Es existieren unzählige Studien über die afrobrasilianischen Kultgemeinschaften, doch wenige beschäftigen sich direkt mit den einzelnen „Gottheiten“. Die wichtigsten wissenschaftlichen Quellen über den Mythos und den Kult der Wassergöttin Yemanjá stammen aus den Werken von Lydia Cabrera (1980) und Pedro Iwashita (1991), während auch der brasilianische Volksliterat Jorge Amado mit seinem BuchMar Mortointeressante Einblicke in Mystifizierung der Yemanjá im Alltagsleben der BrasilianerInnen gibt. DieYalorixá Oluféyi(Kultoberhaupt) Ariomar Lacerda versammelte in ihrem BuchYemanjá- A Rainha do MarMythen und Legenden rund um die afrikanischen, afrobrasilianischen und indianischen Wassergöttinnen. Da die Yemanjá in der Neuen Welt an Ansehen und Popularität im Vergleich zu ihrer Heimat stark zugenommen hat, existieren weit mehr Berichte und Studien über sie in Brasilien und Kuba als in ihrer afrikanischen Heimat. Der Mythos der Yemanjá ist jedoch nur im Kontext des gesamten Götterpantheons zu verstehen. So sind die zahlreichen Studien über die westafrikanischen und afroamerikanischen Religionen und Kosmologien von unschätzbarem Wert. Einige der bedeutendsten Forscher in dieser Thematik sind Roger Bastide, Pierre Verger, Arthur Ramos, Edison Carneiro, Volney J. Berkenbrock und Rainer Flasche, um hier einige zu nennen. Anhand dieser Quellen versuche ich, die Metamorphose der Yemanjá auf ihrem Weg von Westafrika nach Brasilien (und Kuba) aufzuzeichnen. Dabei interessiert mich, welche europäischen und indianischen Elemente ihr zu ihrer neuen Identität und ihrer herausragenden Popularität in Brasilien verhalfen. Um dies zu erreichen, muss ich den kulturellen und religiösen Wandel der Gesellschaft in der Neuen Welt erläutern, der einen eigentümlichen Synkretismus hervorbrachte, welcher eben in der Figur der Yemanjá Ausdruck findet. Weiter will ich die Frage erarbeiten, was die Wassergöttin symbolisiert und inwiefern ihr Mythos mit Mythen oder Legenden des indianischen und europäischen Kulturkreises in Verbindung gebracht werden kann. Auf dieses Thema und diese Fragestellung bin ich gestossen, weil mir während meines Brasilienaufenthaltes auffiel, dass Yemanjá als dieMãe d‘Agua(Mutter aller Wasser) in aller Munde war, ob bei Candomblé-Anhängern oder Katholiken. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Wassergöttinnen in Westafrika
- Der Götterpantheon der Yoruba
- Die Flussgöttinnen Obá, Oya, Oshun
- Die Flussgöttin Yemoya
- Die Flussgöttin Mami Wata
- Die Einführung der afrikanischen Religionssysteme in Brasilien
- Der Sklavenhandel
- Die indianischen Glaubensvorstellungen
- Synkretismus der afrikanischen Religionen mit dem Katholizismus und Spiritismus
- Die afroamerikanischen Religionen im heutigen Brasilien
- Yemanjá als Beispiel religiösen Synkretismus
- Kult der Yemanjá im heutigen Brasilien
- Lieder für Yemanjá
- Mythen der Yemanjá in Brasilien
- Namen der Yemnajá
- Synkretismus mit der indianischen Wassergöttin
- Synkretismus mit der heiligen Maria
- Umgang mit dem Ursprungsmythos in Brasilien
- Popularität und Anziehungskraft der Yemanjá
- Charakter der Yemanjá
- Symbolik der Meerjungfrau
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Transformation der Wassergöttin Yemanjá auf ihrem Weg von Westafrika nach Brasilien und Kuba. Die Arbeit analysiert die Einflüsse europäischer und indianischer Elemente auf die neue Identität und die gesteigerte Popularität Yemanjás in der Neuen Welt. Sie beleuchtet den kulturellen und religiösen Wandel in Brasilien und den resultierenden Synkretismus, der sich in der Figur der Yemanjá manifestiert. Weiterhin wird die Symbolik der Göttin und die Verbindung ihres Mythos mit Mythen und Legenden anderer Kulturkreise untersucht.
