„Auch Worte sind Handlungen“- Johann Peter Eckermann (1792-1854), dt. Schriftsteller und Sekretär von Johann Wolfgang von Goethe Politische Reden sind seit vielen Jahrtausenden Teil der Gesellschaft. So kann man zum Beispiel die Ausführungen des Sokrates in PlatonsPoliteiaüber Gerechtigkeit, die er unter anderem mit einem gerechten Staat zu finden sucht, als politische Rede bezeichnen. Zwar wurde diese noch nicht öffentlich gehalten, aber die Kunst über das Wohl des Staates zu debattieren wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wichtiger. Heutzutage kann man beinahe jede Parlamentsdebatte im deutschen Bundestag live verfolgen und diese, die als besonders wichtig empfunden werden, übertragen sogar mehrere Fernsehsender gleichzeitig. Politische Reden sind gerade jetzt in Wahlkampfzeiten ein beliebtes Mittel, um die Wähler für sich zu gewinnen und „Entgleisungen“, wie die des SPD Abgeordneten Ludwig Stiegler, der den Slogan seiner politischen Konkurrenten „Sozial ist was Arbeit schafft“ mit „Arbeit macht frei“ der Nationalsozialisten vergleicht, oder die des Bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der sich den Gewinn der Bundestagswahl nicht schon wieder von den „Frustrierten“ verhageln lassen will, sorgen in der breiten Öffentlichkeit für Entrüstung. Der scheidende Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Joschka Fischer, hält im Kampf um Wählerstimmen so viele Reden bis er fast seine Stimme verliert. Doch was steht hinter dem Halten solcher politischer Reden? Zunächst ist das Halten einer Rede als sprachliches Handeln zu sehen. Gibt es ein Analysemodell für sprachliches Handeln und kann man dieses für eine Analyse politischer Reden anwenden? Um diese Frage beantworten zu können, soll die Dissertation von Markus Hubenschmid als Grundlage dienen. Dessen Modell, mit dem er politische Reden von V.I. Lenin analysiert, soll zunächst veranschaulicht werden um danach dessen Anwendbarkeit auf andere politische Reden überprüfen zu können. Dazu wird zunächst der Begriff Handlung nach Max Weber und Alfred Schütz definiert und das Modell einer Handlungssemiotik vorgestellt. Danach soll der Begriff Intentionalität und dessen Problematik erklärt werden. Daraufhin wird die Sprechakttheorie (u.a. von John Rogers Searle) genauer betrachtet und schließlich näher auf den Prozesscharakter von Handlungen eingegangen. Die Ergebnisse sollen dann auf eine politische Rede angewendet werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Analyse politischer Reden
- 0. Anmerkungen zur slavischen Textlinguistik
- 1. Definition von (kommunikativer) Handlung
- 2. Modell einer Handlungssemiotik
- 3. Intentionalität
- 4. Sprechakttheorie
- 5. Der Prozesscharakter des Handelns (Text-Script)
- 6. Analyse einer politischen Rede
- III. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Analyse politischer Reden anhand des Modells von Markus Hubenschmid. Ziel ist es, die Anwendbarkeit dieses Modells auf verschiedene politische Reden zu überprüfen. Hierfür wird der Begriff der Handlung nach Max Weber und Alfred Schütz definiert und verschiedene linguistische Ansätze, wie die Handlungssemiotik und Sprechakttheorie, in die Analyse einbezogen.
- Definition und Anwendung des Handlungsbegriffs in der Analyse politischer Reden
- Untersuchung der Intentionalität und des Prozesscharakters politischen Handelns
- Anwendung der Sprechakttheorie auf politische Reden
- Vergleichende Analyse von politischen Reden unter Berücksichtigung slavischer Textlinguistik
- Überprüfung der Anwendbarkeit des Modells von Markus Hubenschmid
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Analyse politischer Reden ein. Sie verdeutlicht die gesellschaftliche Relevanz politischer Reden anhand historischer und aktueller Beispiele, von der Politeia Platons bis hin zu aktuellen Beispielen aus dem deutschen Bundestag. Die Arbeit begründet die Notwendigkeit eines Analysemodells für sprachliches Handeln und kündigt den methodischen Ansatz an, der auf dem Modell von Markus Hubenschmid basiert und die Anwendung dieses Modells auf politische Reden zum Ziel hat. Die Einleitung stellt klar, dass die Arbeit die Anwendbarkeit dieses Modells auf andere politische Reden überprüfen wird.
