Die Catilinarische Verschwörung ist deswegen ein interessantes Kapitel in Ciceros Lebenslauf, weil sie für ihn gleichzeitig größter Triumph als auch die Vorgeschichte seiner späteren Verbannung sein sollte.
Nachdem Cicero während seiner Zeit als Konsul diese Konspiration gegen Rom aufgedeckt, ihren Anführer, Sergius Catilina, vertrieben, fünf der Hauptschuldigen überführt und hatte hinrichten lassen, ließ er sich als den Retter Roms feiern. Allerdings dauerte es nicht lange, da wurden Vorwürfe laut, er hätte mit der Hinrichtung der Angeklagten gegen dielex semproniavon 123 v.Ch. verstoßen, wonach kein Bürger ohne Appellation an das Volk hingerichtet werden darf. Da Cicero sich im Jahre 62 Clodius zum Feind gemacht hatte, indem er vor Gericht gegen ihn aussagte - er war wegen Religionsfrevel angeklagt - sah dieser im Jahre 58 seine Gelegenheit gekommen sich an Cicero dafür zu rächen. Caesar hatte Cicero nicht verziehen, dass dieser sich nicht in seiner Zeit als Konsul mit ihm verbündet hatte. Und so erhob er, alspontifex maximus,Clodius in den Plebejerstand, was es diesem möglich machte sich zum Volkstribun wählen zu lassen. So geschehen, erließ Clodius seinelex clodia,nach welcher jeder, der einen römischen Bürger ohne Gerichts- und Volkszustimmung tötet oder töten lässt geächtet werden soll. Da dieses Gesetz auch nachwirkend durchgesetzt werden konnte, erkannte Cicero den Zusammenhang zu seiner Tat von 63 und verlies in der Nacht vor Aufnahme des Gesetzes heimlich Rom.1Weil der Ausgang der Catilinarische Verschwörung gleichzeitig glorreich und Grund für Ciceros Verbannung war soll sich diese Arbeit mir ihr auseinandersetzen. Als wichtige Grundlage hierfür dienen unter anderem die erfolgreichen Catilinarischen Reden. Ciceros Reden, sowie all seine Werke sind von großer Bedeutung für die historische Forschung, da es keinen anderen nichtchristlichen, lateinische Autor der Antike gibt, von dem mehr Schriftliches erhalten ist. Von seinen Reden sind insgesamt 58 teilweise lückenhaft und 100 Titel oder Fragmente bekannt.2Zu Anfang soll geklärt werden, welche Bedeutung und welchen historischen Wert Reden allgemein und speziell die Catilinariae besitzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Brauchbarkeit von Reden in der historischen Forschung
- Catilina - Staatsfeind oder Freiheitskämpfer?
- Wie glaubhaft sind Cicero und Sallust?
- Hätte die Verschwörung verhindert werden können?
- Selbsteinschätzung Ciceros
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Catilinarische Verschwörung und ihre Bedeutung für den Lebenslauf Ciceros. Sie analysiert die Rolle der Catilinarien in der historischen Forschung und hinterfragt die Glaubwürdigkeit der Quellen, insbesondere Ciceros und Sallusts Darstellungen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Selbsteinschätzung Ciceros und seiner politischen Strategien.
- Die Rolle der Catilinarien in der historischen Forschung
- Die Glaubwürdigkeit der Darstellungen von Cicero und Sallust
- Die tatsächliche Gefahr der Catilinarischen Verschwörung für Rom
- Ciceros politische Strategien und seine Selbsteinschätzung
- Die Motivationen und Ziele Catilinas
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Catilinarischen Verschwörung ein und betont deren Bedeutung für Ciceros Karriere. Sie skizziert den Verlauf der Ereignisse, von der Aufdeckung der Verschwörung bis zu Ciceros anschließender Verbannung, und begründet die Relevanz der Catilinarien als zentrale Quellen für die Untersuchung. Der Fokus liegt auf dem ambivalenten Ausgang der Ereignisse – sowohl Triumph als auch Beginn des Untergangs für Cicero – als Ausgangspunkt der folgenden Analyse.
Brauchbarkeit von Reden in der historischen Forschung: Dieses Kapitel befasst sich kritisch mit der Verwendung von Reden als historische Quelle. Es betont die Modifikationen und Bearbeitungen, die Reden nach ihrer mündlichen Vortragung erfahren haben, und diskutiert die Herausforderungen der Interpretation schriftlich fixierter Reden im Vergleich zu ihrem ursprünglichen Kontext. Die Arbeit von Cicero wird als Beispiel herangezogen, um die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung zwischen rhetorischer Gestaltung und historischer Wahrheit zu verdeutlichen. Die Frage nach der Authentizität und dem möglichen Einfluss von Nachträglichen Bearbeitungen auf die historische Aussagekraft der Reden wird eingehend beleuchtet.
