Bei der Rezeption verschiedener lyrischer Werke Bertolt Brechts und der dazugehörigen Sekundärliteratur, fielen in der Forschung vermehrt Unstimmigkeiten beim Vergleich verschiedener Interpretationsansätze auf. Während die einen vom „politischen Dichter Brecht“ sprachen und seine Gedichte als Lehrmaterial für den politisch und gesellschaftlich unwissenden Durchschnittsbürger interpretierten, sahen andere wiederum seine Autobiografie als ausschlaggebendes Kriterium bei der Analyse der Werke an.
Da weder das Eine, noch das Andere die zahlreichen sprachlichen Mittel und Motive der Gedichte in ihrer Vielschichtigkeit zufriedenstellend interpretieren konnten, wird hier der Versuch unternommen, der von Brecht geforderten „emotionalen Annäherung bei der Rezeption lyrischer Werke“ näherzukommen, indem ein psychoanalytischer Deutungsansatz unter besonderer Berücksichtigung der psychologischen „Abwehrmechanismen“ angewendet wird. Ohne die Grenzen zwischen dem lyrischen Ich und dem Autor verschwimmen zu lassen, sollen die Gefühlswelt des Sprechers durchleuchtet und die dahinter stehenden Mechanismen und Strukturen erkundet werden.
Analysiert wurden die Gedichte „Die Erinnerung an die Marie A.“, „Die Ballade vom Liebestod“ und das „Liebeslied aus einer schlechten Zeit“, da sie als für den Deutungsansatz repräsentativ erachtet wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Literaturpsychoanalyse als Metadisziplin
- Unbewusste Mechanismen in literarischen Werken
- Abwehrmechanismen in der Psychologie
- Abwehrmechanismen in der Literatur
- Bertolt Brecht und die Psychoanalyse
- Brecht und zwischenmenschliche Beziehungen
- Brechts Todesangst
- Brechts Herzneurose
- Brechts Mutterbeziehung
- Unbewusste Mechanismen in literarischen Werken
- Abwehrmechanismen in Bertolt Brechts lyrischem Werk
- Die Erinnerung an die Marie A.
- Inhalt und Formanalyse
- Psychoanalytische Deutung der sprachlichen Mittel
- Vergessen oder Verdrängung ?
- Die Ballade vom Liebestod
- Trennungstrauma und Bindungsangst
- Die Verschmelzung als Bedrohung
- Todesangst oder Langeweile ?
- Liebeslied aus einer schlechten Zeit
- Bürgerliches Konkurrenzdenken oder emotionaler Egoismus ?
- Die Erinnerung an die Marie A.
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die lyrischen Werke Bertolt Brechts mit dem Fokus auf die psychoanalytischen Abwehrmechanismen, die im Spiel sind. Sie will die Emotionen des lyrischen Ichs beleuchten und die dahinter stehenden Mechanismen und Strukturen erforschen, ohne dabei die Grenzen zwischen dem lyrischen Ich und dem Autor zu verschwimmen.
- Die Bedeutung der Literaturpsychoanalyse als Metadisziplin
- Die Rolle unbewusster Mechanismen in literarischen Werken
- Die Identifizierung und Analyse von Abwehrmechanismen in Brechts Gedichten
- Die Beziehung zwischen Brechts Lebenserfahrungen und seinen literarischen Werken
- Die Bedeutung der psychoanalytischen Interpretation für das Verständnis von Brechts Lyrik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der psychoanalytischen Literaturwissenschaft und erläutert die Hintergründe und Ansprüche dieser Disziplin. Im zweiten Kapitel werden die unbewussten Mechanismen in literarischen Werken näher beleuchtet, insbesondere die Abwehrmechanismen, die Sigmund Freud identifizierte.
Kapitel drei analysiert drei Gedichte von Bertolt Brecht: „Die Erinnerung an die Marie A.“, „Die Ballade vom Liebestod“ und das „Liebeslied aus einer schlechten Zeit". Dabei wird untersucht, welche Abwehrmechanismen in diesen Gedichten zum Ausdruck kommen und wie sie das lyrische Ich beeinflussen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der psychoanalytischen Literaturwissenschaft, Abwehrmechanismen, Bertolt Brecht, Lyrik, emotionaler Ausdruck, unbewusste Prozesse, Verdrängung, Vergessen, Liebe, Todesangst, Trennungstrauma, Bindungsangst.
- Quote paper
- Serena Shtrezi (Author), 2018, Verdrängung oder Vergessen? Eine psychoanalytische Annäherung an die Motive in drei lyrischen Werken von Bertolt Brecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/441738