Diese Arbeit beleuchtet die verheerenden Auswirkungen des mütterlichen Alkoholkonsums während der Schwangerschaft auf ungeborene Kinder und das Auftreten der sogenannten "Fetalen Alkoholspektrumstörung" (FASD). Das Gehirn, als entscheidendes Organ für die Lebensqualität und das Schicksal eines Menschen, wird im Kontext von pränatal konsumiertem Alkohol betrachtet.
Die Arbeit beginnt mit grundlegenden Erläuterungen zur Physiologie und Anatomie des menschlichen Gehirns und erklärt dann, wie Alkohol dieses lebenswichtige Organ negativ beeinflusst. Sie zeigt auf, dass trotz Aufklärung und gesellschaftlicher Akzeptanz des Alkoholkonsums in Europa, die Prävalenz von FASD nach wie vor alarmierend ist. Viele Schwangere sind sich nicht der Gefahren bewusst, die durch Alkoholkonsum für ihre ungeborenen Kinder entstehen, während andere die Risiken ignorieren oder unterschätzen.
Das Ziel der Arbeit ist es, die Auswirkungen des mütterlichen Alkoholkonsums auf das Gehirn des Fötus und die Entwicklung von FASD zu verdeutlichen. Sie erklärt, wie pränataler Alkoholkonsum die Zukunft und das Wohlergehen dieser Kinder auf sozialer, zwischenmenschlicher und intellektueller Ebene prägt. Es wird auch aufgezeigt, dass es Zusammenhänge zwischen dem Alkoholkonsum der Väter und möglichen Schädigungen der Kinder gibt, jedoch ist dies aufgrund der komplexen Datenlage nicht Gegenstand dieser Arbeit.
I. Inhaltsverzeichnis
1. Inhaltsverzeichnis
2. Einleitung
3. Allgemeiner Aufbau des menschlichen Gehirns
3.1 Telencephalon
3.2 Cerebellum
3.3 Diencephalon
3.4 Truncus cerebri
4. Grofthirnlappen
5. Wirkungsweise von Alkohol in der Schwangerschaft
6. NeurologischeSchadigungen
6.1 Hippocampus
6.2 Corpus Callosum
6.3 Gyrus Cinguli
6.4 Frontallappen
7. Morphologische Auffalligkeiten durch FASD
8. Verschiedene Arten der Schadigung
9. Auswirkung auf das Leben der Betroffenen
10. Diagnostik
11. Behandlungsmoglichkeiten
12. Praventionsma&nahmen
13. Fazit
14. Anhang
14.1 Fachwortglossar
14.2 Literaturverzeichnis
14.3 Abbildungsverzeichnis
2. Einleitung
Das Gehirn ist das Organ, welches den Menschen in seinem Sein grundlegend ausmacht- in seinen vielfaltigen Strukturen iibernimmt es die Steuerung und Regulation der wichtigsten und lebensnotwendigsten Funktionen des Korpers. Die Qualitat seiner Funktionalitat ent-scheidet im Endeffekt daruber, was fur ein Leben ein Mensch schlussendlich fiihren wird- sei es auf sozialer, zwischenmenschlicher, Ebene, oder auch auf intellektueller, welche den be-ruflichen Weg des Menschen ebnet. Doch was passiert, wenn all diese Ebenen schon vorge-burtlich durch eine andere Person determiniert werden- auf eine negative und hochst schad-liche Weise. Dies passiert in Europa etwa 19,8 Personen pro 1000 Einwohnern- durch den Konsum von Alkohol durch die eigene Mutter in der Schwangerschaft. Diese betroffenen Personen leiden unter der „Fetalen Alkoholspektrumstorung" (FASD). FASD ist trotz Aufklarung gerade in Europa, wo Alkohol als gesellschaftlich akzeptiertes Genussmittel gilt, noch immer ein immenses Problem. Viele Frauen wissen nicht urn die Gefahr, welche von Alkohol fur ihr Ungeborenes ausgeht- andere Frauen ignorieren oder unterschatzen die Risiken- und verhin-dern so, dass ihr Kind ein gesundes, selbststandiges Leben fuhren wird. Die folgende Arbeit wird zunachst einige Grundlagen in der Physiologie und Anatomie des menschlichen Gehirns legen und spater speziell auf die Schadigung der Ungeborenen durch Alkohol eingehen und sich mit dem Krankheitsbild FASD beschaftigen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Auswirkungen durch den Alkoholkonsum mutterlicherseits darzustellen- Zusammenhange zwischen dem Al-koholkonsum der Vater (in einem Zeitraum kurz vor der Zeugung) und Schadigungen des Kin-des bestehen auch, wurden jedoch aufgrund des iibermaGigen Umfangs und der zu unge-nauen Datenlage den Rahmen dieser Arbeit uberschreiten.
