Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung, weltumspannender Märkte sowie der immer schnelleren Entwicklung neuer Technologien, stehen Kreditwirtschaft wie auch Unternehmen vor großen Herausforderungen, die zum einen Chancen, zum anderen aber auch erhebliche Risiken mit sich bringen. Wie diese Risiken aussehen können, haben dabei unlängst Wirtschafts-und Finanzkrisen in Asien und Lateinamerika gezeigt. Banken, die mittels ihrer Finanzpolitik in der Lage sind den Geldumlauf sowie die Güternachfrage maßgeblich zu beeinflussen, tragen hierbei besondere Verantwortung. Dabei kann die Solvenz einer Bank, d.h. die risikoadäquate Eigenkapitalausstattung einen maßgeblichen Einfluss auf die Stabilität einer ganzen Wirtschaft haben. Somit kommt der Sicherung eines stabilen Finanz- und Bankensystems, welches als Garant für eine stabile Volkswirtschaft gilt, eine besondere Bedeutung zu, die längst nicht mehr alleine von den einzelnen nationalen Aufsichtsbehörden geleistet werden kann. Internationale Standards sind hierfür unentbehrlich. Im Jahr 1988 wurde vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht mit dem Baseler Akkord (Basel I) ein entscheidender Meilenstein durch die Festlegung von Mindesteigenkapitalstandards für international tätige Banken auf den Weg gebracht. Dieser sah z.B. eine pauschale Eigenkapitalunterlegung in Höhe von 8% des zu vergebenden Kredites an ein Unternehmen vor. Aber die Akteure auf dem Finanzmarkt sind kreativ und somit nahmen die Umgehungsmöglichkeiten der Regelungen von Basel I durch neue Produkte zu und damit auch die Risiken. Als negatives Beispiel sei die legendäre Pleite der Barings Bank, ausgelöst von Nick Leeson, im Jahr 1995 genannt. Auch zahlreiche Nachbesserungen, wie z.B. die Berücksichtigung der Marktrisiken durch das Baseler Markrisikopapier im Jahr 1996, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Basel I war insgesamt reformbedürftig, um den veränderten Rahmenbedingungen international tätiger Banken Rechnung tragen zu können. Im Juni 1999 veröffentlichte der Baseler Ausschuss deshalb einen ersten Entwurf zur Neuregelung mit dem Titel „A New Capital Adequacy Framework“, besser bekannt als Basel II, mit der Zielsetzung, die Missstände des alten Systems zu beheben. Nach zahlreichen Änderungswünschen und Detailregelungen wurde schließlich die überarbeitete Rahmenvereinbarung fünf Jahre später (im Juni 2004) verabschiedet und soll Ende 2006/Anfang 2007 Gültigkeit erlangen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Zielsetzung
- 1.2 Vorgehensweise
- 2. Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen
- 2.1 Rechtlicher und historischer Hintergrund
- 2.2 Basel I
- 2.2.1 Verankerung im deutschen Recht
- 2.2.2 Bankenaufsicht
- 2.2.3 Kreditvergaberegeln
- 2.3 Motive für die Novellierung der Vereinbarung
- 2.4 Basel II
- 2.4.1 Säule 1 - Mindesteigenkapitalanforderungen
- 2.4.1.1 Kreditrisiko
- 2.4.1.2 Marktpreisrisiko
- 2.4.1.3 Operationelles Risiko
- 2.4.2 Säule 2 - Überprüfung durch die Aufsichtsbehörden
- 2.4.3 Säule 3 - Transparenz und Marktdisziplin
- 2.4.4 Rating-Ansätze
- 2.4.4.1 Der Standardansatz
- 2.4.4.2 Der Internal-Rating-Based-(IRB)-Ansatz
- 3. Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland (KMU)
- 3.1 Was sind kleinere und mittlere Unternehmen?
- 3.2 Quantitative Differenzierung
- 3.3 Qualitative Differenzierung
- 3.4 Marktbedeutung des Mittelstandes
- 3.5 Finanzwirtschaftliche Situation des Mittelstands
- 3.5.1 Eigenkapitalsituation
- 3.5.2 Außenfinanzierung
- 4. Auswirkungen von Basel II
- 4.1 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
- 4.2 Auswirkungen auf den Mittelstand
- 5. Rating
- 5.1 Begriffsdefinition
- 5.2 Klassische Bonitätsprüfung und was wird sich zukünftig ändern?
- 5.3 Rating-Verfahren
- 5.3.1 Internes vs. externes Rating
- 5.3.2 Externes Rating
- 5.3.2.1 Anforderungen an die Rating-Agenturen
- 5.3.2.2 Kosten und Anbieter externer Ratings
- 5.3.3 Bankinternes Rating
- 5.4 Das Rating der Sparkassen-Finanzgruppe
- 5.4.1 Quantitatives Rating
- 5.4.2 Qualitatives Rating
- 5.4.3 Basisrating
- 5.4.4 Warnsignale
- 5.4.5 Haftungsverbünde
- 5.5 Vergleichbarkeit des bankinternen Ratings
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen der Baseler Eigenkapitalvereinbarungen, insbesondere Basel II, auf den deutschen Mittelstand und die Bedeutung von Ratingverfahren in diesem Kontext. Das Ziel ist es, die Herausforderungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aufzuzeigen und die Implikationen für Kreditinstitute zu beleuchten.
- Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen und ihre Entwicklung
- Die spezifische Situation des deutschen Mittelstandes
- Die Auswirkungen von Basel II auf KMU und Kreditinstitute
- Die verschiedenen Rating-Ansätze und ihre Bedeutung
- Der Vergleich zwischen internem und externem Rating
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Diplomarbeit ein, beschreibt die Problemstellung, welche die Auswirkungen von Basel II auf den Mittelstand und das Rating betrifft, und skizziert die Vorgehensweise der Untersuchung.
2. Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen, beginnend mit einem historischen Rückblick und der Darstellung von Basel I. Es analysiert die Motive für die Novellierung hin zu Basel II und beschreibt detailliert die drei Säulen des neuen Systems: Mindesteigenkapitalanforderungen (Säule 1), Aufsichtsüberprüfung (Säule 2) und Marktdisziplin durch Transparenz (Säule 3). Besondere Aufmerksamkeit wird den verschiedenen Rating-Ansätzen (Standardansatz und IRB-Ansatz) gewidmet, die für die Bestimmung des Kreditrisikos zentral sind.
3. Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland (KMU): Dieses Kapitel definiert und charakterisiert KMU in Deutschland, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Es beleuchtet die Marktbedeutung des Mittelstandes und analysiert dessen finanzwirtschaftliche Situation, insbesondere die Eigenkapitalsituation und die Möglichkeiten der Außenfinanzierung. Der Fokus liegt auf den Besonderheiten der KMU im Vergleich zu größeren Unternehmen.
4. Auswirkungen von Basel II: Dieser Abschnitt untersucht die Folgen von Basel II sowohl für die Kreditinstitute als auch für den Mittelstand. Es werden die Veränderungen in der Kreditvergabepraxis und die Herausforderungen für die Risikosteuerung der Banken analysiert, und der Einfluss auf die Finanzierungsmöglichkeiten der KMU wird im Detail betrachtet.
5. Rating: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit dem Thema Rating. Es definiert den Begriff, beschreibt klassische Bonitätsprüfungen und skizziert die zukünftigen Veränderungen durch Basel II. Der Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich zwischen internem und externem Rating, den Anforderungen an Rating-Agenturen, den Kosten und den verschiedenen Verfahren. Das Rating der Sparkassen-Finanzgruppe wird als Beispiel detailliert vorgestellt.
Schlüsselwörter
Basel II, Eigenkapital, Mittelstand, KMU, Rating, Kreditrisiko, Bankenaufsicht, Finanzwirtschaft, Bonitätsprüfung, IRB-Ansatz, Standardansatz, Sparkassen-Finanzgruppe.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Auswirkungen der Baseler Eigenkapitalvereinbarungen auf den deutschen Mittelstand
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen der Baseler Eigenkapitalvereinbarungen, insbesondere Basel II, auf den deutschen Mittelstand und die Bedeutung von Ratingverfahren in diesem Kontext. Sie beleuchtet die Herausforderungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) und die Implikationen für Kreditinstitute.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen und deren Entwicklung, die spezifische Situation des deutschen Mittelstandes, die Auswirkungen von Basel II auf KMU und Kreditinstitute, verschiedene Rating-Ansätze und deren Bedeutung, sowie den Vergleich zwischen internem und externem Rating.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Baseler Eigenkapitalvereinbarungen (inkl. Basel I und II), Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland (KMU), Auswirkungen von Basel II auf KMU und Kreditinstitute, und Rating (inkl. internem und externem Rating sowie dem Beispiel der Sparkassen-Finanzgruppe).
Was wird im Kapitel "Baseler Eigenkapitalvereinbarungen" behandelt?
Dieses Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen, inklusive historischem Rückblick (Basel I), den Motiven für die Novellierung zu Basel II und einer detaillierten Beschreibung der drei Säulen von Basel II: Mindesteigenkapitalanforderungen (Säule 1), Aufsichtsüberprüfung (Säule 2) und Marktdisziplin durch Transparenz (Säule 3). Es werden auch die verschiedenen Rating-Ansätze (Standardansatz und IRB-Ansatz) im Detail erläutert.
Was wird im Kapitel "Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland (KMU)" behandelt?
Dieses Kapitel definiert und charakterisiert KMU in Deutschland quantitativ und qualitativ. Es beleuchtet die Marktbedeutung des Mittelstandes und analysiert dessen finanzwirtschaftliche Situation, insbesondere die Eigenkapitalsituation und die Möglichkeiten der Außenfinanzierung.
Welche Auswirkungen von Basel II werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Folgen von Basel II für Kreditinstitute (Veränderungen in der Kreditvergabepraxis und Herausforderungen für die Risikosteuerung) und den Mittelstand (Einfluss auf die Finanzierungsmöglichkeiten der KMU).
Was wird im Kapitel "Rating" behandelt?
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff Rating, klassischen Bonitätsprüfungen und zukünftigen Veränderungen durch Basel II. Es vergleicht internes und externes Rating, beschreibt Anforderungen an Rating-Agenturen und deren Kosten, und erläutert verschiedene Verfahren. Das Rating der Sparkassen-Finanzgruppe dient als detailliertes Beispiel.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind Basel II, Eigenkapital, Mittelstand, KMU, Rating, Kreditrisiko, Bankenaufsicht, Finanzwirtschaft, Bonitätsprüfung, IRB-Ansatz, Standardansatz, und Sparkassen-Finanzgruppe.
Welche Zielsetzung verfolgt die Diplomarbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Herausforderungen für KMU durch Basel II aufzuzeigen und die Implikationen für Kreditinstitute zu beleuchten.
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- Dipl. Wirtschaftsing. (FH) Jens Malessa (Author), 2005, Basel II, die Bedeutung für den Mittelstand und Rating, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/57805