„(…)Das Spiegelbild, das uns das Pferd zeigt, sind unsere inneren unsichtbaren Stärken, Mängel und Schwächen. Das Pferd schaut hinter den Spiegel, es kann durchblicken und sieht, wie der Mensch hinter der Spiegelwand wirklich aussieht. Unser Spiegel zeigt nur die Äußerlichkeit, das Pferd ist für uns der Spiegel unserer Seele.
Die Charaktereigenschaften, die wir zu verbergen suchen, erkennt das Pferd sofort. Trotzdem dient es uns treu, damit wir an ihm uns schulen und mit ihm zur Harmonie gelangen.“
(aus "Die Moderne Reitschule" von Selma Brandl)
Menschen fühlten sich den Pferden schon lange eng verbunden.
Seit etwa 1950 wird diese Verbundenheit zum Pferd zur Therapie und/oder Förderung beeinträchtigter Menschen in jeglicher Hinsicht, genutzt.
Das Thema dieser Arbeit ist spezifisch auf das heilpädagogische Reiten mit geistig behinderten Menschen ausgerichtet.
Dabei werden insbesondere auf 4 Fragestellungen eingegangen:
1. Welche Möglichkeiten bietet die Arbeit mit dem Pferd für die Förderung der geistigen, körperlichen und seelischen Entwicklung bei Menschen mit verschiedenen Problemstellungen?
2. Warum stellt gerade das Pferd so einen wertvollen Therapiepartner für diese Menschen dar?
3. Welche Persönlichkeit verbirgt sich hinter dem „Menschen mit einer geistigen Behinderung“?
4. Welche pädagogisch-psychologischen Zielsetzungen können bei der Förderung und Therapie von geistig behinderten Menschen mit Einbeziehung des Pferdes im Rahmen des Heilpädagogischen Reitens verwirklicht werden und wo sind die Grenzen bei dieser Förderungsmöglichkeit?
Der Mensch wird im Umgang mit dem Pferd ganzheitlich angesprochen – somit ist die Vorraussetzung zu einer Therapie (Förderung) gegeben. Hierbei steht die Förderung über das Medium Pferd in den Bereichen der (körperlichen, kognitiven und/oder emotionalen) Entwicklung, des Befindens und des Verhaltens im Vordergrund.
Dass das therapeutische Reiten immer mehr an Bedeutung gewinnt, zeigt sich nicht nur an dem vielseitigen Klientel, das daran erfolgreich teilnimmt, sondern auch daran, dass sich auf internationaler Ebene vereinende Strukturen entwickeln.
"Für Pferde gibt es keine Andersartigkeit. Sie haben weder Vorurteile, noch stellen sie Randgruppen auf oder befinden Menschen als geistig behindert."
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Vom Zugpferd zum therapeutischen Helfer - Geschichtlicher Rückblick
- 3. Therapeutisches Reiten - Das Pferd in Medizin, Pädagogik, Psychologie und Sport
- 3.1 Krankengymnastik auf dem Pferd - Hippotherapie
- 3.2 Sportlich aktiv mit dem Pferd - Behindertenreitsport
- 3.3 Das Pferd in Psychologie und Pädagogik - Heilpädagogisches Reiten und - Voltigieren
- 3.3.1 Der Unterschied zwischen Voltigieren und Reiten
- 4. Therapeutisches Reiten als Unterstützung für die Soziale Arbeit
- 4.1 Positive Auswirkungen auf die personale und soziale Integration
- 5. Die Rolle des Pferdes
- 5.1 Das Beziehungserleben zum Pferd
- 5.2 Das Pferd als Partner
- 6. Menschen mit einer geistigen Behinderung
- 6.1 Was bedeutet geistige Behinderung?
- 6.1.1 Das Erscheinungsbild einer geistigen Behinderung
- 6.1.2 Ursachen
- 6.1.2.1 Chromosomenanomalien
- 6.1.2.2 Metabolisch-genetische Ursachen
- 6.1.2.3 Ätiologisch unklare Ursachen
- 6.1.2.4 Exogene Formen
- 6.1.3 Auswirkungen
- 6.1.3.1 Der geistig behinderte Mensch in der Gesellschaft
- 6.1.3.2 Kommunikation und Interaktion
- 6.1.3.3 Entwicklung und Lernverhalten
- 6.2 Lebensqualität und geistige Behinderung
- 6.3 Die Rechtslage eines geistig behinderten Menschen
- 6.4 Zusammenfassung
- 6.1 Was bedeutet geistige Behinderung?
