"Es war ein halbwachsenes Mädchen, sehr zart gebaut, und ihre feinen Linien, noch mehr das Oval und die Farbe ihres Gesichts, deuteten auf eine Fremde." (Fontane 1997, S. 6). Diese zu Beginn der Novelle "Grete Minde" beschreibenden Worte des Autors Theodor Fontane lassen noch wenig darauf deuten, dass es sich bei ebendieser Figur um eine spätere Brandstifterin handelt, die überdies einen erweiterten Suizid begeht. Die Motive für diesen Selbstmord sollen in der vorliegenden Arbeit herausgearbeitet werden.
In der Novelle wird geschildert, wie die unglückliche Grete mit ihrem Nachbarsjungen Valtin aus ihrem Heimatort Tangermünde aus ihrer familiären Situation flüchtet. Als sie Jahre später ohne Valtin zurückkehrt und ihren Stiefbruder Gerdt um einen Platz als dienende Magd im Familienhaus und anschließend um ihren Anteil des Erbes bittet, weist er diese Bitten ab. Wenig später ereignet sich dann das Unglück: Grete Minde stürzt sich in die von ihr verursachten Flammen und reißt ihr eigenes sowie das Kind ihres Bruders und ihrer Schwägerin mit in den Tod. Das Finale der Novelle schildert demnach ein tragisches und verstörendes Ende, welches sich während der geschilderten Handlungen des Werkes mal mehr und mal weniger andeuten lässt. In der vorliegenden Arbeit sollen Motive herausgearbeitet werden, die möglicherweise erklären können, wie das oben beschriebene, zarte Kind einer Ratsherrenfamilie zu einer solchen "Mordbrennerin" werden konnte (vgl. Pniower 1912, S. 302).
Um diesen Spuren nachzugehen, sollen zuerst die gesellschaftlichen Konventionen, die möglicherweise Gretes tragisches Ende mitbestimmten und anschließend Gretes familiäre Situation und deren Wirkung in Bezug auf die Tat aufgezeigt werden. Außerdem sollen mögliche Beweggründe herausgestellt werden, die in der Beziehung zwischen Grete und Valtin entstanden sind. Zuletzt soll Grete Mindes eigene Person von Bedeutung sein, indem betrachtet wird, welche Charakterzüge ihrerseits die Tat begünstigt haben. Diese erarbeiteten Motive sollen dann in einem nächsten Schritt diskutiert werden. Abschließend werden die Ergebnisse dieser Arbeit als Fazit zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Motive
- Einflüsse der Gesellschaft
- Familiärer Hintergrund
- Die Beziehung zwischen Grete und Valtin
- Grete Mindes Selbst
- Diskussion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Motiven, die zum tragischen Ende von Grete Minde in Theodor Fontanes Novelle „Grete Minde“ führen. Ziel ist es, die Ursachen für Grete Mindes selbstverschuldete Brandkatastrophe zu analysieren und zu erklären, wie das „zarte Kind“ (Fontane 1997, S. 6) zu einer „Mordbrennerin“ werden konnte.
- Einfluss der Gesellschaft auf Grete Mindes Handlung
- Die Rolle des familiären Umfelds in Gretes Entscheidung
- Die Bedeutung der Beziehung zwischen Grete und Valtin
- Grete Mindes eigene Persönlichkeit und ihre Auswirkungen auf die Tat
- Das gesellschaftliche Rechtssystem und seine mögliche Rolle im Kontext von Grete Mindes Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit führt in die Thematik der Novelle „Grete Minde“ ein und stellt das tragische Ende der Titelfigur in den Vordergrund. Die Einleitung beleuchtet zudem den historischen Hintergrund der Novelle und die Abgrenzung zu dem tatsächlichen Kriminalfall der historischen Grete Minde.
Das Kapitel „Motive“ befasst sich mit den verschiedenen Faktoren, die zum tragischen Ende Grete Mindes beitragen. Hier werden die Einflüsse der Gesellschaft, die familiäre Situation, die Beziehung zwischen Grete und Valtin sowie Grete Mindes eigene Persönlichkeit analysiert.
Die Diskussion der erarbeiteten Motive erfolgt in einem separaten Kapitel. In diesem Abschnitt wird das Zusammenspiel der einzelnen Motive und deren Beitrag zum tragischen Ende Grete Mindes eingehend betrachtet.
Im abschließenden Kapitel „Fazit“ werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und die Schlussfolgerungen, die aus der Analyse der Motive gezogen werden können, dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der sozialen Ausgrenzung, familiären Konflikten, Liebe und Verlust, Flucht und Rebellion gegen gesellschaftliche Konventionen sowie dem Einfluss des gesellschaftlichen Rechtssystems auf das Schicksal eines Einzelnen. Die Analyse konzentriert sich dabei insbesondere auf das tragische Ende der Figur Grete Minde in Theodor Fontanes Novelle „Grete Minde“ und die Frage, wie die gesellschaftlichen und familiären Faktoren sowie Gretes eigene Persönlichkeit zur Brandkatastrophe und ihrem selbstgewählten Tod führten.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2019, Warum Suizid? Motive für das tragische Ende von Fontanes "Grete Minde", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/584667