3. Allgemeiner Aufbau des menschlichen Gehirns
Das menschliche Gehirn, Encephalon genannt, lasst sich in 4 wesentliche Bereiche einteilen (siehe Abb.l1 ): Das GroGhirn, das Kleinhirn, das Zwischenhirn und den Hirnstamm. Diese vier Bereiche bilden gemeinsam eines der wichtigsten Organe des menschlichen Korpers, da es fast jede unserer Korper-funktionen steuern und kontrollieren kann. AuGerdem ist es das Organ, welches dem Menschen das Denken und Er-innern ermoglicht. Im Folgenden wer-den die vier wesentlichen Bereiche des Encephalons erklart und naher erlau-tert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Gliederung des Gehirns
3.1 Das Telencephalon
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Abbildung 2 Das Grofihirn
Das GroGhirn, Telencephalon, macht mit fiber 80% der Hirnmasse den groGten Teil des Encephalons aus und beurteilt und verarbeitet Reize, auf die es, je nach Reiz, in Form von anderen Reizen antwortet. Es be-steht aus zwei Hemispharen, welche aus Sulci und Gyri bestehen (siehe Abb.22 ). Einige der Sulci und Gyri sind bei jedem Menschen identisch, andere wiederrum sind individuell. Die beiden Hemispharen werden durch die Fissura longitudinalis cerebri voneinan-dergetrennt und sind durch den Corpus callosum miteinander verbunden. Jede der beiden Hemispharen besitzt vier Hirnlappen (welche in Kapitel zwei noch naher erlautert werden): Den Lobus frontalis, Lobus parietalis, Lobus temporalis und den Lobus occipitalis. Allgemein besteht das Telencephalon aus der Substantia grisea (auGen als GroGhirnrine, Cortex Cerebri) und der Substantia alba (innen als Marklager, Medulla). Die Medulla und der Cortex Cerebri werden gemeinsam auch als Pallium, GroBhirnmantel, bezeichnet. Der Cortex Cerebri ist eine etwa zwei Millimeter dicke Rinde, welche, zurOberflachenvergrofcerung, starkaufgefaltet ist. Er besteht aus dem sechsschichtigen Isocortex und dem darunterliegenden, dreischichtigen, Allocortex. Er besitzt etwa 19-23 Milliarden Nervenzellen und hat drei verschiedene Rinden-felder: Die sensorische Rindenfelder, welche Sinneseindrucke verarbeiten; die motorischen, welche Bewegungen miteinander koordinieren und die Gedanken- und Antriebsfelder, welche fur das Denken und Erinnern zustandig sind. Der Cortex Cerebri kann auf drei verschiedene Arten eingeteilt werden- nach der entwicklungsgeschichtlichen Entstehung, nach feingewebli-chen Eigenschaften oder nach den Brodmann Arealen, welche die Endstatten der aufsteigen-den Nervenbahnen aus Rfickenmark, Hirnstamm, Zwischenhirn und Kleinhirn darstellen. Mit letztere Einteilung konnen 52 Rindenareale benannt werden. Die Medulla ist eine Nervenfa-sermasse, welche aus Nervenfasern besteht, die entweder von Neuronen des Cortex Cerebri abgehen (efferent) oder zu ihm hinziehen (afferent). In den Tiefen der Medulla sind auch die Basalganglien vorhanden, welche fur die Regulation der Motorik wichtig sind.
