Schaut man sich unser heutiges Schulsystem an, stellt man fest, dass das vermittelte Wissen fast ausschließlich hochgradig spezialisiert ist. Der Philosoph Jürgen Mittelstraß etwa warnt vor der zunehmenden Entfremdung der großen Wissenschaftsgebiete, als da wären die Natur-, Geistes-, und Sozialwissenschaft. Alle drei Gebiete stehen sich immer stärker ohne Kommunikation gegenüber und beanspruchen ein eigenes Wissen. Dieses Wissen aber wird erlangt durch das Nichtwissen anderer Bereiche oder wie Herbert Gudjons sagt: „Wir wissen immer mehr von immer weniger und immer weniger von immer mehr.“
Ein gefächerter Unterricht aber reicht nicht mehr aus um eine angemessene Vorbereitung auf den Eintritt in das gesellschaftliche Leben zu sichern. Zu komplex sind zumeist die neuen Aufgaben, seien sie es in Beruf, Politik oder auch im privaten Bereich. Die Erkenntnis, dass Schüler darauf vorbereitet werden müssen, ist nicht neu, und um die nötige Neuorientierung pädagogischer und didaktischer Ansprüche an Schulen in die Wege zu leiten haben sich die Kultusminister in den 1990er Jahren dazu entschlossen, den fächerübergreifenden Unterricht, wenn auch nur für die gymnasiale Oberstufe, verbindlich in den Lehrplan aufzunehmen. Das fächerübergreifende Prinzip aber ist nicht nur für auf diese eine Schulform beschränkt. Vielmehr kann man dieses Prinzip in allen Schularten anwenden und das mit Erfolg. Denn eine hohe Flexibilität sowie Anpassungsfähigkeit erlauben es dem fächerübergreifenden Unterricht sich auf individuelle Situation von Klassen wie auch Schulen anzupassen. Fachgrenzen werden überwunden und es eröffnet sich ein breiteres Lernfeld.
Auch aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Kultusminister in den Lehrplänen anderer Sekundarstufen ebenfalls Vorschläge für fächerübergreifenden Unterricht einzuarbeiten.
Die Realisierung fächerübergreifenden Unterrichts bereitet aber noch immer große Schwierigkeiten, Ursachen dafür liegen in der fest etablierten Form des reinen Fachunterrichts und in der Angst der Lehrer, den ihnen vertrauten Wissensbereich zu verlassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffsklärung
- 2.1 Fächerübergreifender Unterricht
- 2.2 Fächerverbindender Unterricht (FvU)
- 2.2.1 Warum fächerverbindend unterrichten?
- 2.2.2 Die Planung von fächerverbindendem Unterricht
- 3. Vorschläge für die Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die verschiedenen Begriffe zum Thema fächerübergreifender Unterricht zu klären und ein besseres Verständnis für das Konzept zu schaffen. Sie soll Skeptiker überzeugen und Interessierten eine praktische Herangehensweise aufzeigen. Ein Beispiel aus Geschichte und Geographie illustriert dies.
- Klärung der Begriffe fächerübergreifender und fächerverbindender Unterricht
- Vorteile und Nutzen des fächerverbindenden Unterrichts
- Praktische Planung und Umsetzung fächerverbindenden Unterrichts
- Überwindung von Fachgrenzen und Erweiterung des Lernfeldes
- Beispielhafte Umsetzung in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den stark spezialisierten Charakter des heutigen Schulsystems und die zunehmende Entfremdung zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie betont die Notwendigkeit einer Neuorientierung, um Schüler auf die Komplexität des gesellschaftlichen Lebens vorzubereiten. Die Einführung des fächerübergreifenden Unterrichts in den Lehrplan der gymnasialen Oberstufe wird als Reaktion auf diese Erkenntnis dargestellt, mit dem Hinweis auf dessen Anwendbarkeit in allen Schulformen und die Vorteile von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung aufgrund von etablierten Strukturen und Lehrerängsten werden angesprochen. Die Arbeit selbst wird als Versuch vorgestellt, die verwirrende Terminologie zu klären und die Vorteile des fächerübergreifenden Unterrichts aufzuzeigen.
