Schon in der Antike entstanden zahlreiche Varianten der Geschichte des Orpheus, wie aus Konrat Zieglers umfangreichen Artikel Realencyklopädie hervorgeht. In der bildenden Kunst und Literatur Griechenlands tritt Orpheus etwa ab 700 v. Chr. als Mysterienpriester und Begründer der Orphik auf, weiterhin entstehen ungefähr gleichzeitig nicht-sakrale Darstellungen seiner Person, in denen er der erste Dichter, Sänger und Kithara- oder Lyra-Spieler, manchmal auch Erfinder dieses Instruments, der Schrift oder des Hexameters ist, berühmt für die gewaltige magische Wirkung seines Gesanges und seiner Musik. Diese Wirkung faszinierte viele Dichter und Künstler und regte deren Fantasie an, so dass zahlreiche unterschiedliche Werke um den Mythos des Orpheus entstanden, wobei sich die Überlieferungen nur in einem Punkt einig sind: Er stammte aus Thrakien.
Ein wichtiges Ereignis in der mythischen Biographie des Orpheus ist der Abstieg in die Unterwelt: Orpheus, der sich mit dem Tod seiner Frau Eurydike nicht abfinden will, steigt in den Hades hinab, um sie zurück auf die Oberwelt zu holen. Aufgrund der Wirkung seines Gesanges geben die Götter seinem Bitten nach, doch unter einer Bedingung: Er darf sich auf dem Weg in die Oberwelt nicht nach Eurydike umdrehen. Diese heute allgemein bekannte Bedingung ist vor Vergil nicht belegt. Und dennoch dreht sich Orpheus um, obwohl er damit Eurydike verliert. Ziel dieser Hausarbeit ist es, einzelne ausgewählte literarische Bearbeitungen dieses Mythos´ im Hinblick auf die Beantwortung jener zentralen Frage zu untersuchen, die da lautet: Warum dreht sich Orpheus um? Im Vorfeld sei darauf hingewiesen, dass die folgenden Textstellen der antiken lateinischen Quellen in dieser Arbeit nicht erschöpfend stilistisch analysiert wurden, da im Hinblick auf einen Vergleich die modernen deutschen Orpheus- Erzählungen ebenso eingehend untersucht hätten werden müssen, und dies den Rahmen der Hausarbeit gesprengt hätte.
Inhaltsverzeichnis
- Vorblick’
- Antike Orpheus-Erzählungen:
- Vergil P. Vergilius Maro
- Ovid Ovidius Naso Publius
- Zusammenfassender Vergleich der antiken Orpheus-Erzählungen
- Neuzeitliche Orpheus-Darstellungen:
- Rainer Maria Rilke
- Hans Erich Nossack
- Zusammenfassender Vergleich der modernen Orpheus-Darstellungen
- Einblicke in weitere, Umblicke
- Rückblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, warum Orpheus sich in verschiedenen literarischen Bearbeitungen des Orpheus-Mythos nach Eurydike umdreht. Die Arbeit untersucht ausgewählte antike und moderne Orpheus-Erzählungen und analysiert die Motive des Orpheus im Kontext der jeweiligen literarischen Tradition.
- Untersuchung des Motivs des Umdrehens in verschiedenen literarischen Bearbeitungen des Orpheus-Mythos
- Analyse der Motive und Beweggründe des Orpheus in den jeweiligen Erzählungen
- Vergleich der antiken und modernen Interpretationen des Orpheus-Mythos
- Untersuchung des Einflusses der jeweiligen literarischen Tradition auf die Gestaltung der Orpheus-Figur
- Interpretation der Bedeutung des Umdrehens im Kontext des Orpheus-Mythos
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die verschiedenen antiken Orpheus-Erzählungen, insbesondere die Versionen von Vergil und Ovid. Es wird auf die unterschiedlichen Motive des Orpheus und die Rolle der Liebe in den jeweiligen Geschichten eingegangen.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Neuzeitlichen Orpheus-Darstellungen von Rainer Maria Rilke und Hans Erich Nossack. Hier werden die Motive des Orpheus im Kontext der jeweiligen literarischen Tradition und der historischen Zeit analysiert.
Schlüsselwörter
Orpheus-Mythos, Eurydike, Umdrehen, Liebe, Tod, Unterwelt, Vergil, Ovid, Rilke, Nossack, literarische Tradition, antike Literatur, moderne Literatur, Motiv, Bedeutung
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- Beate Leiter (Author), 2003, Warum dreht sich Orpheus nach Eurydike um? Vergleich ausgewählter literarischer Bearbeitungen des Orpheus-Mythos, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/52900