Die Abschaffung der Orientierungsstufe reformierten das niedersächsische Schulsystem, dessen Neuregelung im Schuljahr 2004/2005 in Kraft trat. Für die Viertklässler bedeutet dies, dass sich nach der Grundschule nicht wie noch vor kurzem die Orientierungsstufe anschließt, sondern dass sich die Schüler, Eltern und Lehrer bereits nach der 4. Klasse für eine der Schularten des dreigliedrigen Schulsystems oder für die Gesamtschule entscheiden müssen.
Für die Lehrkräfte der niedersächsischen Grundschulen hat sich mit dieser Neuregelung ein neuer Aufgabenbereich aufgetan, indem sie für jeden Schüler eine individuelle Schullaufbahnempfehlung aufstellen müssen. Diese Empfehlungsschreiben sind laut des nds. Kultusministers Busemann „das Ergebnis eines langen Prozesses“ und bedeuten von daher eine Umstrukturierung des Unterrichts und der Leistungsbewertung. Gewiss spielten Beurteilungen in verschiedenen Bereichen auch vor der Schulreform eine entscheidende Rolle, nur implizierte die Aufgabe des Lehrers nicht die Zusammenschau der gesamten 4 Schuljahre mit dem Ziel, eine Eignungsprognose für die zukünftige Schulkarriere zu geben.
Die von dem Lehrer aufgestellten und in der Zeugniskonferenz der Schule bestätigten Schullaufbahnempfehlungen sowie die dazugehörigen Beratungsgespräche sollen den Eltern als Hilfestellung dienen, da sie dann, so in Niedersachsen, die Entscheidung über die Schullaufbahn ihrer Kinder treffen.
Welche Bedeutung hat dieser Prozess der Entscheidungsfindung für die eigentlichen Hauptpersonen, die Schüler? Und welche Bedeutung haben diese Empfehlungsschreiben für die anderen beiden Personengruppen, die Eltern und Lehrer? Welche Relevanz sehen die Lehrer in den zu schreibenden Empfehlungen? Wie wichtig ist den Lehrern die Beachtung der zu treffenden Prognose im Unterricht und welche Aussagekraft hat die Voraussage? Welchen Einfluss haben die Empfehlungsschreiben und der damit verbundene Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule auf die Schüler? Wie stehen die Eltern den Empfehlungsschreiben gegenüber? Welche Bedeutung hat das Empfehlungsschreiben im Hinblick auf die entgültige Entscheidung, was sind die eigentlichen Motive der Eltern? Auf diese und weitere Fragen wird in dieser Ausarbeitung eingegangen. Die Bedeutung der Empfehlungsschreiben für Schüler soll dargestellt werden, wobei auch auf grundlegende Regelungen des Übergangs von der GS in die SekI eingegangen werden soll. Es werden Fallbeispiele aufgezeigt und diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Richtlinien der Bundesrepublik Deutschland zum Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen
- Allgemein geltende Regelungen der Bundesrepublik Deutschland
- Kriterien der Empfehlungsschreiben
- Richtlinien des Landes Niedersachsen
- Kurzer zeitlicher Abriss des Verfahrens
- Aufgabe des Lehrers
- Durchführung von Beratungsgesprächen
- Kooperation mit weiterführenden Schulen
- Entgültiger Beschluss und Begründung der Empfehlung
- Rolle der Eltern
- Exkurs: Entscheidungskriterien für Eltern
- Position der Schüler
- Richtlinien der übrigen Bundesländer
- Entscheid durch Lehrkräfte
- Entscheid durch Elternwille
- Vorhersagbarkeit von Schullaufbahnen und Schulerfolg
- Die Schwierigkeit der Prognose von Schulerfolg
- Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems zur Korrektur der Schullaufbahn
- Schulwahlverhalten der Eltern
- Bedeutung des Übergangs von der Grundschule in die weiterführenden Schulen
- Bedeutung der Empfehlung und des Übergangs und die daraus resultierenden Schwierigkeiten
- Der Bruch zwischen der Grundschule und den weiterführenden Schulen
- Das Problem der Erwartungshaltung der Eltern
- Entwicklungspsychologische Bedeutung
- Mögliche Folgen der falschen Schulwahl
- Chancen des Empfehlungsprozesses
- Konsequenzen für Eltern und Lehrer
- Bedeutung der Empfehlung und des Übergangs und die daraus resultierenden Schwierigkeiten
- Einführung in die Fallbeispiele
- Methode der Fallbeispiele: Das Leitfadeninterview
- Transkriptionsmethode
- Vorstellung der Interviewleitfäden
- Lehrerinterview
- Elterninterview
- Leitfadenbegründung
- Auswahl der interviewten Personen
- Methode der inhaltlichen Analyse der Fallbeispiele
- Fallbeispiele: Lehrerinterviews
- Auswertung des ersten Interviews
- Kurzbeschreibung des Falls
- Position der Lehrerin
- Elternbild der Lehrerin
- Bedeutung und Inhalte der Beratungsgespräche sowie Informierung der Eltern
- Bedeutung der Empfehlung für Eltern und Schüler
- Stellungnahme der Lehrerin zum Empfehlungsverfahren
- Elternentscheid in der Kritik
- Auswertung des zweiten Interviews
- Kurzbeschreibung des Falls
- Position der Lehrerin
- Elternbild der Lehrerin
- Bedeutung und Inhalte der Beratungsgespräche sowie Informierung der Eltern
- Bedeutung der Empfehlung für Eltern und Schüler