3.2 Cerebellum
Das Kleinhirn, Cerebellum, ist genauso wie das Telencephalon aus Cortex und Medulla aufge-baut und besteht aus den zwei Kleinhirnhemispharen und dem Kleinhirnwurm, dem Vermis cerebelli. AuGerdem verfugt es fiber die drei Kleinhirnstile, die Pedunculi cerebellares, fiber die das Cerebellum sowohl afferent, als auch efferent mit dem Hirnstamm verbunden ist. Allgemein hat das Cerebellum die Funktion, die Motorik zu koordinieren, es kann jedoch funktionell und entwicklungsgeschichtlich in drei verschiedene Kleinhirnabschnitte eingeteilt werden (siehe Abb.33 ): Das Ves-tibulocerebellum, welches aufgrund dessen, dass es der alteste Abschnitt ist, auch Ur-kleinhirn genannt wird, hat die Aufgabe, Gang, Augenbewegung und die Stiitzmotorik mit den Informationen des Gleichgewichtsorgans abzustimmen. Das Spinocere-bellum, oder auch Altkleinhirn, erhalt Informationen fiber die Stellung der Extremitaten, des Rumpfes und der Muskelspannung, da es afferente Impulse aus dem Ruckenmark empfangt. Der dritte und letzte Abschnitt ist das Pontocerebellum, welches der jungste Abschnitt ist und daher auch Neukleinhirn genannt wird. Esgewahrleistet die motorische Koordination von pra-zisen Bewegungen, durch die Informationen, die es aus dem GroGhirnkortex erhalt.
Abbildung 3 Funktionelle Gliederung des Kleinhirns
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3.3 Diencephalon
Das Diencephalon, das Zwischenhirn, liegt zwischen dem GroGhirn und dem Mittelhirn- es be-steht aus den folgenden, nicht zusammengehorigen Strukturen: Thalamus, Epithalamus, Sub-thalamus, Metathalamus, Hypothalamus und Hypophyse. Diese ubernehmen trotz der nicht vorhandenen funktionellen Einheit uberlebensnotwendige Aufgaben: Beispielsweise die Regulation von Kreislauf, Atmung und Hormonhaushalt durch den Hypothalamus oder die Integration von Wahrnehmungsprozessen und motorischen Impulsen durch den Thalamus.
Der Hirnstamm, Truncus cerebri, mit dem das Diencephalon verbunden ist, besteht aus dem Mittelhirn (Mesencephalon), der Brucke (Pons) und dem verlangerten Mark (Medulla oblongata) (siehe Abb.44 ). Er enthalt lebens-notwendige Zentren, wie beispielsweise das Kreislauf- und Atemzentrum.
4. Grofchirnlappen
Das Telencephalon gliedert sich, entsprechend der Schadelknochen, in vier verschiedene Lap-pen (siehe Abb.l) mit verschiedenen Funktionen:
3.4 Truncus cerebri
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 Gliederung des Hirnstamms
DerFrontallappen: Auch Lobus frontalis oder Stirnlappen genannt, liegt in der vorderen Scha- delgrube und enthalt das primar motorische Rindenfeld, das motorische Sprachzentrum und das frontale Augenfeld fur die Steuerung willkurlicher Augenbewegungen und den frontalen Assoziationskortex, welcher hohere psychische Funktionen iibernimmt.
DerParietallappen: Auch Lobus parietalis oder Scheitellappen genannt, beinhaltet unter an- derem den Gyrus postcentralis der das primar somatosensible Rindenfeld enthalt und den Gyrus angularis, welcher besonders fur komplexe Sprachfunktionen wie Lesen oder Schreiben wichtig ist.
DerTemporallappen: Auch Lobus temporalis oder Schlafenlappen genannt, befindet sich in der mittleren Schadelgrube. Er ist der Ort des primaren Horzentrums und des sensiblen Sprachzentrums.
