Im Mythos und in der Literatur hat es den Typus der femme fatale immer gegeben, denn Mythos und Literatur sind nur die dichterische Widerspiegelung des wirklichen Lebens, im wirklichen Leben aber hat es an mehr oder minder vollkommenen Exemplaren herrschsüchtiger und grausamer Frauen nie gefehlt .
Mario Praz beschreibt in seinem Werk „Schwarze Romantik“ mit diesem Zitat das Phänomen „femme fatale“, das dekadente Frauenbild, das in seiner Darstellung im 19. Jahrhundert einen Höhepunkt in Kunst, Literatur und in der Gesellschaft fand. Doch wie lässt sich dieser „Mythos“ rational erfassen? Wie lassen sich die Grundzüge dieses Typus` beschreiben?
Ziel dieser Arbeit wird es zum einen sein, den Typus der femme fatale herauszustellen und ihn semantisch sowie typisch von dem der femme fragile abzugrenzen. Das Konzept der femme fragile stellt eine Variante der femme fatale dar, sie bildet quasi ihren Gegenpart. Beide literarischen Varianten bildeten sich im Kontext der Dekadenzästhetik heraus, und zwar zwischen 1890 und 1905 einhergehend mit der neuen Sensibilität der schwarzen Romantik . Die differenten Ausprägungen der femme fatale und der femme fragile werden in dieser Arbeit gegenübergestellt. Anschließend erfolgt eine Analyse der Figuren aus Valle-Incláns „Mi hermana Antonia“ aus Jardín Umbrío , ich werde untersuchen inwieweit Valle-Inclán in seiner Erzählung die Typen der femme fatale und der femme fragile inszeniert.
Vor der eigentlichen Analyse der Erzählung und den Beschreibungen der Konzepte der „Femmes“ widme ich mich jedoch zunächst den Begriffen des fin de siècle und der Dekadenz, die eng mit den literarischen Frauentypen fatale und fragile in Verbindung stehen und zunächst erläutert werden müssen und stelle außerdem kurz den zeithistorischen Hintergrund dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kulturgeschichtlicher Hintergrund: Fin de siècle und Dekadenz-Begriff
- 3. Zeithistorischer Hintergrund
- 3.1. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
- 3.2. Das dekadente Frauenbild in der Kunst - Zur Inszenierung des weiblichen Körpers um die Jahrhundertwende
- 3.3. Das dekadente Frauenbild in der Literatur
- 3.3.1. Das literarische Konzept der femme fatale
- 3.3.2. Das literarische Konzept der femme fragile
- 4. Valle-Inclán: „Mi hermana Antonia“ aus Jardín Umbrío
- 4.1. Interpretationsversuch
- 4.2. Analyse der Figuren hinsichtlich der vorangegangenen literarischen Konzepte der femme fatale und der femme fragile
- 4.2.1. „Antonia“
- 4.2.2. „Máximo Bretal“
- 4.2.3. „Antonias Mutter“
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das ambivalente Frauenbild im Kontext des Fin de Siècle, insbesondere die literarischen Konzepte der „femme fatale“ und der „femme fragile“. Die Zielsetzung besteht darin, diese Konzepte semantisch und typisch voneinander abzugrenzen und ihre Inszenierung in Ramón María del Valle-Incláns Erzählung „Mi hermana Antonia“ zu analysieren. Der kultur- und zeithistorische Hintergrund wird beleuchtet, um die Entstehung und die gesellschaftlichen Implikationen dieser Frauenbilder zu verstehen.
- Das literarische Konzept der Femme Fatale und der Femme Fragile
- Das Frauenbild im Kontext des Fin de Siècle und der Dekadenz
- Die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
- Analyse der Figuren in Valle-Incláns „Mi hermana Antonia“
- Die Verbindung zwischen literarischen Frauenbildern und gesellschaftlichen Normen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der „femme fatale“ und „femme fragile“ ein und benennt die Zielsetzung der Arbeit. Sie skizziert den Ansatz, die beiden Konzepte zu definieren und in Valle-Incláns Erzählung zu untersuchen. Der Bezug auf Praz' „Schwarze Romantik“ unterstreicht die Bedeutung des dekadenten Frauenbildes im 19. Jahrhundert und verdeutlicht die Notwendigkeit, dieses „Mythos“ rational zu erfassen und zu analysieren.
