Die Arbeit beschäftigt sich mit der Erzählung "Was bleibt" von Christa Wolf hinsichtlich der Praktiken der Observation durch das MfS und deren Wirkung auf die Protagonistin. Die Erzählung "Was bleibt" schildert einen Tag aus dem Leben einer Ostberliner Schriftstellerin, die unter provozierender Überwachung durch das MfS steht. Sie erzählt ihre persönliche Geschichte, beschreibt dabei die Praktik der Observation und der Leser sammelt Eindrücke über die sozialen und psychosomatischen Folgen wie Schlaflosigkeit, Verlust der Spontaneität und Arbeitskraft, ständiges Unbehagen und Misstrauen gegenüber Freunden.
Seit Beginn der DDR war die SED-Kulturpolitik in einem hohen Maße an der Literatur interessiert. Der Kalte Krieg bestärkte die fundamentale Stellung der Literatur und der Literaten am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft teilzuhaben und die sozialistische Utopie zu realisieren. Die DDR-Kulturgeschichte war jedoch durch Auseinandersetzungen bestimmt, die in zyklischen Verläufen anschwollen. Schützen wollte man die Diktatur des Proletariats durch ein geheimpolizeiliches und semiotisches Netz, was jeden integrierte und vor nichts Halt machte. Das Ministerium für Staatssicherheit stand symbolisch für die Unfähigkeit, den Literaten Freiheit im Schreib- und Denkprozess, außerhalb von Vorgaben, Normen und Dogmen, einzuräumen. Für Schriftsteller ergab sich ein immanenter Unterschied, ob man "frei" und ohne Schikane schreiben konnte oder bespitzelt wurde. Trotz, dass es für den Sicherheitsbereich Literatur keinen besonderen Methodenkatalog zur Observation, Unterwanderung und Manipulation gab, bildete sich eine umfassende Palette operativer Methoden heraus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literaturüberwachung in der DDR
- Das Ministerium für Staatssicherheit und seine Beziehung zur Literatur in einzelnen Phasen
- Das Verhältnis der Schriftstellerin Christa Wolf zum Ministerium für Staatssicherheit
- Personalakte zu Christa Wolf
- Christa Wolf als Geheimer Informator (1959-1962)
- Operative Maßnahmen ab 1969
- Analyse von Was bleibt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Überwachungspraxis des Ministeriums für Staatssicherheit (MFS) in der DDR und ihren Auswirkungen auf die Schriftstellerin Christa Wolf und ihre Erzählung "Was bleibt". Die Arbeit analysiert, wie das MFS den Literaturbetrieb in der DDR kontrollierte, die Beziehung zwischen Christa Wolf und dem MFS und wie die Überwachungspraktiken in "Was bleibt" dargestellt werden.
- Die Rolle des MFS in der DDR-Kulturpolitik und seine Beziehung zur Literatur.
- Die Überwachungsmethoden des MFS im Kontext der DDR-Literatur.
- Der Fall Christa Wolf: ihre Beziehung zum MFS und ihre Erfahrungen mit der Überwachung.
- Die Darstellung von Überwachungspraktiken in "Was bleibt" und deren Auswirkungen auf die Protagonistin.
- Die Analyse von "Was bleibt" im Kontext der Erzähltheorie nach Martinez/Scheffel.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung erläutert die Bedeutung der Literatur im Kontext der DDR-Kulturpolitik und die Rolle des MFS als Kontrollorgan. Sie stellt die Fragestellung der Arbeit vor und skizziert den Aufbau.
- Literaturüberwachung in der DDR: Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die Beziehung des MFS zur Literatur in der DDR. Es werden die verschiedenen Phasen der Überwachung beleuchtet, die sich vom frühen Fokus auf die Sicherheit der DDR bis hin zu einer intensiven Kontrolle des kulturellen Lebens entwickelten.
- Das Ministerium für Staatssicherheit und seine Beziehung zur Literatur in einzelnen Phasen: Dieser Abschnitt beschreibt die verschiedenen Phasen der Beziehung des MFS zur Literatur, wobei die frühe Phase, die mittlere Phase und die letzte Phase der Überwachung und Kontrolle des Literaturbetriebs in der DDR dargestellt werden.
- Das Verhältnis der Schriftstellerin Christa Wolf zum Ministerium für Staatssicherheit: Dieser Abschnitt befasst sich mit Christa Wolfs Beziehung zum MFS und beleuchtet ihre Personalakte, ihre Zeit als Geheimer Informator (GI) und die operativen Maßnahmen des MFS gegenüber ihr ab 1969.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Konzepte der Arbeit umfassen die Literaturüberwachung in der DDR, die Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit (MFS) im Kulturbetrieb, die Beziehung zwischen Christa Wolf und dem MFS, die Analyse der Erzählung "Was bleibt" im Kontext der Überwachung und die Anwendung der Erzähltheorie nach Martinez/Scheffel. Weitere wichtige Schlüsselwörter sind: Operative Vorgänge, Informeller Mitarbeiter (IM), Geheimer Informator (GI), Kulturpolitik, sozialistische Gesellschaft, Überwachung, Manipulation, Kontrolle, "Was bleibt", Christa Wolf, Erzähltheorie.
- Quote paper
- Stephanie Mütterlein (Author), 2019, Die Erzählung "Was bleibt" im Kontext der Überwachung in der DDR. Das MfS und Christa Wolf, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/506853