DerOkzipitallappen: Auch Lobus occipitalis oder Hinterhauptslappen genannt, befindet sich in der hinteren Schadelgrube und enthalt den visuellen Kortex.
5. Wirkungsweise von Alkohol in der Schwangerschaft
Alkohol besteht aus sehr leicht plazentagangigen Molekulen, wodurch die Alkoholmolekule ungefiltert durch die Plazenta zum ungeborenen Kind gelangen konnen. Das Kind nimmt den Alkohol auf und somit herrscht im Blut des Kindes die identische Alkoholkonzentration, wie im Blut der Mutter. Fur die Mutter stellt der Abbau des Alkohols kein metabolisches Problem dar, da die Leber eines erwachsenen Menschen vollends ausgereift ist. Die Leber des Ungeborenen ist jedoch noch nicht reif genug zum Abbau von Alkohol: Es fehlen die Enzyme Alko-holdegydrogenase (ADH) und Aldehyddehydrogenase (ALDH), die fur den Abbau von Alkohol zustandig waren, so dass das Zell- und Mitosegift Alkohol und sein ebenfalls toxischer Meta-bolit Acetaldehyd etwa zehn Mai langer im Korper des Ungeborenen verbleibt, als dass es im Korper der Mutter verweilt. Wahrenddessen wird das Gift im Interzellularraum gespeichert. Dabei „beeintrachtigt [der Alkohol] die Fahigkeit, Zellen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu mobilisieren, vermehren oder zu replizieren- besonders Zellen im Gehirn und im Zentralner-vensystem" (Dr. Jeff Wozniak, 2019). Folglich sind besonders Organe mit einer hohen Stoff-wechsel- und Wachstumsrate betroffen. Mit seiner neurotoxischen Wirkung blockiert der Alkohol den N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor (einen exzitatorischen Glutamatrezeptor) und aktiviert den Gamma-Aminobuttersaure (GABAA)-Rezeptor (Olney et al. 2002). Dadurch kommt es zu einem Untergang der neuronalen Zellen. Es wurden bis zu 30% apoptotischer Zellen gefunden (zum Vergleich: im normalen Fall finden sich bis zu 1,5% apoptotischer Zel- len). Ebenfalls wird die Myelinisierung und die Synapsenanzahl vermindert, sowie die Synap- senreifung verzogert. In welchem Made sich der Alkohol auf das Ungeborene auswirkt, hangt vor allem von dem Zeitpunkt des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft ab (siehe Abb.55 ): Woche 0-2: Meist tritt ein Fruhabort der Schwangerschaft ein (Oftmals ohne das Wissen der Frau iiber die Schwangerschaft).
Embrvonale Entwicklungsphase (Woche 3-10): Missbildungen und Fehlfunktionen verschiede- nerOrgane.
Woche 10-Geburt: Eingeschranktes Korperwachstum, fehlerhafte Vernetzungen der Nerven- bahnenimGehirn.
Personen die durch den Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft geschadigt sind leiden unter der „Fetalen Alkoholspektrumstorung" (FASD).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5 Kritische Phaser) der Entwicklung
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1 Abb.l: https://viamedici.thieme.de/lernmodule/anatomie/gliederung+des+gehirns (03.04.2020 15:llh)
2 Abb.2: https://viamedici.thieme.de/lernmodule/anatomie/gro(5hirn+telencephalon (03.04.2020 15:12h)
3 Abb.3:https://viamedici.thieme.de/lernmodule/anatomie/kleinhirn+cerebellum+aufbau+und+funktio-nelle+gliederung (03.04.2020 15:17h)
4 Abb.4: https://viamedici.thieme.de/lernmodule/anatomie/hirnstamm+truncus+cerebri (03.04.2020 15:38h)
5 Abb.5: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/praenatale-kritische-phasen/11773 (03.04.2020 15:43h)
- Quote paper
- Anonymous,, 2020, Einfluss von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft auf die Gehirn-Entwicklung des Kindes, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/594688