Motivation bildet eine ganz entscheidende Grundlage für das Lernen. Ohne Motivation, welcher Art auch immer, würde dieser Prozess nicht ablaufen. Der Mensch hat von Natur aus den intrinsischen Wunsch, seine Umwelt zu erforschen, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Diese Anlage ist bereits in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung gegeben und bildet die wesentliche Grundlage für den Erwerb kognitiver Fähigkeiten. Ab einem bestimmten Alter finden gesteuerte Lernprozesse zu sehr großen Teilen in der Schule statt. Dort wird nicht mehr nur aus „Spaß an der Sache selbst“ gelernt, sondern es müssen vielfach langweilige Strecken zum Erwerb von Grundkompetenzen zurückgelegt werden. Zudem steht das Lernen in der Schule unter dem Druck einer ständigen Beurteilung, wobei Beurteilung den Vergleich eines Ergebnisses mit einem gewissen Standard meint. (RHEINBERG 2001, S. 59) Die Leistungsbeurteilung vollzieht sich in Deutschland in der Regel in Form einer Zensurengebung. Neben einer Informations- und Rückmeldefunktion, der Selektions- und Sozialisationsfunktion sowie einigen weiteren Funktionen wird auch eine motivierende Funktion von Noten erhofft. Besonders mit Blick auf PISA, die Lern-standserhebungen und das Zentralabitur, die alle eine überregionale Vergleichbarkeit von Leistungen anstreben, ist das Thema Leistungsbeurteilung aktueller denn je. Leider werden dabei meist die Auswirkungen der traditionellen Notengebung vernachlässigt. Daher wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, welche motivationalen Effekte die Leistungsbeurteilung auf Schüler hat. Zuerst werden zwei Motivationsmodelle als theoretische Grundlage für die Analyse schulischer Leistungsbeurteilung ausführlich dargestellt. Anschließend wird an-hand von zwei Untersuchungen zu motivationalen Effekten von Noten und der Theorie der Bezugsnorm-Orientierung der Zusammenhang zwischen Lernmotivation und Leistungsbeurteilung erläutert und die Auswirkungen der Leistungsbeurteilung auf die intrinsische Motivation werden dargestellt. Es geht in dieser Arbeit nicht darum, ein Plädoyer gegen Zensuren zu halten. Vielmehr soll untersucht werden, inwieweit Noten in den Lernprozess von Schülern eingreifen, sie die Motivation und Lernleistung hemmen oder vielleicht auch fördern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Allgemeine Einführung in das Themengebiet der Motivation
- 2.1 Entwicklung der Motivationspsychologie
- 2.2 Was ist Motivation?
- 2.3 Lern- und Leistungsmotivation
- 3. Theoretische Erklärungsansätze
- 3.1 Theorie der Kausalattribuierung
- 3.1.1 Intraindividuelle Asymmetrien
- 3.1.2 Individuelle Unterschiede bei der Kausalattribution im Leistungskontext
- 3.1.3 Arten von Attributionsmustern
- 3.1.4 Konsequenzen der Attributionsstile
- 3.2 Erweitertes kognitives Motivationsmodell nach Heckhausen und Rheinberg
- 3.2.1 Verschiedene Erwartungen in einer Handlungsepisode
- 3.2.2 Intrinsische Lernmotivation
- 3.2.3 Extrinsische Motivation
- 3.3 Verbindungspunkte zwischen beiden Modellen
- 3.1 Theorie der Kausalattribuierung
- 4. Auswirkungen der Leistungsbeurteilung auf die Motivation
- 4.1 „Untersuchung zu kognitiv-motivationalen Effekten von Zeugnisnoten bei Schülern der 6. und 8. Klasse“ (KRAMPEN & HERRIG 1979)
- 4.2 „Zur prognostischen Bedeutung kognitiv-motivationaler Effekte von Zensuren in einer Deutscharbeit bei Hauptschülern“ (KRAMPEN 1979)
- 4.3 Bezugsnormenorientierung in der schulischen Leistungsbeurteilung und ihre Auswirkungen auf die Motivation
- 4.4 Auswirkungen der Leistungsbeurteilung auf die intrinsische Motivation
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die motivationalen Effekte schulischer Leistungsbeurteilung auf Schüler. Die Zielsetzung besteht darin, anhand zweier Motivationsmodelle (Theorie der Kausalattribuierung und erweitertes kognitives Motivationsmodell nach Heckhausen und Rheinberg) den Einfluss von Noten auf die Lernmotivation zu analysieren. Es werden empirische Studien herangezogen und der Zusammenhang zwischen Leistungsbeurteilung, Bezugsnormorientierung und intrinsischer Motivation beleuchtet.
- Einfluss von Noten auf die Lernmotivation
- Analyse verschiedener Motivationsmodelle
- Bezugsnormorientierung in der schulischen Leistungsbeurteilung
- Auswirkungen der Leistungsbeurteilung auf intrinsische Motivation
- Zusammenhang zwischen Motivation und Lernleistung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und betont die zentrale Rolle der Motivation für den Lernprozess. Sie hebt den Unterschied zwischen intrinsischem und schulischem Lernen hervor, wobei letzteres durch den Druck der ständigen Leistungsbeurteilung gekennzeichnet ist. Die Arbeit untersucht die motivationalen Effekte der Leistungsbeurteilung, insbesondere im Kontext von Zensuren, und kündigt die Analyse zweier Motivationsmodelle sowie empirischer Studien an. Der Fokus liegt auf der Frage, inwieweit Noten den Lernprozess beeinflussen und ob sie Lernmotivation und -leistung fördern oder hemmen.
