Auch wenn eine vollkommene Erklärung für unmenschliche Taten vielleicht für immer ausbleiben wird, stellt diese Arbeit einen Versuch dar, die Bewegungs- und „Motivations“-Gründe der Ärzte zu beleuchten und zu hinterfragen. Es sollen Erklärungsversuche genannt werden, obwohl aus heutiger Sicht nichts von diesen unmenschlichen Taten begreifbar ist. Es soll in dieser Arbeit nicht nur Auskunft gegeben werden über die Art und Organisation der systematischen Tötungen, sondern größtenteils hinterfragt werden, welche Gründe von den Ärzten für ihre Beteiligung an den Massenmorden und Menschenversuchen, ob aktiv oder passiv, angeführt werden. Auf keinen Fall jedoch sollen die Argumente und Gedanken als Rechtfertigung für das Verhalten der NS-Ärzte herhalten, da für derartige „Greueltaten“ keine Entschuldigung vorzuweisen ist. Diese Arbeit soll näher auf die psychologischen Faktoren eingehen, welche die Mediziner dazu bewegten, an den „Euthanasie“-Morden und Menschenversuchen mitzuarbeiten. Es stellt sich dabei vor allem die Frage, ob die Ärzte und Psychiater alle „glühende Anhänger“ der nationalsozialistischen Ideologie waren, oder ob sie motiviert waren durch die Hoffnung auf einen Karrieresprung, oder ob es vielmehr kaltblütige Mörder waren, für welche das „unwerte Leben“ nur mehr „Material“ für Forschungszwecke darstellte. Hier schließt sich automatisch die Frage an, inwieweit die Ärzte aus Zwang oder eben aus freien Stücken in den „Tötungszentren“ ihren Dienst leisteten. Abschließend soll versucht werden zu erklären, inwiefern es den NS-Ärzten gelang, ihre Arbeit in den Lagern mit ihrem normalen Leben außerhalb der „Tötungszentren“ zu vereinbaren, und welche psychologischen Vorgänge es ihnen ermöglichten, ihre Schuldgefühle und Gewissenskonflikte bei ihren unmenschlichen Taten auszublenden. Meine Untersuchung bezieht sich größtenteils auf Robert Jay Liftons „Ärzte im Dritten Reich“, die von Gerrit Hohendorf und Achim Magull-Seltenreich herausgegebene Aufsatzsammlung „Von der Heilkunde zur Massentötung“, den Sammelband „Vernichten und Heilen - Der Nürnberger Ärzteprozeß und seine Folgen“, herausgegeben von Angelika Ebbinghaus und Klaus, sowie Auszüge aus weiterer Literatur.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Hitlers „Euthanasie“ und ihre Folgen
- Die Rolle der Ärzte in Hitlers „Euthanasie“
- Antrieb, Motivation und Gründe für die Arbeit in den „Tötungszentren“
- Wissenschaftliche Beweggründe
- Ideologische Gründe
- Gehorsam, Gruppendruck und Übertragung von Verantwortung
- Dehumanisierung der Opfer
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Ärzten im Kontext der NS-„Euthanasie“. Sie analysiert die Beweggründe, die zu deren Mitwirkung an den Massenmorden und Menschenversuchen führten. Dabei werden verschiedene Faktoren wie wissenschaftliche Beweggründe, ideologische Überzeugungen, Gehorsam, Gruppendruck und die Dehumanisierung der Opfer betrachtet. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die Ärzte aus Zwang oder freiem Willen an den „Tötungszentren“ beteiligt waren, und untersucht die psychologischen Mechanismen, die es ihnen ermöglichten, ihre Taten mit ihrem normalen Leben zu vereinbaren.
- Die Rolle von Ärzten in der NS-„Euthanasie“
- Wissenschaftliche, ideologische und psychologische Beweggründe für die Beteiligung an den Massenmorden
- Dehumanisierung der Opfer und die Gewissenskonflikte der Ärzte
- Die Verknüpfung der Arbeit in den „Tötungszentren“ mit dem alltäglichen Leben
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit stellt den Widerspruch zwischen dem hippokratischen Eid und den Taten der Ärzte im Nationalsozialismus dar. Sie zeigt, dass die Arbeit als Arzt traditionell ein Heilberuf war, der sich jedoch im Kontext der NS-„Euthanasie“ in ein Werkzeug der Vernichtung verwandelte.
Hauptteil
Hitlers „Euthanasie“ und ihre Folgen
Der Abschnitt beleuchtet den Hintergrund der NS-„Euthanasie“, die mit Hitlers „Euthanasiebefehl“ im Oktober 1939 begann. Er beschreibt die Zielgruppe der „lebensunwerten Lebens“ und die Organisation der „Tötungszentren“. Außerdem werden die Todeszahlen der Aktion T4 genannt, die bis 1941 mindestens 120 000 Menschen das Leben kostete.
Schlüsselwörter
NS-„Euthanasie“, Ärzte, Menschenversuche, Tötungszentren, Dehumanisierung, wissenschaftliche Beweggründe, ideologische Gründe, Gehorsam, Gruppendruck, Gewissenskonflikte, Robert Jay Lifton, „Ärzte im Dritten Reich“, „Von der Heilkunde zur Massentötung“, „Vernichten und Heilen - Der Nürnberger Ärzteprozeß und seine Folgen“.
- Quote paper
- Alke Eilers (Author), 2005, Menschenversuche und 'Euthanasie' im 'Dritten Reich' - , Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/56990