Dieser Essay behandelt Andreas Reckwitz' "Die Gesellschaft der Singularitäten". Er stellt Inhalt, Aufbau und Argumentationsstruktur vor und äußert kritische Gedanken zu einzelnen Punkten.
Reckwitz stellt eine Gesellschaft der Einzigartigkeiten vor, in der das Allgemeine an Wert verliert und das Besondere an Wert gewinnt. Güter sind nicht mehr rein durch ihre Funktionalität geprägt, sondern haben einen kulturellen Wert und eine affektive Bedeutung. Der industrielle Kapitalismus wandelte sich in einen kulturellen Kapitalismus. Singularisierung, als das Streben nach Einzigartigkeit und Außergewöhnlichkeit, ist nicht nur subjektiver Wunsch, sondern auch gesellschaftliche Erwartung. Das Leitprinzip der liberalen Gesellschafts- und Kulturpolitik im 21. Jahrhundert ist die "kulturelle Vielfalt". "Singularisierung" und "Singularität" als Phänomen durchziehen die gesamte Gesellschaft und sämtliche Dimensionen des Sozialen (Dinge, Objekte, Subjekte, Kollektive, Räumlich- und Zeitlichkeiten).
Als Ursachen für die tiefgreifende Transformation nennt Reckwitz die gesellschaftlichen Motoren und Singularisierungsgeneratoren Ökonomie und Technologie. Er veranschaulicht den Bruch zwischen der industriellen Moderne und Spätmoderne anhand des Strukturwandels der alten industriellen Ökonomie zum Kulturkapitalismus und der Ökonomie der Singularitäten.
Inhaltsverzeichnis
- Die Moderne zwischen der sozialen Logik des Allgemeinen und des Besonderen
- Die soziale Logik des Allgemeinen
- Die soziale Logik des Besonderen
- Kultur und Kulturalisierung
- Die Transformation der Kultursphäre
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Buch untersucht den gesellschaftlichen Strukturwandel von der industriellen Moderne zur Spätmoderne, wobei der Fokus auf dem Übergang von der sozialen Logik des Allgemeinen zur sozialen Logik des Besonderen liegt. Andreas Reckwitz analysiert die Entstehung und Auswirkungen der „Gesellschaft der Singularitäten“, in der Einzigartigkeit und kultureller Wert im Vordergrund stehen.
- Der Wandel von der sozialen Logik des Allgemeinen zur sozialen Logik des Besonderen
- Die Rolle des Kulturkapitalismus und der Digitalisierung in der Entstehung der Gesellschaft der Singularitäten
- Die Bedeutung von Kulturalisierung und Affektintensivierung
- Die Entstehung neuer sozialer und kultureller Polarisierungen
- Die Transformation der Kultursphäre und die neue Mittelklasse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Moderne zwischen der sozialen Logik des Allgemeinen und des Besonderen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen des Buches dar. Reckwitz unterscheidet zwischen der sozialen Logik des Allgemeinen, charakterisiert durch formale Rationalisierung und Standardisierung in der industriellen Moderne, und der sozialen Logik des Besonderen, die in der Spätmoderne vorherrscht und durch Kulturalisierung und Affektintensivierung geprägt ist. Er analysiert die zentralen Merkmale beider Logiken und veranschaulicht den historischen Wandel anhand von Beispielen aus verschiedenen Bereichen des sozialen Lebens. Der Übergang von einer Gesellschaft, die auf Allgemeingültigkeit und Standardisierung ausgerichtet ist, hin zu einer Gesellschaft, die das Besondere und Einzigartige valorisiert, steht im Zentrum der Betrachtung. Die vier sozialen Praktiken des "doing generality" (Beobachten, Bewerten, Hervorbringen und Aneignung) im Kontext der Allgemeinen Logik werden im Detail untersucht und mit dem "doing singularity" in der Logik des Besonderen kontrastiert.
Kultur und Kulturalisierung: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Kultur und der Kulturalisierung als zentrales Element der sozialen Logik des Besonderen. Reckwitz entwickelt einen wertorientierten Kulturbegriff und untersucht, wie soziale Einheiten (Subjekte, Objekte, Orte etc.) durch Prozesse der Valorisierung und Affizierung zu Kultureinheiten werden. Er analysiert die Rolle von Bewertungsprozessen und die Entstehung von Kulturkämpfen als Ausdruck konkurrierender Valorisierungen. Die fünf zentralen Qualitäten (ästhetische, narrativ-hermeneutische, ethische, gestalterische und ludische), die an sozialen Einheiten valorisiert werden können, werden ausführlich diskutiert und in den Kontext der Kulturalisierung eingeordnet. Das Kapitel verdeutlicht, wie Kulturalisierung als Gegenstück zur Rationalisierung verstanden werden kann und eine Antwort auf gesellschaftliche Sinn- und Motivationsprobleme darstellt.
