Wenn vom Wandel der Familie gesprochen wird, dann muss angenommen werden, dass sich in ihrer Struktur und Zusammensetzung etwas verändert hat. Waren die familiären Beziehungen vor 300 Jahren noch anders als heute? Unterscheiden sich die Beziehungen der Ehepartner zueinander und zu ihren Kindern (vor 300 Jahren) zur heutigen Vorstellung von einer Familie? Was hat sich in den letzten 3 Jahrhunderten im Familienleben verändert? Kann heute überhaupt noch von Familie gesprochen werden? Es gibt viele Thesen, die vom »Zerfall der Familie« sprechen. Friedrich Engels zum Beispiel macht den industriellen Kapitalismus für den Zerfall der Arbeiterfamilie verantwortlich. Eine andere These besagt, dass durch die wohlfahrtsstaatliche Absicherung, einem Wertewandel und durch die veränderte Rolle der Frau, die Ehe und Familie an Bedeutung verloren hat und andere Lebensformen mit der Ehe in Konkurrenz getreten sind (vgl. Rosmarie Nave-Herz, 1998: 286f.). Kann man wirklich von einem »Zerfall der Familie« sprechen, sind solche und andere Verfallsdiagnosen bzw. Verfallstheorien gerechtfertigt? Wie wird zu heutigen Zeiten der Begriff Familie definiert? Aus biologischer Sicht bedeutet Familie eine systematische Kategorie, in der Näher miteinander verwandte Gattungen zusammengefasst werden. Die Soziologen beschreiben die Familie als eine soziale Gruppe, die in der heutigen industriellen Gesellschaft in der Regel aus den Eltern und ihren unselbständigen Kindern besteht. Oft wird auch die Verwandtschaft als Familie bezeichnet (vgl. DER BROCKHAUS, 2000: 437). Das Lexikon zur Soziologie beschreibt die Familie folgendermaßen: „Familie bezeichnet in der Soziologie (wie im Alltag) unterschiedliche Aspekte und Konstellationen einer sozialen Lebensform, die mindestens Kinder und Eltern (bzw. ein Elternteil) umfaßt (also auf Verwandtschaft beruht) und einen dauerhaften und im Innern durch Solidarität und persönliche Verbundenheit (...) charakterisierten Zusammenhang aufweist“ (Lexikon zur Soziologie, 1995: 197). Wurde die Familie im 18. Jahrhundert noch anders verstanden? [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die bäuerliche Familie
- Die Heirat
- Das Eheleben
- Kinder und ihre Erziehung
- Die Familie im »alten« Handwerk
- Die Heirat bei den Handwerkern
- Das Eheleben
- Die Situation der Kinder
- Die Familie in der Hausindustrie
- Heirat
- Das Eheleben
- Die Kinder der Heimarbeiter
- Die Familie im Bürgertum
- Allgemeiner Überblick
- Auflösung der traditionellen Hauswirtschaft
- Das neue Leitbild der bürgerlichen Familie
- Die Entstehung der Kindheit
- Die bürgerliche Familie am Ende des 18. Jahrhunderts
- Die Liebesheirat
- Das Eheleben
- Die Kinder
- Das Bürgertum in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Das Heiratsverhalten
- Die Ehebeziehungen
- Die Situation der Kinder
- Allgemeiner Überblick
- Die Arbeiterfamilie
- Motive der Eheschließung
- Die Arbeiterfamilie und ihr Eheleben
- Die Situation der Kinder
- Der »Mythos« der Großfamilie
- Die >>moderne« Familie im 20./21. Jahrhundert
- Der Übergang von der traditionellen zur modernen Familie
- Familientypen nach Kohli und Burkart
- Das Arbeiter-Familien-Milieu
- Das Milieu der »>technischen Vernunft <<
- Das Milieu der individualisierten Akademiker
- Das alternative Milieu: Zwischen Tradition und Postmoderne
- Resümee
- Wandel der familiären Lebensformen
- Kann man vom »Zerfall der Familie« sprechen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Wandel der familiären Lebensformen im Laufe der Geschichte, beginnend mit der bäuerlichen Familie bis hin zur modernen Familie. Sie analysiert die Veränderungen in der Partnerwahl, Kindererziehung, Heiratsalter und -gründen sowie in den Beziehungen zwischen den Ehepartnern und ihren Kindern. Ziel der Arbeit ist es, den Wandel der Familie zu beschreiben und zu analysieren sowie die Frage zu klären, ob man von einem »Zerfall der Familie« sprechen kann.
- Veränderungen in der Familienstruktur und -zusammensetzung im Laufe der Geschichte
- Entwicklung des Heiratsverhaltens und der Familienbeziehungen
- Die Rolle der Kinder in unterschiedlichen Familienformen
- Einfluss des industriellen Kapitalismus und des Wohlfahrtsstaates auf die Familie
- Aktuelle Debatten um den »Zerfall der Familie«
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik des Wandels der familiären Lebensformen ein und stellt die Forschungsfrage nach dem »Zerfall der Familie«.
- Kapitel 2 beschreibt die bäuerliche Familie und beleuchtet die traditionellen Normen und Werte in Bezug auf Heirat, Eheleben und Kindererziehung.
- Kapitel 3 untersucht die Familie im »alten« Handwerk und zeichnet ein Bild der Lebensbedingungen und Familienstrukturen in dieser Berufsgruppe.
- Kapitel 4 fokussiert auf die Familie in der Hausindustrie und analysiert die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Familienverhältnisse.
- Kapitel 5 widmet sich der Familie im Bürgertum und zeigt die Entwicklung des modernen Familienbildes und die Entstehung der Kindheit.
- Kapitel 6 beleuchtet die Arbeiterfamilie und analysiert die Motive der Eheschließung, das Eheleben und die Situation der Kinder in dieser Sozialklasse.
- Kapitel 7 befasst sich mit dem »Mythos« der Großfamilie und diskutiert die Bedeutung dieser Familienform in der Gesellschaft.
- Kapitel 8 betrachtet die >>moderne« Familie im 20./21. Jahrhundert und analysiert den Übergang von der traditionellen zur modernen Familie.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Familienformen im Wandel der Zeit und setzt sich mit zentralen Begriffen wie Heirat, Eheleben, Kindererziehung, industrieller Kapitalismus, Wohlfahrtsstaat, »Zerfall der Familie« und Familienstrukturen auseinander. Darüber hinaus werden Themen wie Partnerwahl, Heiratsalter, Heiratsgründe und die Auswirkungen der Industrialisierung auf das Familienleben untersucht.
- Quote paper
- Andrea Henschel (Author), 2001, Wandel der familiären Lebensformen: Von der bäuerlichen bis zur modernen Familie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/59001