Am 19. September 2004 gelang es der NPD erstmals seit 36 Jahren mit zwölf Abgeordneten in ein Landesparlament einzuziehen. Dieser Wahlerfolg konfrontierte die rechtsextreme Partei aber auch mit einem Problem: Durch die Fokussierung ihres Wahlkampfes auf Sozialpolitik („Quittung für Hartz IV“) und Populismus („Schnauze voll“) muss sie einerseits die Ansprüche ihrer gemäßigten Protestwähler erfüllen, die eine realistische Sachpolitik bevorzugen. Dementsprechend bieder, demokratisch und volksnah präsentieren sich die Landtagsabgeordneten. Andererseits ist es für sie auch notwendig, die radikal-antidemokratischen Forderungen der „Freien Kameradschaften“ zu berücksichtigen, mit denen personelle, organisatorische und ideologische Schnittpunkte existieren. Dies erfordert zweifellos ein Höchstmaß an rhetorischem Geschick. Wie spiegelt sich diese Ambivalenz in der Kommunikationsstrategie der sächsischen NPD wieder? Anhand einer Wahlkampfzeitung, eines Gesetzesantrages und einer Parlamentsrede soll diese Frage beantwortet werden. Dabei wird sowohl auf eine politikwissenschaftliche wie auch eine semantische Analyse zurückgegriffen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Semantische Analyse (Frank Brunner)
- Methodik
- Populismus und Propaganda: Die NPD im Wahlkampf
- Politik als Provokation: Die NPD im Parlament
- Zwischen Ideologie und Pragmatismus: Der Gesetzesantrag der NPD
- Analogien und Differenzen: Die Wortwahl der NPD
- Pragmatische Analyse (Johanna Baumann)
- Sprachspiele im Politischen System
- Thesen zur Ambivalenz im Sprachspielverhalten der NPD
- Das Sprachspielverhalten der NPD im Licht der Theorie Neuer Sozialer Bewegungen
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Kommunikationsstrategie der NPD und die Widerspiegelung ihrer politischen Ambivalenz in der Sprache. Sie analysiert, wie die Partei versucht, die divergierenden Interessen einer heterogenen Wählerschaft in ihrer politischen Arbeit zu integrieren und gleichzeitig die parlamentarische Demokratie mit parlamentarischen Mitteln zu bekämpfen.
- Analyse der Sprachwahl der NPD in verschiedenen politischen Kontexten (Wahlkampf, Parlamentsrede, Gesetzesentwurf)
- Anwendung eines semantischen Ansatzes zur Untersuchung der Lexeme, Schlagworte, Neologismen und Metaphern
- Ergänzung der semantischen Analyse durch den pragmatischen Ansatz der Sprachspieltheorie
- Untersuchung der politischen Ambivalenz der NPD und ihrer Auswirkungen auf die Kommunikation
- Bedeutung sprachlicher Strategien für die politische Sinn- und Identitätsstiftung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der politischen Ambivalenz der NPD ein und beleuchtet den Einzug der Partei in den sächsischen Landtag im Jahr 2004. Sie stellt die Herausforderung für die NPD dar, sowohl gemäßigte Protestwähler als auch die radikal-antidemokratischen Forderungen der „Freien Kameradschaften“ zu bedienen.
Die semantische Analyse untersucht die Sprachwahl der NPD anhand von drei Textsorten: einem Wahlkampf-Flyer, einer Parlamentsrede und einem Gesetzesentwurf. Dabei werden die wichtigsten Lexeme der Texte klassifiziert und mit Hilfe der semantischen Kategorien Schlagwörter, Neologismen und Metaphern analysiert.
Die pragmatische Analyse ergänzt die semantische Analyse um den Ansatz der Sprachspieltheorie. Sie analysiert die Kommunikationssituation, in der Sprache realisiert wird, und beleuchtet das Sprachspielverhalten der NPD in konkreten politischen Kontexten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Rechtsextremismus, politische Kommunikation, Sprachwissenschaft, Semantik, Pragmatik, Sprachspieltheorie, NPD, Wahlkampf, Parlamentsarbeit, Ambivalenz, Kommunikationsstrategie, politische Sinn- und Identitätsstiftung.
- Quote paper
- Frank Brunner (Author), Johanna Baumann (Author), 2006, Die Kommunikationsstrategie der sächsischen NPD - Eine semantische und pragmatische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/55503