Die Schüler und Schülerinnen treten mit großen interindividuellen Differenzen in die Schule ein, die aus dem unterschiedlichen genetischen Material und den verschiedenen sozialen Milieus, in denen die Schüler aufwachsen, resultieren. Die Schüler sind unterschiedlich belastbar und haben eine individuelle Leistungsmotivation, die vor allem von ihren Interessen, Neigungen und Bedürfnissen gesteuert wird. Ferner bringen sie verschiedene Fähigkeiten, Fertigkeiten und auch Defizite mit, die das Lerntempo beeinflussen. Nicht zuletzt sind die Konzentrationsfähigkeit und das Leistungsvermögen unterschiedlich ausgeprägt.
Daraus entsteht eine pädagogische Begründung, die im Sinne der Chancengleichheit eine gezielte Förderung der individuellen Anlagen anstrebt. Die in vielen Belangen ungleichen Schüler sollen nicht gleich, sondern ihren Möglichkeiten gerecht werdend unterrichtet werden. D. h. „nicht die Gleichheit, die Homogenität einer Klasse darf das Ziel unserer pädagogischen Bemühungen sein, sondern die bestmögliche Förderung eines jeden einzelnen Kindes“ (R. Christiani 1994, S. 18). Dieses Ziel ist nur in einem differenzierten Unterricht zu erreichen. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er
-Allen Kindern tragfähige Grundlagen vermittelt (zu beachten Leistungsschwache mehr Lernzeit, mehr Zuwendung, spezielle Lerninhalte)
-Alle Kinder ihrer individuellen Lernmöglichkeiten entsprechend herausfordert und fördert (Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, Aneignungs- und Handlungsformen (konkret, sinnlich oder symbolisch, zusätzliche Lernangebote, Sozialformen, Medienauswahl etc.)
-Interessen und Neigungen weckt und ausbaut (z. B. anregungsreiche Lernumgebung)
-Selbstständigkeit und soziale Fähigkeiten der Kinder entwickelt (z. B. selbstgesteuertes Handeln) (R. Christiani 1994).
Eine Möglichkeit für die Differenzierung im Deutschunterricht, welche diese Kriterien berücksichtigt, bietet das Freie Schreiben in Verbindung mit Schreibkonferenzen. Denn nicht wenige Kinder leiden darunter, ihre eigenen schriftsprachlichen Kompetenzen als defizitär zu erleben. Wenn die Struktur der Schriftsprache größere Bedeutung als der inhaltliche Aspekt des Schreibens gewinnt, können Schreibblockaden die Folge sein (Ritter 2004, S. 18).
Inhaltsverzeichnis
- Differenzierung
- Was ist Freies Schreiben?
- Warum Freies Schreiben?
- Exkurs: Theoretisches Schreibprozessmodell nach Gudrun Spitta
- Motivations- und Zielbildungsprozesse
- Prozesse des Gedankengenerierens und des Bereitstellens des Wissens
- Produktionsprozesse
- Evaluierungsprozesse
- Pädagogische Grundsätze des Freien Schreibens – oder was müssen Lehrer tun, damit alle Kinder beim Freien Schreiben lernen?
- Was sind Schreibkonferenzen?
- Methodische Grundsätze – oder Ablauf der Schreibkonferenzen
- Vorbereitungen zu Schreibkonferenzen
- Einstieg
- Ablauf von Schreibkonferenzen
- Argumente für Freies Schreiben in Verbindung mit Schreibkonferenzen
- Schwierigkeiten
- Freies Schreiben und die Problematik des Rechtschreibens
- Freies Schreiben und die Problematik der Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Bedeutung von Differenzierung und Förderung im Deutschunterricht, insbesondere im Kontext des Freien Schreibens. Er argumentiert für einen Unterricht, der die individuellen Lernbedürfnisse der Schüler berücksichtigt und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen kreativen und sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei steht das Freie Schreiben im Mittelpunkt, das als ein Konzept der Reformpädagogik verstanden wird, welches den Schreibprozess an sich in den Vordergrund stellt und die Lernenden zum selbstständigen und individuellen Textproduzieren ermutigt.
- Differenzierung im Deutschunterricht als Voraussetzung für eine individuelle Förderung
- Freies Schreiben als Konzept der Reformpädagogik
- Der Schreibprozess im Mittelpunkt des Unterrichts
- Schreibkonferenzen als Instrument zur Förderung des Freien Schreibens
- Die Problematik des Rechtschreibens und der Bewertung im Kontext des Freien Schreibens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Differenzierung im Deutschunterricht ein und erläutert die Notwendigkeit, individuelle Lernbedürfnisse zu berücksichtigen. Das zweite Kapitel widmet sich dem Konzept des Freien Schreibens, seinen pädagogischen Grundsätzen und der Bedeutung für die Förderung des Schreibprozesses. Es werden die Vorteile des Freien Schreibens und dessen Einfluss auf die Entwicklung der Schreibkompetenzen der Schüler dargestellt. Das dritte Kapitel behandelt Schreibkonferenzen, ihre methodischen Grundsätze und den Ablauf. Die Argumente für das Freie Schreiben in Verbindung mit Schreibkonferenzen werden ebenfalls beleuchtet. In den folgenden Kapiteln werden die Problematik des Rechtschreibens und der Bewertung im Kontext des Freien Schreibens behandelt.
Schlüsselwörter
Differenzierung, Förderung, Freies Schreiben, Schreibprozess, Schreibkonferenzen, Rechtschreibung, Bewertung, Reformpädagogik, Individualität, Selbstständigkeit, Kreativität, Schreibmotivation.
- Quote paper
- Liane Finck (Author), 2006, Differenzierung und Förderung unter besonderer Berücksichtigung des Freien Schreibens im Deutschunterricht der Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/54343