- Die Entwicklung des Yemanjá-Mythos von Afrika nach Brasilien.
- Der Einfluss des Synkretismus auf die Gestalt und Verehrung Yemanjás.
- Die Symbolik von Yemanjá und ihre Verbindung zu anderen Mythen.
- Die Popularität und Anziehungskraft Yemanjás in Brasilien.
- Der Kontext des Yemanjá-Mythos innerhalb des Yoruba-Pantheons.
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Arbeit untersucht die Wassergöttin Yemanjá, deren Popularität in Brasilien im Vergleich zu Afrika stark zugenommen hat. Sie stützt sich auf Werke von Lydia Cabrera, Pedro Iwashita und Jorge Amado, sowie auf das Buch von Ariomar Lacerda. Die Autorin verfolgt die Metamorphose Yemanjás von Westafrika nach Brasilien und Kuba, analysiert europäische und indianische Einflüsse auf ihre neue Identität und Popularität, und erörtert ihre Symbolik und Verbindungen zu anderen Mythen.
Wassergöttinnen in Westafrika: Dieses Kapitel beschreibt den Götterpantheon der Yoruba, ihre Kultur und Religion. Es werden die verschiedenen ethno-linguistischen Gruppen der Yoruba aufgeführt und ihr mythologischer Schöpfer Oduduwa sowie ihr Abstammungsort Ile Ifé erwähnt. Das Kapitel erklärt das Konzept der Orixás, ihrer Macht über Naturelemente und Wirkungsbereiche und ihre Verehrung in lokalen Kulten. Der Ursprungsmythos der Orixás, mit unterschiedlichen Versionen je nach Region und Quelle, wird vorgestellt, wobei die Rolle Yemanjás als Mutter der anderen Orixás hervorgehoben wird.
Die Einführung der afrikanischen Religionssysteme in Brasilien: Dieses Kapitel beschreibt die Einführung afrikanischer Religionen nach Brasilien durch den Sklavenhandel und den darauf folgenden Synkretismus mit indianischen Glaubensvorstellungen und dem Katholizismus und Spiritismus. Es erklärt die Entstehung afroamerikanischer Religionen im heutigen Brasilien als Resultat dieser komplexen Verflechtung verschiedener religiöser und kultureller Traditionen.
Yemanjá als Beispiel religiösen Synkretismus: Dieses Kapitel präsentiert Yemanjá als Paradebeispiel religiösen Synkretismus. Es untersucht den Kult der Yemanjá im heutigen Brasilien, die Lieder, die ihr gewidmet sind, und die verschiedenen Mythen um ihre Person. Es analysiert insbesondere den Synkretismus mit indianischen Wassergöttinnen und der Jungfrau Maria. Das Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Namen Yemanjás und die verschiedenen Versionen ihres Ursprungsmythos in Brasilien.
Popularität und Anziehungskraft der Yemanjá: Dieses Kapitel analysiert die Popularität und Anziehungskraft Yemanjás in Brasilien. Es untersucht den Charakter der Göttin und ihre Symbolik, insbesondere die der Meerjungfrau, welche die Verbindung zu anderen Mythen verdeutlicht und ihre Identifizierung mit der Jungfrau Maria erklärt.