- 7. Fördermöglichkeiten
- 8. Heilpädagogisches Reiten für geistig behinderte Menschen
- 8.1 Die Anfänge des heilpädagogischen Reitens
- 8.2 Warum heilpädagogisches Reiten für geistig Behinderte?
- 8.3 Zielsetzungen und Möglichkeiten beim heilpädagogischen Reiten mit geistig Behinderten
- 8.3.1 Die ganzheitliche Förderung des Einzelnen und der betroffenen Gruppe
- 8.3.2 Lernprozesse
- 8.4 Voraussetzungen zur Durchführung des heilpädagogischen Reitens mit geistig behinderten Menschen
- 8.4.1 Das geeignete Reittier
- 8.4.2 Die Ausrüstung des Pferdes
- 8.4.3 Der Ort der Durchführung - Reithalle/Reitplatz
- 8.4.4 Der Reiter und seine Ausrüstung
- 8.4.5 Der Reittherapeut - seine Ausbildung, seine Aufgaben und sein Verhalten
- 8.5 Methodische Vorgehensweise beim heilpädagogischen Reiten
- 8.5.1 Die emotionale Kontaktaufnahme zum Pferd (nach Marianne Gäng)
- 8.5.1.1 Die Phasen der emotionalen Kontaktaufnahme
- 8.5.2 Von den ersten Übungen auf dem Pferd zum selbstständigen Reiten
- 8.5.3 Das Versorgen des Pferdes nach dem Reiten
- 8.5.4 Methodische Grundsätze
- 8.5.1 Die emotionale Kontaktaufnahme zum Pferd (nach Marianne Gäng)
- 8.6 Grenzen des Heilpädagogischen Reitens
- 8.7 Zusammenfassung
- 9. Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
- 10. Zur Finanzierung des therapeutischen Reitens - Leistungserbringer und Kostenträger
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Möglichkeiten und Grenzen des heilpädagogischen Reitens für Menschen mit geistiger Behinderung im Kontext der sozialen Arbeit. Die Arbeit analysiert den Einsatz des therapeutischen Reitens als Fördermethode und beleuchtet die Rolle des Pferdes als Therapiepartner. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen bei der Arbeit mit dieser Zielgruppe.
- Möglichkeiten des therapeutischen Reitens in der Förderung geistiger, körperlicher und seelischer Entwicklung bei Menschen mit geistiger Behinderung.
- Die Rolle des Pferdes als Therapiepartner und die besondere Mensch-Tier-Beziehung.
- Herausforderungen und Grenzen des heilpädagogischen Reitens im Umgang mit geistiger Behinderung.
- Pädagogisch-psychologische Zielsetzungen und methodische Vorgehensweisen.
- Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und die Finanzierung des therapeutischen Reitens.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung beschreibt die persönlichen Erfahrungen der Autorin mit Pferden und geistig behinderten Menschen, die die Motivation für diese Arbeit bilden. Sie formuliert vier zentrale Forschungsfragen, die sich mit den Möglichkeiten des therapeutischen Reitens, der Rolle des Pferdes als Therapiepartner, der Persönlichkeit geistig behinderter Menschen und den pädagogisch-psychologischen Zielsetzungen und Grenzen dieser Methode befassen. Die Autorin erläutert ihren Ansatz, die Geschichte der Mensch-Pferd-Beziehung und das therapeutische Reiten im Allgemeinen zu betrachten.
2. Vom Zugpferd zum therapeutischen Helfer - Geschichtlicher Rückblick: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Beziehung zwischen Mensch und Pferd, von der Nutzung als Arbeitstier bis hin zur Entwicklung des therapeutischen Reitens. Es wird die zunehmende Erkenntnis der therapeutischen Möglichkeiten des Pferdes im Laufe der Zeit dargestellt und die Weichen für die darauffolgenden Kapitel gelegt, die sich mit der modernen Anwendung des therapeutischen Reitens befassen.