Catilina - Staatsfeind oder Freiheitskämpfer?: Dieses Kapitel untersucht die Figur Catilinas und die Einschätzung seiner Handlungen durch verschiedene Quellen. Es vergleicht die Darstellungen Ciceros und Sallusts mit anderen Informationen, um ein differenziertes Bild Catilinas zu zeichnen und seine Motive zu beleuchten. Der Frage nach dem tatsächlichen Ausmaß der Gefahr, die von Catilina ausging, wird nachgegangen. Die Analyse berücksichtigt Catilinas politische Aktivitäten, seine Motivationen, und den Kontext seiner Zeit, um ein umfassendes Verständnis seiner Rolle zu ermöglichen. Der Abschnitt hinterfragt die einseitige Perspektive Ciceros und wirft einen Blick auf alternative Interpretationen der Ereignisse.
Selbsteinschätzung Ciceros: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Ciceros Selbstverständnis und seine Selbstdarstellung im Zusammenhang mit der Catilinarischen Verschwörung. Es untersucht, wie Cicero sich und seine Leistungen im Rückblick bewertet und wie diese Bewertung seine politischen Strategien beeinflusst hat. Die Analyse stützt sich auf die Reden und andere Schriften Ciceros und beleuchtet die Frage nach der Übereinstimmung zwischen Selbstdarstellung und historischer Wirklichkeit. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse von Ciceros Rhetorik und seinen Bemühungen, ein bestimmtes Bild von sich selbst in der Öffentlichkeit zu etablieren.
Schlüsselwörter
Catilinarische Verschwörung, Cicero, Sallust, Catilina, Reden, historische Forschung, Quellenkritik, Rhetorik, Selbsteinschätzung, politische Strategie, Römische Republik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über die Catilinarische Verschwörung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Catilinarische Verschwörung und ihre Bedeutung für den Lebenslauf Ciceros. Im Mittelpunkt steht die Analyse der Rolle der Catilinarien in der historischen Forschung und die kritische Hinterfragung der Glaubwürdigkeit der Quellen, insbesondere der Darstellungen von Cicero und Sallust. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Selbsteinschätzung Ciceros und seinen politischen Strategien.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit folgenden zentralen Themen: Die Rolle der Catilinarien in der historischen Forschung; die Glaubwürdigkeit der Darstellungen von Cicero und Sallust; das tatsächliche Ausmaß der Gefahr der Catilinarischen Verschwörung für Rom; Ciceros politische Strategien und seine Selbsteinschätzung; und die Motivationen und Ziele Catilinas.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Brauchbarkeit von Reden in der historischen Forschung, zur Figur Catilinas (Staatsfeind oder Freiheitskämpfer?), zur Selbsteinschätzung Ciceros und eine Zusammenfassung. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Catilinarischen Verschwörung und analysiert kritisch die verfügbaren Quellen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich primär auf die Reden Ciceros (die Catilinarien) und die Darstellungen Sallusts. Die Arbeit hinterfragt aber kritisch die Glaubwürdigkeit und mögliche Verzerrungen dieser Quellen und berücksichtigt auch andere Informationen, um ein differenziertes Bild zu zeichnen.
Wie wird die Glaubwürdigkeit der Quellen bewertet?
Die Arbeit geht kritisch mit der Verwendung von Reden als historische Quelle um. Sie berücksichtigt die rhetorische Gestaltung der Reden und die Möglichkeit von Modifikationen und Bearbeitungen nach dem mündlichen Vortrag. Die Herausforderungen der Interpretation schriftlich fixierter Reden im Vergleich zu ihrem ursprünglichen Kontext werden diskutiert, und die Frage nach der Authentizität und dem Einfluss nachträglicher Bearbeitungen auf die historische Aussagekraft wird eingehend beleuchtet.
Welche Rolle spielt Cicero in dieser Arbeit?
Cicero spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit analysiert seine Selbstdarstellung im Zusammenhang mit der Verschwörung, seine politischen Strategien und seine Bewertung seiner eigenen Leistungen. Die Analyse seiner Rhetorik und seines Bemühens, ein bestimmtes Bild von sich selbst in der Öffentlichkeit zu etablieren, ist ein wichtiger Aspekt.
Wie wird Catilina in dieser Arbeit dargestellt?
Die Arbeit untersucht die Figur Catilinas und die Einschätzung seiner Handlungen durch verschiedene Quellen. Sie vergleicht die Darstellungen Ciceros und Sallusts und versucht, ein differenziertes Bild Catilinas zu zeichnen, seine Motive zu beleuchten und das tatsächliche Ausmaß der Gefahr, die von ihm ausging, zu ermitteln. Alternative Interpretationen der Ereignisse werden ebenfalls berücksichtigt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit bietet keine expliziten Schlussfolgerungen im Sinne eines endgültigen Urteils, sondern trägt zu einem differenzierten und kritischen Verständnis der Catilinarischen Verschwörung bei. Sie analysiert die Quellen kritisch und bietet verschiedene Perspektiven auf die Ereignisse und die beteiligten Akteure an.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Catilinarische Verschwörung, Cicero, Sallust, Catilina, Reden, historische Forschung, Quellenkritik, Rhetorik, Selbsteinschätzung, politische Strategie, Römische Republik.
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- Friederike Doppertin (Author), 2005, Cicero und die Catilinarische Verschwörung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/50844