Zutuns sein Leben wie sein ihm auferlegtes Schicksal verbringen müsste. Individualität und ebenso Erziehbarkeit wären unter dieser Prämisse völlig ausgeschlossen. Diese Determination ist relativ zu sehen.
Natürlich hat jeder Mensch gewisse Dispositionen, welche er in sein Leben mitbringt und seine Entwicklung folgt einem bestimmten inneren Plan, aber jeder Mensch hat auch etwas eigenes, etwas individuelles und jeder wird von dem sozialen Ort, seiner Zeit und konkreten Umständen und von seiner Art zu Erleben sowohl in positiver, als auch in negativer Weise geprägt.
Diese individuelle Schicht muss für die Erziehung die bedeutsame sein. „Die Beeinflussbarkeit auch in dieser Schicht ist begrenzt und variabel, aber sie ist doch in beträchtlichem Maße vorhanden.“ An der genetischen Disposition ist noch nichts zu rütteln. Ein Kind ist kein unbearbeiteter, beliebig formbarer Rohstoff. Auch der innere Entwicklungsplan, die psychische Entwicklung des Kindes, die Sigmund Freud bei seinen Behandlungen sowohl psychisch kranker Erwachsener als auch Kinder erstmals markiert hat, setzt pädagogischen Bemühungen Grenzen und kann andererseits nicht unabhängig von gesellschaftlichen Vorraussetzungen zu sehen sein. Genau mit diesem inneren Entwicklungsplan, oder wie Freud es nannte, der infantilen sexuellen Entwicklung wird sich diese Arbeit auseinandersetzen. Jedes Individuum muss in seiner Ontogenese spezifische psychosexuelle Krisen überwinden und bildet dabei bestimmte psychische Strukturen aus. Damit dies gelingt braucht es eine fördernde und haltende Umwelt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strukturenbildung der kindlichen Psyche innerhalb infantiler sexueller Entwicklungsphasen
- Die orale Phase
- Die anale Phase
- Die phallisch-ödipale Phase
- Bildung psychischer Strukturen: Das Gewissen erwacht!
- Das Phänomen der infantilen Amnesie
- Das Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung
- Was ist Übertragung?
- Übertragung im psychoanalytischen Setting
- Bezug zu frühkindlichen Interaktionsformen
- Gegenübertragung
- Die Herrschaft des Ödipus! Exkurs an die Grenzen von Erziehbarkeit
- Anspruch und Zielvorstellung psychoanalytischer Pädagogik
- Übertragung und Gegenübertragung als Grenze pädagogischer Intervention und die Bedeutung der ödipalen Phase
- Gibt es ein Entrinnen?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Grenzen der Erziehbarkeit im Lichte der psychoanalytischen Theorie Freuds. Sie analysiert die Bedeutung der infantilen sexuellen Entwicklung, insbesondere der phallisch-ödipalen Phase, für die Herausbildung psychischer Strukturen und deren Einfluss auf spätere Interaktionen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Phänomenen der Übertragung und Gegenübertragung und deren Rolle als Grenzen pädagogischer Intervention.
- Die Bedeutung der phallisch-ödipalen Phase für die Persönlichkeitsentwicklung
- Übertragung und Gegenübertragung im pädagogischen Kontext
- Grenzen erzieherischen Handelns aus psychoanalytischer Perspektive
- Die Rolle der infantilen sexuellen Entwicklung für spätere Beziehungen
- Psychoanalytische Pädagogik und ihre Ansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung diskutiert die Frage nach dem Determinismus in der menschlichen Entwicklung und betont die Bedeutung der individuellen Beeinflussbarkeit trotz genetischer Dispositionen und innerer Entwicklungspläne. Sie führt in die Thematik der infantilen sexuellen Entwicklung nach Freud ein und kündigt die Fokussierung auf die phallisch-ödipale Phase sowie die Phänomene der Übertragung und Gegenübertragung an, um die Grenzen der Erziehbarkeit zu untersuchen. Die Arbeit stellt die psychoanalytische Pädagogik als Ansatz für ein tiefergehendes Verständnis des Kindes vor.
Strukturenbildung der kindlichen Psyche innerhalb infantiler sexueller Entwicklungsphasen: Dieses Kapitel beschreibt die psychosexuellen Entwicklungsphasen nach Freud (oral, anal, phallisch-ödipal). Es erläutert die jeweiligen erogenen Zonen und die damit verbundenen psychischen Strukturen. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der oralen und analen Phase als Vorläufer der ödipalen Phase, wobei die Autoerotik der frühen Phasen und die zunehmende Objektbeziehung im Verlauf der Entwicklung hervorgehoben werden. Die Bildung des Gewissens und das Phänomen der infantilen Amnesie werden ebenfalls diskutiert, um den Zusammenhang zwischen frühen Erfahrungen und der späteren Persönlichkeitsentwicklung aufzuzeigen.