Schlüsselwörter
Yemanjá, Wassergöttin, Yoruba, Synkretismus, Afrobrasilianische Religionen, Brasilien, Kuba, Mythos, Kult, Orixás, Religion, Kultur, Sklavenhandel, indianische Glaubensvorstellungen, Katholizismus, Spiritismus, Meerjungfrau, Jungfrau Maria, Mãe d'Água.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Die Transformation der Wassergöttin Yemanjá
Was ist das Thema der Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Transformation der Wassergöttin Yemanjá auf ihrem Weg von Westafrika nach Brasilien und Kuba. Sie analysiert die Einflüsse europäischer und indianischer Elemente auf die neue Identität und die gesteigerte Popularität Yemanjás in der Neuen Welt und beleuchtet den kulturellen und religiösen Wandel in Brasilien sowie den resultierenden Synkretismus, der sich in der Figur der Yemanjá manifestiert. Die Symbolik der Göttin und die Verbindung ihres Mythos mit Mythen und Legenden anderer Kulturkreise werden ebenfalls untersucht.
Welche Aspekte von Yemanjá werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Yemanjá-Mythos von Afrika nach Brasilien, den Einfluss des Synkretismus auf Gestalt und Verehrung Yemanjás, die Symbolik von Yemanjá und ihre Verbindung zu anderen Mythen, die Popularität und Anziehungskraft Yemanjás in Brasilien und den Kontext des Yemanjá-Mythos innerhalb des Yoruba-Pantheons.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Werke von Lydia Cabrera, Pedro Iwashita und Jorge Amado, sowie auf das Buch von Ariomar Lacerda.
Wie ist die Seminararbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, gefolgt von Kapiteln über Wassergöttinnen in Westafrika (mit Fokus auf den Yoruba-Pantheon und Göttinnen wie Obá, Oya, Oshun, Yemoya und Mami Wata), die Einführung afrikanischer Religionssysteme in Brasilien (einschließlich Sklavenhandel, indianischer Glaubensvorstellungen und Synkretismus), Yemanjá als Beispiel religiösen Synkretismus (mit detaillierter Betrachtung ihres Kultes, Liedern, Mythen und Synkretismus mit indianischen Göttinnen und der Jungfrau Maria), der Popularität und Anziehungskraft Yemanjás und einem Schlusswort. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter sind ebenfalls enthalten.
Welche Rolle spielt der Synkretismus?
Der Synkretismus spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit analysiert, wie Yemanjá durch den Kontakt mit europäischen und indianischen Kulturen in Brasilien und Kuba eine neue Identität und gesteigerte Popularität erlangt hat. Der Synkretismus mit der Jungfrau Maria und indianischen Wassergöttinnen wird detailliert untersucht.
Welche Bedeutung hat der Yoruba-Pantheon?
Der Yoruba-Pantheon bildet den Ausgangspunkt der Arbeit, da Yemanjá eine zentrale Figur in diesem westafrikanischen Glaubenssystem ist. Die Arbeit beschreibt die Yoruba-Kultur, Religion, das Konzept der Orixás und den Ursprungsmythos der Orixás, wobei die Rolle Yemanjás als Mutter der anderen Orixás hervorgehoben wird.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Yemanjá, Wassergöttin, Yoruba, Synkretismus, Afrobrasilianische Religionen, Brasilien, Kuba, Mythos, Kult, Orixás, Religion, Kultur, Sklavenhandel, indianische Glaubensvorstellungen, Katholizismus, Spiritismus, Meerjungfrau, Jungfrau Maria, Mãe d'Água.
Wo finde ich weitere Informationen zu Yemanjá?
Die Seminararbeit nennt Lydia Cabrera, Pedro Iwashita und Jorge Amado sowie Ariomar Lacerda als relevante Autoren für weiterführende Informationen. Zusätzliche Recherchen in wissenschaftlichen Datenbanken und Bibliotheken unter Verwendung der Schlüsselwörter sind empfehlenswert.
- Quote paper
- Silvia Schönenberger (Author), 2002, Mythen und Kulte der Wassergöttin Yemanjá, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/53032