- Stellungnahme der Lehrerin zum Empfehlungsverfahren
- Elternentscheid in der Kritik
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Lehrerinterviews
- Position der Lehrer
- Elternbild der Lehrer
- Bedeutung und Inhalte der Beratungsgespräche sowie Informierung der Eltern
- Bedeutung der Empfehlung für Eltern und Schüler
- Stellungnahme der Lehrer zum Empfehlungsverfahren
- Elternentscheid in der Kritik
- Auswertung des ersten Interviews
- Fallbeispiele: Elterninterviews
- Auswertung des ersten Interviews
- Kurzbeschreibung des Falls
- Lehrerbild der Eltern
- Position der Eltern
- Bedeutung sozialer Einflüsse
- Bedeutung der unterschiedlichen Schularten
- Wie es weitergeht: Sorgen, Ängste, Chancen & Rückblick auf das Empfehlungsverfahren
- Bedeutung der Empfehlung für Eltern und Kinder
- Auswertung des zweiten Interviews
- Kurzbeschreibung des Falls
- Lehrerbild der Eltern
- Position der Eltern
- Bedeutung sozialer Einflüsse
- Bedeutung der unterschiedlichen Schularten
- Wie es weitergeht: Sorgen, Ängste, Chancen & Rückblick auf das Empfehlungsverfahren
- Bedeutung der Empfehlung für Eltern und Kinder
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Elterninterviews
- Lehrerbild der Eltern
- Position der Eltern
- Bedeutung sozialer Einflüsse
- Bedeutung der unterschiedlichen Schularten
- Wie es weitergeht: Sorgen, Ängste, Chancen & Rückblick auf das Empfehlungsverfahren
- Bedeutung der Empfehlung für Eltern und Kinder
- Auswertung des ersten Interviews
- Lehrersicht versus Elternsicht? Oder: Was uns die Fallbeispiele lehren
- Lehrerfortbildungen zum Ablauf und zum Umgang mit Schwierigkeiten fordern und daran teilnehmen
- Klare und eindeutige Richtlinien durch das Kultusministerium
- Grundschulen müssen mit weiterführenden Schulen kooperieren
- Der Lehrerbeurteilung mehr Bedeutung geben und eine starke Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern gewährleisten
- Den Schülern den Übergang erleichtern
- Die Grundschulzeit auf mindestens sechs Jahre verlängern
- Mehr Normalität in den Familien im Entscheidungsprozess
- Das Kind in den Mittelpunkt der Schullaufbahnentscheidung stellen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung von Empfehlungsschreiben für Schülerinnen und Schüler nach der 4. Klasse aus Eltern- und Lehrersicht. Ziel ist es, die Rolle der Empfehlungsschreiben im Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und die Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung von Eltern und Lehrern zu untersuchen.
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen und Richtlinien zum Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen
- Die Vorhersagbarkeit von Schullaufbahnen und Schulerfolg anhand von Empfehlungsschreiben
- Die Rolle von Eltern und Lehrern im Entscheidungsprozess und die Bedeutung sozialer Einflüsse
- Die Chancen und Herausforderungen des Empfehlungsprozesses für Schülerinnen und Schüler
- Mögliche Folgen der falschen Schulwahl und die Notwendigkeit einer stärkeren Kooperation zwischen Grund- und weiterführenden Schulen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Bedeutung von Empfehlungsschreiben im Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen. Kapitel 2 befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und Richtlinien des Empfehlungsprozesses in Deutschland, insbesondere mit dem Fokus auf die Rolle von Lehrern und Eltern.
Kapitel 3 untersucht die Vorhersagbarkeit von Schullaufbahnen und Schulerfolg und beleuchtet die Schwierigkeit, den Schulerfolg anhand von Empfehlungsschreiben präzise vorherzusagen. Kapitel 4 befasst sich mit dem Schulwahlverhalten der Eltern und den Faktoren, die bei ihrer Entscheidung eine Rolle spielen.
Kapitel 5 beleuchtet die Bedeutung des Übergangs von der Grundschule in die weiterführenden Schulen, die daraus resultierenden Schwierigkeiten und die Chancen des Empfehlungsprozesses. Kapitel 6 stellt die Methode der Fallbeispiele vor und beschreibt die Vorgehensweise bei den Lehrer- und Elterninterviews.
Kapitel 7 und 8 präsentieren die Auswertung der Lehrer- und Elterninterviews und analysieren die jeweiligen Perspektiven. Kapitel 9 fasst die gewonnenen Erkenntnisse aus den Fallbeispielen zusammen und leitet daraus Handlungsempfehlungen für Lehrer, Eltern und das Schulsystem ab.
Schlüsselwörter
Empfehlungsschreiben, Übergang, Grundschule, weiterführende Schulen, Schullaufbahn, Schulerfolg, Eltern, Lehrer, Entscheidungsprozess, soziale Einflüsse, Kooperation, Rechtliche Rahmenbedingungen, Richtlinien, Schulwahlverhalten, Entwicklungspsychologie, Fallbeispiele, Leitfadeninterview.
- Quote paper
- Christina Lücht (Author), 2005, Die Bedeutung von Empfehlungsschreiben für Schülerinnen und Schüler nach der 4. Klasse aus Eltern- und Lehrersicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/47017