“He’s damned – no he’s saved! For German engineering, another triumph.” Mit diesem Haiku nimmt der amerikanische Autor David M. Bader zu Goethes Faust Stellung und verrät in gerade mal drei Zeilen überraschend viel über die Rezeption des weltweit wohl bekanntesten Werks der deutschen Literatur. Im ersten Vers fasst er ironisch-pointiert den Inhalt der Tragödie zusammen und bringt dabei nicht nur zum Ausdruck, dass sich der vom Dichter konzipierte Dramenschluss entgegen der aufgebauten Erwartungshaltung verhält, sondern möchte mit einem einfachen Gedankenstrich möglicherweise sogar andeuten, was sich seiner Meinung nach, abgesehen von der finalen Entscheidung, sonst noch Nennenswertes im Stück abspielt nämlich – nichts. Im zweiten Vers erlaubt er sich mit dem englischen Begriff engineering ein smartes Wortspiel, das sich gemäß seiner Bedeutung sowohl auf die international renommierte, deutsche Ingenieurskunst als auch auf die dem Werk zugrunde liegende Konstruktion beziehen kann. Die technische Terminologie könnte des Weiteren auch auf das dramaturgische Mittel des deus ex machina verweisen, welches durch das überraschende Auftreten einer Gottheit mit Hilfe einer Bühnenmaschinerie einen menschlichen Konflikt löst und somit einen Bezug zu Fausts göttlicher Erlösung am Ende der Tragödie herstellt. Reiht man den dritten und letzten Vers in den Zusammenhang des gesamten Haikus ein, so ist ein deutlicher spöttischer Unterton zu bemerken, der sich entweder auf eine ungerechtfertigte Popularität des goetheschen Werks oder auf den vermeintlichen Triumph des Protagonisten Faust verweisen kann. Doch wie positioniert sich diesbezüglich die aktuelle Literaturforschung?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Lesarten der Walpurgisnächte
- 2.1 Religiöse Aspekte
- 2.2 Klassische Philosophie
- 2.3 Umbrüche der Jahrhundertwende
- 3 Szenenanalyse der Walpurgisnächte im Vergleich
- 3.1 Faust
- 3.2 Mephisto
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Walpurgisnachtkomplex in Goethes Faust, indem sie verschiedene Lesarten vergleicht und analysiert. Der Fokus liegt auf der Gegenüberstellung der Walpurgisnacht in Faust I und der Klassischen Walpurgisnacht in Faust II, insbesondere im Hinblick auf die Handlungen der Hauptfiguren Faust und Mephisto. Die Arbeit strebt ein vertieftes Verständnis der beiden Szenen und ihrer Bedeutung innerhalb des Gesamtwerks an.
- Der Vergleich der Walpurgisnächte in Faust I und II
- Die Rolle von Faust und Mephisto in beiden Szenen
- Religiöse und philosophische Interpretationen des Walpurgisnachtkomplexes
- Die Bedeutung des Walpurgisnachtkomplexes im Kontext der Epoche der Französischen Revolution
- Die dramaturgische Funktion der Walpurgisnächte in Goethes Faust
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beginnt mit einem Haiku von David M. Bader, das ironisch die Rezeption von Goethes Faust kommentiert. Sie führt in die Thematik ein und thematisiert die Herausforderungen der Interpretation der Klassischen Walpurgisnacht aufgrund ihres komplexen Aufbaus und fehlenden durchgängigen Handlungsstrangs. Die Einleitung betont die Bedeutung des Werkes im Kontext der klassischen Gattung und kündigt den Vergleich der beiden Walpurgisnächte an, wobei der Fokus auf Faust und Mephisto liegt.
2 Lesarten der Walpurgisnächte: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über verschiedene Lesarten des Walpurgisnachtkomplexes, die für das Verständnis der beiden Szenen relevant sind. Es wird betont, dass die ausgewählten Lesarten keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Das Kapitel dient als Grundlage für die anschließende Analyse und beleuchtet die Ausgangsbedingungen und Funktion der Walpurgisnächte innerhalb des Gesamtkontexts des Dramas.
2.1 Religiöse Aspekte: Dieser Abschnitt analysiert die religiösen Aspekte der Walpurgisnächte. Er thematisiert die Verquickung christlicher und "heidnischer" Vorstellungen und interpretiert diese im Lichte von Goethes eigenem Verständnis von Religion als spirituelles Prinzip. Die scheinbare Widersprüchlichkeit wird als Ergebnis von Goethes pelagianischer Sichtweise auf die menschliche Natur betrachtet, die von der traditionellen christlichen Doktrin abweicht. Die komplexen religiösen und mythologischen Anspielungen werden als integraler Bestandteil von Goethes Werk verstanden.
Schlüsselwörter
Goethe, Faust, Walpurgisnacht, Klassische Walpurgisnacht, Romantische Walpurgisnacht, Faust I, Faust II, religiöse Aspekte, philosophische Interpretation, Dramenanalyse, Literaturwissenschaft, Epoche der Französischen Revolution, Deus ex machina, Persönlichkeitsentwicklung.
Häufig gestellte Fragen zu "Lesarten der Walpurgisnächte in Goethes Faust"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert und vergleicht verschiedene Lesarten des Walpurgisnachtkomplexes in Goethes Faust I und Faust II. Der Fokus liegt auf der Gegenüberstellung der beiden Walpurgisnächte, insbesondere im Hinblick auf die Handlungen von Faust und Mephisto, und zielt auf ein vertieftes Verständnis ihrer Bedeutung innerhalb des Gesamtwerks ab.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Vergleich der Walpurgisnächte in Faust I und II, die Rolle von Faust und Mephisto, religiöse und philosophische Interpretationen, den Kontext der Französischen Revolution, und die dramaturgische Funktion der Szenen. Religiöse Aspekte, insbesondere die Verquickung christlicher und heidnischer Vorstellungen, werden ebenso analysiert wie philosophische Implikationen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu verschiedenen Lesarten der Walpurgisnächte (inkl. religiöser und philosophischer Aspekte), ein Kapitel zur Szenenanalyse im Vergleich (Faust und Mephisto), und ein Fazit. Die Einleitung beinhaltet ein einführendes Haiku und beschreibt die Herausforderungen der Interpretation der Klassischen Walpurgisnacht.
Wie wird die Klassische Walpurgisnacht interpretiert?
Die Arbeit betrachtet die Klassische Walpurgisnacht im Kontext ihres komplexen Aufbaus und fehlenden durchgängigen Handlungsstrangs. Die Interpretation berücksichtigt verschiedene Lesarten, darunter religiöse und philosophische Perspektiven, und analysiert die Rolle von Faust und Mephisto innerhalb der Szene.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Goethe, Faust, Walpurgisnacht, Klassische Walpurgisnacht, Romantische Walpurgisnacht, Faust I, Faust II, religiöse Aspekte, philosophische Interpretation, Dramenanalyse, Literaturwissenschaft, Epoche der Französischen Revolution, Deus ex machina, Persönlichkeitsentwicklung.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit strebt ein vertieftes Verständnis der Walpurgisnächte in Goethes Faust an, indem sie verschiedene Lesarten vergleicht und analysiert und die Bedeutung der Szenen im Gesamtkontext des Werks beleuchtet.
Welche Rolle spielen Faust und Mephisto?
Die Arbeit untersucht die Handlungen und Rollen von Faust und Mephisto in beiden Walpurgisnächten und analysiert deren Beitrag zum Verständnis der Szenen und des Gesamtwerks.
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- Anonym (Author), 2018, Goethes Faust. Mephistopheles und Faust in den Walpurgisnächten der Tragödie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/461741