Der Identitätsbegriff ist ein zentraler im gesamten simplicianischen Zyklus Hans Jacob Christoph von Grimmelshausens. “Alle diese Romane sind Lebensläufe und als solche als individuelle Bekehrungsgeschichten angelegt.“1 In seinem bekanntesten Werk „Der abenteuerliche Simplicissimus“ wird die Geschichte des Simplicius Simplicissimus erzählt, der zeitlebens versucht, sich selbst und Gott zu finden.2 Dabei durchläuft er zahlreiche Stationen: In der grausamen und gottlosen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs führt er zum Beispiel ein Leben als Einsiedler im Wald, Narr, Jäger, Soldat, Dieb, Weltmann und Pilger, um zuletzt den Kreislauf seines Lebens wieder als Einsiedler auf einer einsamen Insel zu beschließen. Diese Stationen im Leben des Helden verkörpern seine innere Sehnsucht nach der Erfüllung der Lehren, die ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben hat: „[...] sich selbst erkennen, böse Gesellschaft meiden, und beständig verbleiben [...] (49)“. Diese Grundsätze spielen eine zentrale Rolle im gesamten Lebenslauf des Simplicius. Alle drei sind schwer zu befolgen und machen das Leben des Simplicius Simplicissimus zu einem ständigen Kampf. „Die individuelle Erfahrung, dargestellt aus der Perspektive eines Ich, ist [jedoch] die Vorrausetzung der Fähigkeit zu distanzierender Betrachtung und Selbstfindung.“3 Folglich ist es notwendig, dass der Held, bevor er sich und Gott finden kann, seine Erfahrungen mit der Welt machen muss. Im Folgenden soll nun der Begriff Identität in Zusammenhang mit Simplicius’ Entwicklung geklärt werden. Hierbei spielen die Identitätswechsel, die meist mit Namens- und Kleiderwechseln verbunden sind, eine wichtige Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Das Problem der Identitätsfindung aus psychologischer Sicht
- Vom „, Bub“ zum „Simplicius“- das Leben beim Einsiedel
- Simplicius entdeckt die Welt – die Hanauepisode
- Der Beginn des Prüfungswegs des Simplicius
- Simplicius wird vom Pagen zum Narren erhoben
- Die Verwandlung zum Kalb - das Hanauer Narrenritual
- Vom Unverstand zum Verstand
- Simplicius Simplicissimus' Verstrickung in die Welt
- Simplicius bei den Kroaten
- Simplicius und die Teufelsidentität
- Simplicius verliert sein Narrenkleid entgültig
- Dat Jäjerken und der Soldat – Simplicius in Soest
- Simplicius als Abenteurer
- Simplicius und die Frauen
- Im Wechselspiel von Reue und Rückfall
- Simplici Umkehr und Buße – das Leben als Einsiedel
- Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema des Identitätswandels im Roman „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen. Das Hauptziel ist es, die Identitätsentwicklung des Protagonisten Simplicius Simplicissimus im Kontext der turbulenten Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu analysieren. Dabei werden die verschiedenen Identitäten, die Simplicius annimmt, im Zusammenhang mit seinem Lebensweg und seinen Erfahrungen untersucht.
- Identitätsfindung im Kontext des Dreißigjährigen Krieges
- Bedeutung von Kleider- und Namenswechseln für die Identitätsbildung
- Simplicius' Suche nach Selbstfindung und Gotteserkenntnis
- Einfluss der sozialen Umgebung auf die Identitätsentwicklung
- Die Rolle von Vertrauenspersonen und Familie für die Identitätsfindung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Identitätsfindung aus psychologischer Perspektive beleuchtet. Anschließend wird die frühe Lebensphase des Simplicius beim Einsiedel betrachtet, der ihm den Namen Simplicius gibt und ihn in der Religionslehre unterweist. Der zweite Teil analysiert die Hanauepisode, in der Simplicius verschiedene Rollen einnimmt, vom Pagen zum Narren, und dabei seinen Weg der Prüfungen durchläuft.
Darüber hinaus wird Simplicius' Verstrickung in die Welt, seine Zeit bei den Kroaten und seine Begegnung mit der Teufelsidentität, sowie seine Abenteurerphase, seine Beziehungen zu Frauen und sein Wechselspiel von Reue und Rückfall behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Identitätsbegriffs, der Identitätsfindung, dem Dreißigjährigen Krieg, dem Roman „Der abenteuerliche Simplicissimus“, Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen, Kleider- und Namenswechseln, Simplicius Simplicissimus, Selbstfindung und Gotteserkenntnis.
- Quote paper
- Maria Fernkorn (Author), 2003, Kleider-, Namens- und Identitätswechsel in Grimmelshausens "Der abenteuerliche Simplicissimus", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/55429