3. Therapeutisches Reiten - Das Pferd in Medizin, Pädagogik, Psychologie und Sport: Dieses Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Anwendungsbereiche des therapeutischen Reitens, darunter Hippotherapie, Behindertenreitsport und heilpädagogisches Reiten. Es werden die jeweiligen Methoden und Zielsetzungen beschrieben und der Unterschied zwischen Voltigieren und Reiten herausgestellt. Der Exkurs zum therapeutischen Reiten im Ausland erweitert den Blickwinkel auf internationale Perspektiven und Best Practices.
4. Therapeutisches Reiten als Unterstützung für die Soziale Arbeit: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die positive Wirkung des therapeutischen Reitens auf die personale und soziale Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen. Es werden die verschiedenen sozialen und emotionalen Aspekte beleuchtet, die durch das Reiten positiv beeinflusst werden können. Es wird argumentiert, wie das therapeutische Reiten einen Beitrag zur Inklusion leisten kann.
5. Die Rolle des Pferdes: In diesem Kapitel wird die besondere Beziehung zwischen Mensch und Pferd im therapeutischen Kontext analysiert. Der Fokus liegt auf dem Beziehungserleben und der Rolle des Pferdes als sensibler und zuverlässiger Partner in der Therapie. Die einzigartige Fähigkeit des Pferdes, auf die Emotionen des Menschen einzugehen und therapeutische Prozesse zu unterstützen, wird hervorgehoben.
6. Menschen mit einer geistigen Behinderung: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Beschreibung verschiedener Aspekte der geistigen Behinderung, von der Definition und den Erscheinungsformen über die Ursachen (chromosomal, metabolisch-genetisch, exogen) bis hin zu den Auswirkungen auf die soziale Integration, Kommunikation, Entwicklung und das Lernverhalten. Der Einfluss der geistigen Behinderung auf die Lebensqualität und die rechtlichen Aspekte werden ebenfalls behandelt. Die Zusammenfassung dieses Kapitels fasst die zentralen Erkenntnisse zusammen.
7. Fördermöglichkeiten: Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Fördermöglichkeiten, die sich aus dem vorangegangenen Kapitel ergeben und stellt die Brücke zum heilpädagogischen Reiten dar. Es benennt die spezifischen Bedürfnisse, die durch zusätzliche Fördermaßnahmen adressiert werden können.
8. Heilpädagogisches Reiten für geistig behinderte Menschen: Dieses Kapitel befasst sich ausführlich mit dem heilpädagogischen Reiten für Menschen mit geistiger Behinderung. Es werden die Anfänge, die Zielsetzungen und Möglichkeiten dieser Methode beschrieben. Ausführlich werden die Voraussetzungen für die Durchführung, wie das geeignete Reittier, die Ausrüstung, der Ort und die Qualifikation des Reittherapeuten, erläutert. Die methodische Vorgehensweise, einschließlich der emotionalen Kontaktaufnahme zum Pferd nach Marianne Gäng, wird detailliert dargestellt. Die Grenzen des heilpädagogischen Reitens werden ebenfalls aufgezeigt. Die Zusammenfassung fasst die zentralen Aspekte dieses Kapitels zusammen.
9. Zusammenarbeit mit anderen Institutionen: Dieses Kapitel beschreibt die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen und Akteuren, um die erfolgreiche Durchführung des therapeutischen Reitens zu gewährleisten. Es beleuchtet verschiedene Kooperationsmodelle und die Vorteile einer interdisziplinären Zusammenarbeit.
10. Zur Finanzierung des therapeutischen Reitens - Leistungserbringer und Kostenträger: Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen Finanzierungsmodelle des therapeutischen Reitens und benennt die Akteure, die an der Finanzierung beteiligt sind. Es analysiert die Herausforderungen und Möglichkeiten der Finanzierung und mögliche Lösungsansätze.
