Dass Bildung unter staatlicher Hand vollzogen wird, ist heute eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie das Recht auf Bildung und die Pflicht zur Bildung. Dennoch stellen diese vom Staat getroffenen Maßnahmen durchaus einen Eingriff in die Freiheit des Menschen dar. Im Rahmen meiner schriftlichen Ausarbeitung beabsichtige ich daher, unterschiedliche philosophische Begründungsweisen öffentlicher Erziehung vorzustellen und diese eingehend zu analysieren. Näher beleuchten möchte ich dabei die Bildungstheorien von Wilhelm von Humboldt und Immanuel Kant.
Zuvor muss allerdings geklärt werden, was genau unter einem solchen Bildungsrecht beziehungsweise einer Bildungspflicht zu verstehen ist, was eines Blickes in die Bildungsvergangenheit Deutschlands bedarf. Dieser knappgehaltene Rückblick in die Geschichte soll unter anderem den Weg zur Verstaatlichung der Bildung und die damit einhergehenden Vorzüge für die Bevölkerung darlegen. In diesem Zuge soll schließlich auch das Zustandekommen des Rechts auf Bildung, welches sich sogar in einem weltweit anerkannten Menschenrecht niederschlägt, sowie die Pflicht zur Bildung in Gestalt der Einführung einer allgemeinen Schulpflicht hinterfragt werden.
Hierbei kristallisieren sich die weitreichenden und durchaus negativ behafteten Auswirkungen eines vom Staat verordneten Bildungszwanges heraus. Hierzu zählt unter anderem das Einwirken in die Selbstbestimmung des Individuums in Form einer staatlichen Bevormundung, welches ebenso das Recht der Eltern teilweise beschneidet. Diese die Freiheit der Bürger einschränkenden Nebenwirkungen der Bildungspflicht verlangen nach einer Rechtfertigung ihrer Legitimität.
An solch einer Beweisführung der Berechtigung versuchte sich bereits der Philosoph Wilhelm von Humboldt, indem er die Beschaffenheit der menschlichen Natur für die Unabdingbarkeit einer Erziehung verantwortlich macht. Auch Immanuel Kant tritt als Befürworter einer öffentlichen Bildung auf und leitet diese ebenfalls aus den natürlichen Anlagen der Menschen ab, bezieht dabei jedoch zusätzlich moralische Aspekte in seine bildungstheoretische Abhandlung mit ein. Kants Bildungsplan soll dem Humboldts vergleichend gegenüberstehen, wobei sich sowohl Parallelen als auch Differenzen abzeichnen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bildung als staatliche Aufgabe
- Historischer Blickwinkel
- Das Recht auf Bildung - Bildung als Menschenrecht
- Die Pflicht zur Bildung - Einführung der Schulpflicht
- Philosophische Begründung staatlicher Bildung
- Nach Wilhelm von Humboldt
- Die Bildungsnatur des Menschen
- Die (vermeintliche) Unvereinbarkeit von Staat und Bildung
- Die geeignetste Organisationsform öffentlicher Bildung
- Nach Immanuel Kant
- Bildungskritik als Ausgangspunkt
- Die vier Stufen der Erziehung
- Pluspunkte der öffentlichen Erziehung
- Hindernisse der Verwirklichung einer öffentlichen Erziehung
- Das Verhältnis von Staat und Moral
- Im Hinblick auf Bildungsrecht und Bildungspflicht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der philosophischen Begründung staatlicher Bildung. Ziel ist es, unterschiedliche philosophische Begründungsweisen öffentlicher Erziehung vorzustellen und diese eingehend zu analysieren. Dabei stehen die Bildungstheorien von Wilhelm von Humboldt und Immanuel Kant im Zentrum der Betrachtung.
- Das Recht auf Bildung als Menschenrecht
- Die Pflicht zur Bildung und die damit verbundenen Folgen
- Die Rolle des Staates in der Bildung
- Philosophische Argumente für und gegen staatliche Bildung
- Die historische Entwicklung der Bildung in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der staatlichen Bildung ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar: Wie lässt sich die Legitimität staatlicher Bildung angesichts der damit verbundenen Einschränkungen der individuellen Freiheit rechtfertigen?
Bildung als staatliche Aufgabe
Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Bildung in Deutschland. Dabei wird der Wandel vom „privaten Schulstaat“ hin zur Verstaatlichung des Bildungssystems im 19. und 20. Jahrhundert beschrieben. Es werden die wichtigsten gesellschaftlichen und politischen Faktoren, die zu dieser Entwicklung führten, dargelegt, sowie die Vor- und Nachteile der staatlichen Bildung beleuchtet.
Philosophische Begründung staatlicher Bildung
In diesem Kapitel werden die Bildungstheorien von Wilhelm von Humboldt und Immanuel Kant im Detail vorgestellt und analysiert. Humboldt argumentiert für die Notwendigkeit staatlicher Bildung aufgrund der Bildungsnatur des Menschen, während Kant die Bildung als moralische Pflicht des Staates begreift.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: staatliche Bildung, Bildungstheorie, Bildungsrecht, Bildungspflicht, Wilhelm von Humboldt, Immanuel Kant, Menschenrecht, Selbstbestimmung, moralische Bildung, Verstaatlichung, Bildungssystem, Schulpflicht.
- Quote paper
- Michelle Tannrath (Author), 2018, Philosophische Begründungen staatlicher Bildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/520824