Das Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung: Dieses Kapitel definiert die Begriffe Übertragung und Gegenübertragung und erläutert deren Bedeutung im psychoanalytischen Setting. Es wird der Bezug zu frühkindlichen Interaktionsformen hergestellt und gezeigt, wie unbewusste Muster aus der frühen Kindheit in die aktuellen Beziehungen projiziert werden. Die Gegenübertragung wird als Reaktion des Erwachsenen auf die Übertragung des Kindes beschrieben und ihre Bedeutung für die therapeutische und pädagogische Arbeit hervorgehoben. Die Kapitel verdeutlicht, wie vergangene Erfahrungen die Gegenwart prägen und wie diese Dynamik in Beziehungen wirkt.
Die Herrschaft des Ödipus! Exkurs an die Grenzen von Erziehbarkeit: Dieses Kapitel untersucht die Grenzen erzieherischen Handelns aus psychoanalytischer Sicht, insbesondere im Kontext der ödipalen Phase. Es analysiert die Zielvorstellungen der psychoanalytischen Pädagogik und betont, dass die Grenzen der Erziehbarkeit primär beim Erwachsenen liegen. Die Übertragung und Gegenübertragung werden hier als zentrale Faktoren betrachtet, die die pädagogische Intervention beeinflussen und begrenzen. Das Kapitel hinterfragt die Möglichkeiten, diese Grenzen zu verändern oder zu überwinden.
Schlüsselwörter
Ödipale Phase, Übertragung, Gegenübertragung, infantile sexuelle Entwicklung, psychoanalytische Pädagogik, Erziehbarkeit, Grenzen der Erziehung, psychische Strukturen, frühkindliche Interaktionen, Freud.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Strukturenbildung der kindlichen Psyche und Grenzen der Erziehbarkeit"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Grenzen der Erziehbarkeit im Licht der psychoanalytischen Theorie Freuds. Sie analysiert den Einfluss der infantilen sexuellen Entwicklung, insbesondere der phallisch-ödipalen Phase, auf die Herausbildung psychischer Strukturen und spätere Interaktionen. Ein Schwerpunkt liegt auf Übertragung und Gegenübertragung und deren Rolle als Grenzen pädagogischer Intervention.
Welche Phasen der infantilen sexuellen Entwicklung werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt die oralen, analen und phallisch-ödipalen Phasen nach Freud. Es wird der Zusammenhang zwischen den erogenen Zonen, den psychischen Strukturen und der späteren Persönlichkeitsentwicklung erläutert. Die orale und anale Phase werden als Vorläufer der ödipalen Phase dargestellt.
Was sind Übertragung und Gegenübertragung?
Übertragung beschreibt die unbewusste Projektion frühkindlicher Interaktionsmuster auf aktuelle Beziehungen. Gegenübertragung ist die Reaktion des Erwachsenen (z.B. Elternteil oder Therapeut) auf die Übertragung des Kindes. Beide Phänomene spielen eine entscheidende Rolle im psychoanalytischen Setting und beeinflussen pädagogische Interventionen.
Welche Rolle spielt die ödipale Phase für die Erziehbarkeit?
Die ödipale Phase ist zentral für die Untersuchung der Grenzen der Erziehbarkeit. Die Arbeit argumentiert, dass die Grenzen der Erziehbarkeit primär beim Erwachsenen liegen und durch Übertragung und Gegenübertragung beeinflusst werden. Es wird hinterfragt, inwieweit diese Grenzen veränderbar sind.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung der infantilen sexuellen Entwicklung für die Persönlichkeitsentwicklung zu analysieren und die Grenzen erzieherischen Handelns aus psychoanalytischer Perspektive zu beleuchten. Sie untersucht den Einfluss von Übertragung und Gegenübertragung im pädagogischen Kontext und diskutiert Ansätze der psychoanalytischen Pädagogik.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zur Strukturenbildung der kindlichen Psyche, Übertragung und Gegenübertragung, die Herrschaft des Ödipus und die Grenzen der Erziehbarkeit, sowie ein Fazit und ein Literaturverzeichnis.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Ödipale Phase, Übertragung, Gegenübertragung, infantile sexuelle Entwicklung, psychoanalytische Pädagogik, Erziehbarkeit, Grenzen der Erziehung, psychische Strukturen, frühkindliche Interaktionen, Freud.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These ist, dass die Grenzen der Erziehbarkeit nicht primär beim Kind liegen, sondern im Erwachsenen begründet sind, beeinflusst durch unbewusste Prozesse wie Übertragung und Gegenübertragung, die auf frühkindlichen Erfahrungen beruhen.
Wie wird die infantile Amnesie betrachtet?
Die infantile Amnesie wird als Phänomen diskutiert, das den Zusammenhang zwischen frühen Erfahrungen und der späteren Persönlichkeitsentwicklung verdeutlicht, da viele frühkindliche Erinnerungen unbewusst bleiben und dennoch Einfluss auf das spätere Leben haben.
Welche Bedeutung hat die psychoanalytische Pädagogik?
Die psychoanalytische Pädagogik bietet einen Ansatz für ein tiefergehendes Verständnis der kindlichen Entwicklung und der Herausforderungen der Erziehung. Sie betont die Bedeutung unbewusster Prozesse und die Rolle von Übertragung und Gegenübertragung in der pädagogischen Beziehung.
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- Petra Zahner (Author), 2006, Die aus der ödipalen Phase stammende Übertragung und Gegenübertragung als Grenze möglicher Erziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/59771