2. Kulturgeschichtlicher Hintergrund: Fin de siècle und Dekadenz-Begriff: Dieses Kapitel beleuchtet den kulturgeschichtlichen Kontext des Fin de Siècle (1890-1914) und den Begriff der Dekadenz. Es wird der Unterschied zwischen dem Lebensgefühl des Fin de Siècle und anderen Strömungen, wie dem Naturalismus, herausgearbeitet. Die Merkmale der Dekadenz, wie der Verlust des Ich und die Schaffung einer künstlichen Welt, werden beschrieben. Der Zusammenhang zwischen diesen Begriffen und den literarischen Frauenbildern wird angedeutet.
3. Zeithistorischer Hintergrund: Dieses Kapitel beschreibt die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und zeichnet ein Bild der gesellschaftlichen Spannungen zwischen der aufkommenden Emanzipation der Frauen und dem Bestreben des männlichen Bürgertums, diese zu kontrollieren. Es werden die damaligen Emanzipationsbewegungen der Frauen und die Reaktion des bürgerlichen Mannes darauf geschildert. Die Darstellung der Frau in der Kunst um die Jahrhundertwende wird kurz angerissen, um den Kontext für die folgenden Kapitel über die literarischen Frauenbilder zu schaffen.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse des ambivalenten Frauenbildes im Kontext des Fin de Siècle anhand von Ramón María del Valle-Incláns „Mi hermana Antonia“
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit analysiert das ambivalente Frauenbild im Kontext des Fin de Siècle, insbesondere die literarischen Konzepte der „femme fatale“ und der „femme fragile“. Der Fokus liegt auf der semantischen und typischen Abgrenzung dieser Konzepte und deren Inszenierung in Ramón María del Valle-Incláns Erzählung „Mi hermana Antonia“. Der kultur- und zeithistorische Hintergrund wird zur Erläuterung der Entstehung und gesellschaftlichen Implikationen dieser Frauenbilder beleuchtet.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Konzepte „femme fatale“ und „femme fragile“ zu definieren und in ihrer Darstellung in Valle-Incláns Erzählung zu analysieren. Es soll der Zusammenhang zwischen diesen literarischen Frauenbildern und den gesellschaftlichen Normen des 19. Jahrhunderts aufgezeigt werden.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: das literarische Konzept der Femme Fatale und der Femme Fragile; das Frauenbild im Kontext des Fin de Siècle und der Dekadenz; die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts; die Analyse der Figuren in Valle-Incláns „Mi hermana Antonia“; und die Verbindung zwischen literarischen Frauenbildern und gesellschaftlichen Normen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, kulturgeschichtlicher Hintergrund (Fin de Siècle und Dekadenz), zeithistorischer Hintergrund (Rolle der Frau im 19. Jahrhundert und Darstellung in Kunst und Literatur), Analyse von Valle-Incláns „Mi hermana Antonia“ (inkl. Figuren-Analyse von Antonia, Máximo Bretal und Antonias Mutter) und Zusammenfassung.
Was wird im Kapitel zum kulturgeschichtlichen Hintergrund behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet den Kontext des Fin de Siècle (1890-1914) und den Begriff der Dekadenz. Es wird der Unterschied zum Naturalismus herausgearbeitet und die Merkmale der Dekadenz (Verlust des Ich, künstliche Welt) beschrieben. Der Zusammenhang zu den literarischen Frauenbildern wird angedeutet.
Was wird im Kapitel zum zeithistorischen Hintergrund behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert, die gesellschaftlichen Spannungen zwischen aufkommender Emanzipation und der Kontrolle durch das männliche Bürgertum, Emanzipationsbewegungen und die Reaktion darauf. Die Darstellung der Frau in der Kunst um die Jahrhundertwende wird als Kontext für die literarische Analyse geschaffen.
Wie wird Valle-Incláns „Mi hermana Antonia“ analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf die Figuren Antonia, Máximo Bretal und Antonias Mutter. Es wird untersucht, inwieweit diese Figuren die literarischen Konzepte der „femme fatale“ und der „femme fragile“ verkörpern.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Fin de Siècle, Dekadenz, Femme Fatale, Femme Fragile, Ramón María del Valle-Inclán, „Mi hermana Antonia“, Rolle der Frau im 19. Jahrhundert, Emanzipation, bürgerliche Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Nicole Zanger (Autor:in), 2006, "Femme Fatale" oder "Femme Fragile"? Das ambigue Frauenbild in der Literatur des Fin de Siècle am Beispiel "Mi hermana Antonia", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/56100