Die Transformation der Kultursphäre: Das Kapitel beschreibt die Transformation der Kultursphäre von der Moderne zur Spätmoderne. Reckwitz analysiert die historische Entwicklung und identifiziert drei Faktoren, die die Entstehung der „Gesellschaft der Singularitäten“ vorantreiben: die soziokulturelle Authentizitätsrevolution, die Transformation der Ökonomie zu einer Ökonomie der Singularitäten und die technische Revolution der Digitalisierung. Die neue Mittelklasse spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie den Kulturkapitalismus und die digitalen Computernetzwerke nutzt, um Singularitäten auf „kulturellen Singularitätsmärkten“ zu institutionalisieren. Das Kapitel beschreibt die Entstehung kompetitiver Singularitäten und die daraus resultierenden Polarisierungen in verschiedenen Bereichen des sozialen Lebens (Güter, Arbeitsverhältnisse, soziale Räume, Klassen und Lebensstile sowie Politik).
Schlüsselwörter
Soziale Logik des Allgemeinen, Soziale Logik des Besonderen, Singularität, Kulturalisierung, Kulturkapitalismus, Digitalisierung, Authentizität, Neue Mittelklasse, Polarisierung, Hyperkultur, Spätmoderne, Formale Rationalisierung, Valorisierung, Affektintensivierung.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Gesellschaft der Singularitäten" von Andreas Reckwitz
Was ist der zentrale Gegenstand des Buches "Die Gesellschaft der Singularitäten"?
Das Buch untersucht den gesellschaftlichen Strukturwandel von der industriellen Moderne zur Spätmoderne. Der Fokus liegt dabei auf dem Übergang von der sozialen Logik des Allgemeinen zur sozialen Logik des Besonderen und der daraus resultierenden „Gesellschaft der Singularitäten“, in der Einzigartigkeit und kultureller Wert im Vordergrund stehen.
Was versteht Reckwitz unter der „sozialen Logik des Allgemeinen“ und der „sozialen Logik des Besonderen“?
Die „soziale Logik des Allgemeinen“, charakteristisch für die industrielle Moderne, ist geprägt von formaler Rationalisierung und Standardisierung. Die „soziale Logik des Besonderen“, die in der Spätmoderne vorherrscht, zeichnet sich durch Kulturalisierung und Affektintensivierung aus. Der Wandel von der einen zur anderen Logik ist der zentrale Prozess, den Reckwitz analysiert.
Welche Rolle spielen Kulturalisierung und Affektintensivierung?
Kulturalisierung und Affektintensivierung sind zentrale Elemente der sozialen Logik des Besonderen. Kulturalisierung beschreibt den Prozess, durch den soziale Einheiten (Subjekte, Objekte, Orte etc.) durch Valorisierung und Affizierung zu Kultureinheiten werden. Affektintensivierung bezeichnet die zunehmende Bedeutung von Emotionen und Gefühlen im sozialen Leben.
Welche Bedeutung haben Kulturkapitalismus und Digitalisierung?
Kulturkapitalismus und Digitalisierung spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Gesellschaft der Singularitäten. Sie ermöglichen und verstärken die Produktion und den Handel mit Singularitäten auf „kulturellen Singularitätsmärkten“.
Wer ist die „neue Mittelklasse“ und welche Rolle spielt sie?
Die neue Mittelklasse spielt eine zentrale Rolle im Kulturkapitalismus. Sie nutzt die Möglichkeiten des Kulturkapitalismus und die digitalen Computernetzwerke, um Singularitäten zu institutionalisieren.
Welche Folgen hat der Wandel zur Gesellschaft der Singularitäten?
Der Wandel führt zur Entstehung neuer sozialer und kultureller Polarisierungen in verschiedenen Bereichen des sozialen Lebens (Güter, Arbeitsverhältnisse, soziale Räume, Klassen und Lebensstile sowie Politik). Kompetitive Singularitäten und Kulturkämpfe entstehen als Ausdruck konkurrierender Valorisierungen.
Welche Kapitel umfasst das Buch und worum geht es in ihnen?
Das Buch umfasst Kapitel, die die theoretischen Grundlagen der sozialen Logiken darlegen, die Kulturalisierung und ihre Bedeutung erläutern und die Transformation der Kultursphäre in der Spätmoderne detailliert beschreiben. Es werden außerdem die vier sozialen Praktiken des "doing generality" und "doing singularity" im Detail untersucht und kontrastiert.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis des Buches wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Soziale Logik des Allgemeinen, Soziale Logik des Besonderen, Singularität, Kulturalisierung, Kulturkapitalismus, Digitalisierung, Authentizität, Neue Mittelklasse, Polarisierung, Hyperkultur, Spätmoderne, Formale Rationalisierung, Valorisierung und Affektintensivierung.
- Arbeit zitieren
- Laura Bogdanow (Autor:in), 2019, Essay über Andreas Reckwitz' "Die Gesellschaft der Singularitäten", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/507548