II. Die Analyse politischer Reden: Dieses Kapitel beleuchtet die Textlinguistik als Forschungsfeld und betont die Bedeutung des Handlungsaspekts von Sprache für die Textanalyse. Es wird der Frage nachgegangen, was einen Text zu einem Text macht und die Zielgerichtetheit von Sprache als konstituierendes Element hervorgehoben. Der Fokus liegt auf politischen Reden, da deren Produzenten neben der Beschreibung von Sachverhalten immer eine bestimmte Intention verfolgen, zum Beispiel die Beeinflussung der Zuhörermeinung zu politischen Themen. Das Kapitel leitet über zur Definition von Handlung und deren Bedeutung für die Analyse politischer Reden.
Schlüsselwörter
Politische Rede, Handlungssemiotik, Sprechakttheorie, Intentionalität, Textlinguistik, Max Weber, Alfred Schütz, Markus Hubenschmid, Slavische Textlinguistik, Kommunikatives Handeln.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse Politischer Reden
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Analyse politischer Reden anhand des Modells von Markus Hubenschmid. Sie überprüft die Anwendbarkeit dieses Modells auf verschiedene politische Reden und bezieht dabei verschiedene linguistische Ansätze wie die Handlungssemiotik und die Sprechakttheorie mit ein.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Anwendbarkeit des Modells von Markus Hubenschmid auf die Analyse politischer Reden zu überprüfen. Sie definiert den Begriff der Handlung nach Max Weber und Alfred Schütz und untersucht die Intentionalität und den Prozesscharakter politischen Handelns. Ein weiterer Fokus liegt auf der Anwendung der Sprechakttheorie und einem Vergleich verschiedener politischer Reden unter Berücksichtigung der slavischen Textlinguistik.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und Anwendung des Handlungsbegriffs in der Analyse politischer Reden, die Untersuchung der Intentionalität und des Prozesscharakters politischen Handelns, die Anwendung der Sprechakttheorie auf politische Reden, einen Vergleich verschiedener politischer Reden unter Berücksichtigung der slavischen Textlinguistik und die Überprüfung der Anwendbarkeit des Modells von Markus Hubenschmid.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit besteht aus drei Kapiteln: Kapitel I (Einleitung) führt in das Thema ein, erläutert die gesellschaftliche Relevanz politischer Reden und beschreibt den methodischen Ansatz. Kapitel II (Analyse politischer Reden) beleuchtet die Textlinguistik, den Handlungsaspekt von Sprache und die Definition von Handlung im Kontext politischer Reden. Kapitel III (Schlussbemerkungen) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Politische Rede, Handlungssemiotik, Sprechakttheorie, Intentionalität, Textlinguistik, Max Weber, Alfred Schütz, Markus Hubenschmid, Slavische Textlinguistik, Kommunikatives Handeln.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf dem Modell von Markus Hubenschmid und integriert die Handlungssemiotik und die Sprechakttheorie. Der Handlungsbegriff wird nach Max Weber und Alfred Schütz definiert. Die slavische Textlinguistik spielt ebenfalls eine Rolle im Vergleich verschiedener Reden.
Welche theoretischen Grundlagen liegen der Arbeit zugrunde?
Die theoretischen Grundlagen der Arbeit umfassen die Handlungstheorie von Max Weber und Alfred Schütz, die Handlungssemiotik und die Sprechakttheorie, sowie die Textlinguistik und insbesondere die slavische Textlinguistik. Das Modell von Markus Hubenschmid dient als analytisches Framework.
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- M.A. Sebastian Schäffer (Author), 2005, Analyse politischer Reden, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/50250