2. Begriffsklärung: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen, teils verwirrenden Begriffe für fachübergreifendes Lernen (z.B. vielseitig aspektierter Unterricht, interdisziplinärer Unterricht etc.). Es wird die Notwendigkeit einer klaren Definition hervorgehoben, um Missverständnisse zu vermeiden. Der Autor betont, dass fächerübergreifender Unterricht nicht den Verzicht auf fachliche Inhalte bedeutet, sondern deren Anwendung zur Lösung komplexer Probleme, die aus einer einzelnen Fachperspektive nicht zu bewältigen sind. Es wird diskutiert, warum eine eindeutige Definition schwer zu finden ist und verschiedene Ansätze von Didaktikern vorgestellt und verglichen, wobei die heutige Verwendung der Begriffe „fächerverbindender“ und „fächerübergreifender“ Unterricht im Vordergrund steht. Die bestehenden Unsicherheiten über die genaue Unterscheidung der beiden Begriffe werden erwähnt.
Schlüsselwörter
Fächerverbindender Unterricht, Fächerübergreifender Unterricht, Didaktik, Unterrichtsmethoden, Komplexitätsbewältigung, Interdisziplinarität, Fachintegration, Lernfeld, Schulsystem.
Häufig gestellte Fragen zu: Fächerverbindender und Fächerübergreifender Unterricht
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über fächerverbindenden und fächerübergreifenden Unterricht. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel (Einleitung und Begriffsklärung) und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Klärung der Begriffe und der Darstellung der Vorteile dieser Unterrichtsmethoden.
Welche Begriffe werden geklärt?
Der Text klärt die unterschiedlichen, oft verwirrenden Begriffe rund um fachübergreifendes Lernen, wie z.B. fächerverbindender und fächerübergreifender Unterricht. Es wird die Notwendigkeit einer klaren Definition hervorgehoben, um Missverständnisse zu vermeiden und verschiedene didaktische Ansätze verglichen.
Was ist der Unterschied zwischen fächerverbindendem und fächerübergreifendem Unterricht?
Das Dokument spricht die bestehenden Unsicherheiten bezüglich der genauen Unterscheidung zwischen „fächerverbindendem“ und „fächerübergreifendem“ Unterricht an, geht aber nicht explizit auf die Unterschiede ein. Es betont jedoch, dass beides keine Aufgabe des fachlichen Inhalts bedeutet, sondern dessen Anwendung zur Lösung komplexer Probleme.
Welche Vorteile bietet fächerverbindender/fächerübergreifender Unterricht?
Der Text hebt die Vorteile von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit hervor. Weiterhin wird betont, dass diese Unterrichtsmethoden Schüler besser auf die Komplexität des gesellschaftlichen Lebens vorbereiten, indem sie die Überwindung von Fachgrenzen und die Erweiterung des Lernfeldes ermöglichen. Die Lösung komplexer Probleme, die aus einer einzelnen Fachperspektive nicht zu bewältigen sind, wird als weiterer Vorteil genannt.
Welche Kapitel sind im Dokument enthalten?
Das Dokument enthält mindestens eine Einleitung, ein Kapitel zur Begriffsklärung und ein Kapitel mit Vorschlägen für die Praxis (genaue Inhalte der Kapitel "Vorschläge für die Praxis" sind nicht im Preview enthalten).
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument zielt darauf ab, die verschiedenen Begriffe zum Thema fächerübergreifender Unterricht zu klären und ein besseres Verständnis für das Konzept zu schaffen. Es soll Skeptiker überzeugen und Interessierten eine praktische Herangehensweise aufzeigen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die Schlüsselwörter sind: Fächerverbindender Unterricht, Fächerübergreifender Unterricht, Didaktik, Unterrichtsmethoden, Komplexitätsbewältigung, Interdisziplinarität, Fachintegration, Lernfeld, Schulsystem.
Für wen ist dieses Dokument relevant?
Dieses Dokument ist relevant für Lehrer, Didaktiker, Schulentwickler und alle, die sich mit der Gestaltung und Verbesserung des Unterrichts auseinandersetzen. Es eignet sich besonders für diejenigen, die sich mit fächerverbindendem und fächerübergreifendem Unterricht auseinandersetzen möchten.
- Quote paper
- Philipp Berner (Author), 2006, Fächerverbindender Unterricht. Begriff, Theorie und Beispiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/57730