2. Allgemeine Einführung in das Themengebiet der Motivation: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Entwicklung der Motivationspsychologie, beginnend mit instinkttheoretischen Ansätzen des 19. Jahrhunderts über biologische und behavioristische Theorien bis hin zu humanistischen und kognitiven Modellen. Es wird der Begriff "Motivation" definiert und verschiedene Aspekte wie aufsuchende und meidende Motivation erläutert. Der Abschnitt legt die Grundlage für das Verständnis der später vorgestellten Motivationsmodelle, indem er die historische Entwicklung und unterschiedliche Perspektiven auf Motivation beleuchtet.
3. Theoretische Erklärungsansätze: Dieses Kapitel präsentiert zwei zentrale Motivationsmodelle: die Theorie der Kausalattribuierung und das erweiterte kognitive Motivationsmodell nach Heckhausen und Rheinberg. Die Theorie der Kausalattribuierung beschreibt, wie Individuen die Ursachen ihres Erfolgs oder Misserfolgs erklären und welche Konsequenzen diese Erklärungen für zukünftiges Verhalten haben. Das kognitive Motivationsmodell von Heckhausen und Rheinberg fokussiert auf Erwartungen und den Wert von Zielen. Das Kapitel analysiert beide Modelle detailliert und zeigt deren Verbindungspunkte auf, um ein umfassendes Verständnis der motivationalen Prozesse zu schaffen, die im weiteren Verlauf der Arbeit relevant sind.
4. Auswirkungen der Leistungsbeurteilung auf die Motivation: Dieser Abschnitt analysiert den Einfluss von Leistungsbeurteilung auf die Motivation der Schüler. Er greift auf zwei empirische Studien (Krampen & Herrig 1979; Krampen 1979) zurück, die die kognitiv-motivationalen Effekte von Zeugnisnoten untersuchen. Zusätzlich wird die Bedeutung der Bezugsnormenorientierung in der schulischen Leistungsbeurteilung und deren Auswirkungen auf die intrinsische Motivation erörtert. Das Kapitel beleuchtet kritisch die Auswirkungen traditioneller Notengebung und liefert empirische Evidenz für den Zusammenhang zwischen Leistungsbeurteilung und Motivation.
Schlüsselwörter
Motivation, Lernmotivation, Leistungsbeurteilung, Zensuren, Kausalattribution, kognitives Motivationsmodell, Heckhausen & Rheinberg, Bezugsnormorientierung, intrinsische Motivation, extrinsische Motivation, empirische Studien.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Motivationalen Effekten schulischer Leistungsbeurteilung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die motivationalen Effekte schulischer Leistungsbeurteilung, insbesondere den Einfluss von Noten auf die Lernmotivation von Schülern. Sie analysiert dies anhand zweier etablierter Motivationsmodelle und einschlägiger empirischer Studien.
Welche Motivationsmodelle werden verwendet?
Die Arbeit nutzt die Theorie der Kausalattribuierung und das erweiterte kognitive Motivationsmodell nach Heckhausen und Rheinberg, um den Einfluss von Noten auf die Motivation zu erklären. Beide Modelle werden detailliert vorgestellt und ihre Gemeinsamkeiten beleuchtet.
Welche empirischen Studien werden herangezogen?
Die Arbeit bezieht sich auf zwei empirische Studien von Krampen & Herrig (1979) und Krampen (1979), die die kognitiv-motivationalen Effekte von Zeugnisnoten untersuchen. Diese Studien liefern empirische Evidenz für den Zusammenhang zwischen Leistungsbeurteilung und Motivation.
Welche Aspekte der Leistungsbeurteilung werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Noten auf die Lernmotivation, die Bedeutung der Bezugsnormenorientierung in der schulischen Leistungsbeurteilung und deren Auswirkungen auf die intrinsische Motivation. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen Leistungsbeurteilung, Bezugsnormorientierung und intrinsischer Motivation.
Was versteht man unter intrinsischer und extrinsischer Motivation im Kontext der Arbeit?
Die Arbeit differenziert zwischen intrinsischer Motivation (Lernen aus innerem Interesse) und extrinsischer Motivation (Lernen aufgrund äußerer Anreize wie Noten). Der Einfluss der Leistungsbeurteilung auf beide Motivationsformen wird analysiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, eine allgemeine Einführung in die Motivationspsychologie, die Vorstellung der beiden Motivationsmodelle, die Analyse der Auswirkungen der Leistungsbeurteilung auf die Motivation und ein abschließendes Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Motivation, Lernmotivation, Leistungsbeurteilung, Zensuren, Kausalattribution, kognitives Motivationsmodell, Heckhausen & Rheinberg, Bezugsnormorientierung, intrinsische Motivation, extrinsische Motivation, empirische Studien.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Einfluss von Noten auf die Lernmotivation mithilfe der ausgewählten Motivationsmodelle zu analysieren und den Zusammenhang zwischen Leistungsbeurteilung, Bezugsnormorientierung und intrinsischer Motivation zu beleuchten.
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Die Arbeit bietet Kapitelzusammenfassungen, welche die Kernaussagen und die Argumentationslinien jedes Kapitels prägnant darstellen. Diese Zusammenfassungen bieten einen schnellen Überblick über den Inhalt der einzelnen Kapitel.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Pädagogen, Psychologen, Studierende der Bildungswissenschaften und alle, die sich mit den motivationalen Aspekten von Lernen und Leistungsbeurteilung im schulischen Kontext auseinandersetzen.
- Quote paper
- Janine Wittfeld (Author), 2005, Analyse der motivationalen Effekte schulischer Leistungsbeurteilung auf der Grundlage von zwei Motivationsmodellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/51139