1. Einleitung
Ende der neunziger Jahre war insbesondere der deutsche Aktienmarkt ein Eldorado für Börsenanleger aufgrund hoher Kurssteigerungen. Dieser entwickelte jedoch durch eine bis dahin unbekannte Euphorie, einhergehend mit dem Aufstreben der New Economy, eine folgenschwere und unkontrollierte Eigendynamik, die schließlich mit dem Platzen einer spekulativen Blase endete. In der Folgezeit offenbarte sich daraufhin so manch trügerisches Bild bezüglich der wahren, wirtschaftlichen Lage einiger Unternehmen nach der Aufdeckung zahlreicher Bilanzfälschungen. Diese wurden durchgeführt, um einen drohenden Untergang, etwa durch gravierende Managementfehler in Verbindung mit allgemeinen Kursrückgängen zu verbergen. Andere wiederum versuchten sich in der allgemeinen Euphorie mit Hilfe dubioser Geschäftsideen und Praktiken zu bereichern. Neben dem daraus resultierenden Vertrauensverlust in den Kapitalmarkt wurde aber auch das Ansehen des Berufsstandes der Wirtschaftsprüfer in Mitleidenschaft gezogen da ihnen vorgeworfen wurde, ihre Kontrollfunktion nicht wahrgenommen zu haben.
Im Vordergrund der Seminararbeit steht primär das Ziel zu überprüfen, in welcher Art und Weise der Abschlussprüfer in Bilanzskandale verwickelt sein kann. Dabei werden im Verlauf der Arbeit zunächst die Funktion der Abschlussprüfung, die Unabhängigkeit des Prüfers sowie der Konflikt gleichzeitiger Prüfung und Beratung dargestellt. Darauf folgend werden im Kapitel Bilanzskandale begriffliche Abgrenzungen vorgenommen und Ursachen einer Bilanzfälschung analysiert. Abschließend findet eine Zusammenführung der Erläuterungen zur Abschlussprüfung und zu Skandalen statt, wobei der Skandal um Enron eine fallorientierte Anwendung der gewonnen Erkenntnisse darstellt.
Thesen
• Die Abschlussprüfung ist eine Gesetz- und Ordnungsmäßigkeitsprüfung die vom Wirtschaftsprüfer mit dem Ziel durchgeführt wird, unter Beachtung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit Aussagen über das Prüfungsergebnis mit hinreichender Sicherheit treffen zu können.
• Bilanzdelikte resultieren aus einem Anreiz in Verbindung mit einer Gelegenheit und werden i. d. R. vom Top-Management begangen, da dieses Möglichkeit zur Ausschaltung interner Kontrollen besitzt.
• Der Prüfer kann in Skandale verwickelt sein wenn seine Unabhängigkeit durch eine gleichzeitige Beratung gefährdet ist, jedoch erleidet er aufgrund dessen Reputationsschäden.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Thesen
- 1. Einleitung
- 2. Abschlussprüfungen in Deutschland
- 2.1 Definition und Funktion der Abschlussprüfung
- 2.2 Die Unabhängigkeit des Prüfers
- 2.2.1 Definition von Unabhängigkeit
- 2.2.2 Der Konflikt gleichzeitiger Prüfung und Beratung
- 2.2.3 Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit
- 3. Bilanzskandale
- 3.1 Begriffsdefinitionen und Abgrenzungen
- 3.2 Ursachen von Bilanzskandalen
- 3.2.1 Marktwertsteigerung als Anreiz zur Bilanzfälschung
- 3.2.2 Fraud Triangle und Top-Management-Fraud
- 4. Zusammenhang zwischen Skandalen und der Abschlussprüfung
- 4.1 Aufdeckung von Management Fraud
- 4.2 Unabhängigkeit und Beratung
- 4.3 Reputationsschäden
- 5. Der Enron Skandal
- 5.1 Darstellung
- 5.2 Beurteilung der Rolle des Anschlussprüfers
- 6. Schlussfolgerung
- Verzeichnis der Gesetze, Empfehlungen, Verordnungen, Verwaltungsanweisungen und sonstige Rechnungslegungsnormen
- Rechtsprechungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Verzeichnis der Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Verwicklung von Wirtschaftsprüfern in Bilanzskandale. Ziel ist es, die Rolle des Abschlussprüfers im Kontext von Bilanzfälschungen zu analysieren und zu beleuchten, wie und in welchem Umfang er in Skandale verwickelt sein kann. Die Arbeit untersucht dazu die Funktion der Abschlussprüfung, die Unabhängigkeit des Prüfers und den Konflikt zwischen Prüfung und Beratung. Außerdem werden die Ursachen von Bilanzskandalen beleuchtet und der Zusammenhang zwischen Skandalen und der Abschlussprüfung im Detail betrachtet.
- Die Bedeutung der Abschlussprüfung für die Kapitalmarkttransparenz
- Die Unabhängigkeit des Wirtschaftsprüfers als Grundlage für eine objektive Prüfung
- Der Konflikt zwischen Prüfung und Beratung und seine Auswirkungen auf die Unabhängigkeit des Prüfers
- Die Ursachen von Bilanzskandalen, wie z.B. Anreize zur Bilanzfälschung und Management-Fraud
- Die Rolle des Wirtschaftsprüfers bei der Aufdeckung von Bilanzskandalen und die Folgen von mangelnder Sorgfalt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Bilanzskandale und die Verwicklung von Wirtschaftsprüfern ein. Kapitel 2 erläutert die Funktion der Abschlussprüfung in Deutschland, die Definition der Unabhängigkeit des Prüfers und den Konflikt zwischen Prüfung und Beratung. Kapitel 3 definiert Bilanzskandale und analysiert die Ursachen von Bilanzfälschungen, z.B. Marktwertsteigerung als Anreiz und Management-Fraud. Kapitel 4 untersucht den Zusammenhang zwischen Bilanzskandalen und der Abschlussprüfung und beleuchtet die Rolle des Prüfers bei der Aufdeckung von Management Fraud, die Folgen von mangelnder Unabhängigkeit und die Reputationsschäden für die Prüfgesellschaft.
Schlüsselwörter
Abschlussprüfung, Bilanzskandale, Wirtschaftsprüfer, Unabhängigkeit, Beratung, Management-Fraud, Enron, Kapitalmarkt, Transparenz, Reputation, Bilanzfälschung.
- Quote paper
- René Respondek (Author), 2006, Bilanzskandale und die Verwicklung von Wirtschaftsprüfern, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/57749