Schlüsselwörter
Therapeutisches Reiten, Heilpädagogisches Reiten, Geistige Behinderung, Inklusion, Mensch-Tier-Beziehung, Förderung, Therapie, Pädagogik, Psychologie, Soziale Arbeit, Integration, Reittherapie, Lebensqualität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Heilpädagogisches Reiten für Menschen mit geistiger Behinderung
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Möglichkeiten und Grenzen des heilpädagogischen Reitens für Menschen mit geistiger Behinderung im Kontext der sozialen Arbeit. Sie analysiert den Einsatz des therapeutischen Reitens als Fördermethode und beleuchtet die Rolle des Pferdes als Therapiepartner. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen bei der Arbeit mit dieser Zielgruppe.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt ein breites Spektrum an Themen, darunter die Geschichte des therapeutischen Reitens, verschiedene Anwendungsbereiche (Hippotherapie, Behindertenreitsport, heilpädagogisches Reiten und Voltigieren), die positive Wirkung auf die soziale Integration, die Mensch-Tier-Beziehung, die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung, pädagogisch-psychologische Zielsetzungen und methodische Vorgehensweisen, die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und die Finanzierung des therapeutischen Reitens.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in zehn Kapitel: Einführung, Geschichtlicher Rückblick, Therapeutisches Reiten (inkl. Hippotherapie, Behindertenreitsport und heilpädagogisches Reiten), Therapeutisches Reiten in der Sozialen Arbeit, Die Rolle des Pferdes, Menschen mit geistiger Behinderung (inkl. Definition, Ursachen und Auswirkungen), Fördermöglichkeiten, Heilpädagogisches Reiten für geistig Behinderte (inkl. methodischer Vorgehensweise und Grenzen), Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Finanzierung des therapeutischen Reitens.
Was sind die zentralen Forschungsfragen der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Möglichkeiten des therapeutischen Reitens in der Förderung geistiger, körperlicher und seelischer Entwicklung bei Menschen mit geistiger Behinderung, die Rolle des Pferdes als Therapiepartner und die besondere Mensch-Tier-Beziehung, die Herausforderungen und Grenzen des heilpädagogischen Reitens im Umgang mit geistiger Behinderung sowie pädagogisch-psychologische Zielsetzungen und methodische Vorgehensweisen.
Welche methodischen Vorgehensweisen werden im heilpädagogischen Reiten beschrieben?
Die Arbeit beschreibt detailliert die methodische Vorgehensweise im heilpädagogischen Reiten, inklusive der emotionalen Kontaktaufnahme zum Pferd nach Marianne Gäng (mit Phasenbeschreibung), Übungen auf dem Pferd bis zum selbstständigen Reiten und die Versorgung des Pferdes nach dem Reiten. Methodische Grundsätze werden ebenfalls erläutert.
Welche Voraussetzungen sind für die Durchführung des heilpädagogischen Reitens notwendig?
Die Arbeit beschreibt die notwendigen Voraussetzungen für die Durchführung des heilpädagogischen Reitens, inklusive des geeigneten Reittiers, der Ausrüstung des Pferdes und des Reiters, des Ortes der Durchführung und der Qualifikation und Aufgaben des Reittherapeuten.
Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen?
Die Arbeit betont die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen und Akteuren (z.B. Therapeuten, Sozialarbeiter, Ärzte) für den Erfolg des therapeutischen Reitens und beleuchtet verschiedene Kooperationsmodelle und die Vorteile einer interdisziplinären Zusammenarbeit.
Wie wird das therapeutische Reiten finanziert?
Das letzte Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Finanzierungsmodellen des therapeutischen Reitens, benennt die beteiligten Akteure (Leistungserbringer und Kostenträger) und analysiert Herausforderungen und Möglichkeiten der Finanzierung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Therapeutisches Reiten, Heilpädagogisches Reiten, Geistige Behinderung, Inklusion, Mensch-Tier-Beziehung, Förderung, Therapie, Pädagogik, Psychologie, Soziale Arbeit, Integration, Reittherapie und Lebensqualität.
Wo finde ich eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die die zentralen Inhalte und Ergebnisse jedes Kapitels prägnant beschreibt.
- Arbeit zitieren
- Diana Kirstein (Autor:in), 2006, Therapeutisches Reiten in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/58262