Der Begriff der Edukation ist im anglo-amerikanischen Raum seit Jahren fest verankert und gehört zum Selbstverständnis der Pflegenden. Durch die lange Tradition der Akademisierung und Professionalisierung der Pflege ist die Edukation ein Kernbestandteil. Die Prämisse „Nursing is teaching“ gilt seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. In Deutschland war dies lange Zeit anders. „Hands on nursing“ lautete hier die Devise. Beratende und anleitende Funktionen waren keine zentralen Aufgaben. Die Edukation war eine Domäne der Psychologen und der Verhaltensmediziner. So wurde die Medizin als zentrale Aufklärungsinstanz verstanden und die Pflege hatte in „Gesundheitsfragen“ keine eigenständige Beratungskompetenz. (Müller-Mundt, Schaeffer, Pleschberger & Brinkhoff, 2000). Neue Impulse gingen erst von der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 aus. Dies war der Anstoß zu einer Auseinandersetzung der Pflegenden mit beratenden und anleitenden Aufgaben. Durch das neue Krankenpflegegesetz im Jahr 2004 bekamen zudem die Beratung und Anleitung als zentrale Aufgaben der Pflegenden hinzu. Nach wie vor gehört jedoch die Beratung in Deutschland nicht zum pflegerischen Selbstverständnis, Gespräche und Anleitungen haben häufig einen niedrigen Stellenwert im pflegerischen Alltag.
Die Notwendigkeit einer Patientenedukation wird immer deutlicher. Die demografische Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland zeigt, dass die Zahl älterer Menschen und ihr Bevölkerungsanteil zunimmt. Dieser Alterungsprozess lässt die Anzahl von pflegebedürftigen Menschen immer mehr anwachsen. Zwischen 1999 und 2015 ist diese bereits von 2,0 auf 2,9 Millionen angestiegen. Bis zum Jahr 2060 könnte die Zahl der Pflegebedürftigen bis auf 4,8 Millionen steigen. Rund 7 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland wären dann pflegebedürftig; ein doppelt so hoher Anteil wie heute. (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2017). 73 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause betreut, knapp die Hälfte davon allein durch Angehörige (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2017).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Patientenedukation in der Theorie
- 2.1 Definition
- 2.2 Paradigmenwechsel
- 2.3 Ziel
- 2.4 Methoden
- 2.4.1 Information
- 2.4.2 Schulung
- 2.4.3 Beratung
- 2.5 Gesetzliche Verankerung
- 2.6 Ablauf
- 3 Patientenedukation: Beispiele aus der Praxis
- 3.1 Patienteninformationszentrum
- 3.2 Broschüren
- 3.3 Mikroschulung
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema der Patientenedukation im Gesundheitswesen. Sie beleuchtet die theoretischen Grundlagen und die praktische Umsetzung dieses wichtigen Bestandteils der modernen Pflege. Der Fokus liegt auf der Entwicklung und Bedeutung der Patientenedukation in Deutschland, wobei die historischen und gesellschaftlichen Einflüsse sowie die Herausforderungen der Gegenwart analysiert werden.
- Definition und Entwicklung der Patientenedukation
- Paradigmenwechsel in der Patientenedukation
- Ziele und Methoden der Patientenedukation
- Beispiele für die Praxis der Patientenedukation
- Bedeutung und Notwendigkeit der Patientenedukation im Gesundheitswesen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine einführende Diskussion über den Begriff der Patientenedukation und seine historische Entwicklung in Deutschland. Es untersucht die Bedeutung der Patientenedukation im Kontext des demografischen Wandels und der steigenden Anzahl von Pflegebedürftigen. Das zweite Kapitel befasst sich mit der theoretischen Fundierung der Patientenedukation. Es definiert den Begriff, beschreibt den Paradigmenwechsel von einer rein informativen zu einer patientenzentrierten Herangehensweise und erläutert die Ziele der Patientenedukation. Der dritte Teil beleuchtet die verschiedenen Methoden der Patientenedukation, wobei die drei Kernbereiche Information, Schulung und Beratung im Detail betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Patientenedukation, Selbstpflege, Compliance, Paradigmenwechsel, Gesundheitsförderung, Wissensvermittlung, Kompetenzentwicklung, Informationsvermittlung, Schulung, Beratung, Patienteninformation, Gesundheitsbewusstsein, Eigenverantwortung, Lebensqualität und Pflegebedürftigkeit.
- Quote paper
- Robin Scharfenberg (Author), 2017, Patientenedukation. Information, Schulung und Beratung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/539630