In Anbetracht der langen Zeitspanne, die in der Überlieferung mit seiner politischen Tätigkeit verbunden wird, wissen wir erstaunlich wenig Konkretes über die Biographie des Perikles und seine Rolle im Athen des 5. vorchristlichen Jahrhundert. Die insgesamt recht spärlich fließenden Quellen und die in ihnen zudem häufig zum Ausdruck kommenden tendenziösen Absichten stellen die moderne historische Forschung vor das Problem, objektivierbare Kriterien für die Beurteilung von Perikles’ Machtfülle und seinem Einflussvermögen auf die innen- und außenpolitischen Ereignisse seiner Zeit aufzufinden. Damit einhergehend ist es im einzelnen äußerst schwierig, Perikles’ persönliche Bedeutung für die athenische Verfassungsentwicklung, für den in seiner Zeit zu einem gewissen Abschluss kommenden Demokratisierungsprozess adäquat einzuordnen. So ist es nach dem Urteil von J. Bleicken kaum möglich, überhaupt eine Biographie über die schon in der Antike mystifizierte Gestalt des Perikles zu schreiben. Für ihn scheint Perikles „die ersten Jahrzehnte der Demokratie und damit die höchste Blüte Athens eher zu repräsentieren, als dass wir hinter den ihm zugeschriebenen Entscheidungen und Taten einen planenden und denkenden Politiker erkennen können“.
Diese grundsätzliche heuristische Problematik vor Augen bemüht sich die vorliegende Arbeit nichtsdestotrotz in einem überblicksartigen ersten Teil, die Figur des Perikles und ihr Wirken in den zeitgeschichtlichen Kontext einzuordnen. Als vorrangige Quellen dienten dem Verfasser dabei das Werk des Thukydides und die Perikles-Biographie des Plutarch. Im Anschluss daran wenden wir uns in einem zweiten Schritt den zentralen, zweifelsfrei mit der Person des Perikles zu verbindenden politischen Maßnahmen zu. Ausgehend von der durch Perikles veranlassten Dikastenentlohnung erfolgt ein strukturgeschichtlicher Überblick über die finanzielle Entschädigung für die verschiedenen der attischen Demokratie geleisteten bürgerlichen Dienste. Abschließend soll in einem letzten Kapitel das Bürgerrechtsgesetz von 451/0 diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen
- Perikles und die attische Demokratie
- Zur Diskussion über eine mögliche Beteiligung des Perikles der sog. Entmachtung des Areopags
- Zur Siedlungs- und Kolonialpolitik der Vierziger und Dreißiger Jahre des Fünften Jahrhunderts
- Der Ostrakismos des Thukydides, Sohn des Melesias, und die Innenkontroverse um die Finanzierung der Akropolisbauten
- Zum Bild des Perikles in der attischen Komödie
- Zur Verantwortung des Perikles am Ausbruch des Peloponnesischen Krieges
- Zum Prozess gegen Perikles zu Beginn des Peloponnesischen Krieges
- Die politischen Reformen des Perikles – Perikles' Politik als Ausdruck einer demokratischen Konzeption?
- Zur finanziellen Entschädigung der bürgerlichen Tätigkeit in der athenischen Demokratie bis 425 v. Chr.
- Die Besoldung der Geschworenen
- Die Besoldung der Soldaten
- Die Bezahlung der Ratsmitglieder und Beamten
- Zur Finanzierung der Soldzahlungen
- Ausblick auf das 4. Jahrhundert: Der Ekklesiastensold
- Das Bürgerrechtsgesetz des Perikles
- Zur historischen Wirkung des Gesetzes
- Zur Begründung der Einführung des Gesetzes in der Athenaion Politeia
- Zur Forschungsdiskussion über die Begründung des Bürgerrechtsgesetzes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Person des Perikles und seiner Rolle in der athenischen Demokratie des 5. Jahrhunderts v. Chr. Sie befasst sich mit der Biografie Perikles, untersucht seinen Einfluss auf die politische Entwicklung Athens und analysiert die politischen Reformen, die mit ihm in Verbindung gebracht werden.
- Die Persönlichkeit und Biografie des Perikles
- Perikles' Einfluss auf die innen- und außenpolitischen Ereignisse seiner Zeit
- Die Rolle Perikles' bei der Demokratisierung Athens
- Die politischen Reformen des Perikles, insbesondere die finanzielle Entschädigung der bürgerlichen Dienste
- Das Bürgerrechtsgesetz von 451/0 v. Chr.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die heuristische Problematik der Perikles-Forschung und stellt dar, dass es aufgrund der spärlichen und tendenziösen Quellen schwierig ist, objektivierbare Kriterien für die Beurteilung von Perikles' Machtfülle und Einflussvermögen zu finden. Es wird ein Überblick über die wichtigsten Quellen und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen gegeben.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Figur des Perikles und seinem Wirken im Kontext der attischen Demokratie. Dabei werden verschiedene Aspekte seiner Politik beleuchtet, wie z. B. die Siedlungs- und Kolonialpolitik, der Ostrakismos des Thukydides und die Finanzierung der Akropolisbauten. Des Weiteren wird das Bild des Perikles in der attischen Komödie betrachtet.
Kapitel 3 widmet sich den politischen Reformen des Perikles und stellt die Frage, ob diese als Ausdruck einer demokratischen Konzeption zu verstehen sind. Besonderes Augenmerk liegt auf der finanziellen Entschädigung der bürgerlichen Tätigkeit in der athenischen Demokratie, einschließlich der Besoldung der Geschworenen, Soldaten, Ratsmitglieder und Beamten. Abschließend wird das Bürgerrechtsgesetz von 451/0 v. Chr. diskutiert.
Schlüsselwörter
Athen, Demokratie, Perikles, Politik, Reformen, Akropolis, Peloponnesischer Krieg, Athenaion Politeia, Plutarch, Thukydides, Bürgerrechtsgesetz, Dikastenentlohnung.
- Quote paper
- Oliver Laschet (Author), 2004, Die athenische Demokratie in der Ära des Perikles, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/47714