„So war es dem Namen nach Demokratie, in Wirklichkeit aber Herrschaft des ersten Mannes“. Diese abschließende Betrachtung von Thukydides über die Regierungs- und Lebenszeit des athenischen Politikers und Strategen Perikles beschreibt die Problematik wohl am Treffendsten. Darf die Schaffenszeit Perikles‘ mit der “Geburt der Demokratie“ gleichgesetzt werden, wie es so oft der Fall ist? War er wirklich der ideale Staatsmann, wie Thukydides ihn beschreibt und verteidigt? Oder hatte Perikles eine Tyrannis etabliert und das Volk willkürlich beherrscht, so wie es ihm seine Gegner vorwarfen?
Das überlieferte Periklesbild beruht zum Großteil auf dem Zeugnis des athenischen Geschichtsschreibers Thukydides, der dem Alkmeoniden in seinem Werk über den Peloponnesischen Krieg einen besonderen Stellenwert einräumt. Thukydides hat selbst in diesem Krieg mitgekämpft und sein Quellenwert ist prinzipiell sehr hoch einzuschätzen. Das Problem ist aber nun, dass der Nachwelt nur wenige weitere Quellen über Perikles zur Verfügung stehen, die unabhängig von Thukydides sind. An erster Stelle müssen hier die attischen Komödien genannt werden. Für die meisten Komödiendichter des 5. Jh. v. Chr. war Politik und Privatleben des Perikles stets ein dankbares Thema. Hierbei sind vor allem Kratinos, Hermippos und Aristophanes zu nennen, von denen teils noch ganze Werke erhalten sind, teils nur wenige Fragmente, die vor allem von Plutarch überliefert worden sind. Plutarch hat in seiner Reihe der Doppelbiographien einen Teil Perikles gewidmet. Auch wenn er eine Vielzahl von Quellen für seine Informationen herangezogen hat, hält er sich doch meistens sehr eng an die Darstellung des Thukydides. Plutarchs Quellenwert ist weitaus schwieriger zu beurteilen, zumal zwischen der Lebzeit Perikles‘ und Plutarchs Niederschrift mehr als sechs Jahrhunderte vergangen sind. Doch da Thukydides nur über die letzten Jahre des Wirkens von Perikles berichtet, kommt man für die Zeit seines politischen Aufstiegs nicht um eine Beschäftigung mit Plutarch herum.
Diese Arbeit soll zuerst einen Überblick über den politischen Aufstieg des Perikles sowie seine Reformen geben. Seine Außenpolitik und die Kriegsschuldfrage können hier allerdings nur sehr kurz behandelt werden. Schließlich soll die Frage bearbeitet werden, ob Perikles tatsächlich als ein Alleinherrscher bezeichnet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Jugend und Aufstieg des Perikles
- 2. Ausbau der Demokratie
- 3. Opposition gegen Perikles
- 4. ,,In Wirklichkeit aber Herrschaft des ersten Mannes“?
- III. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Regierungszeit des athenischen Politikers und Strategen Perikles und untersucht die Frage, ob seine Herrschaft als „Geburt der Demokratie“ bezeichnet werden kann oder ob er eine Tyrannis etabliert und das Volk willkürlich beherrscht hat. Die Analyse basiert vor allem auf dem Zeugnis des Geschichtsschreibers Thukydides, der Perikles einen besonderen Stellenwert in seinem Werk über den Peloponnesischen Krieg einräumt.
- Politischer Aufstieg und Reformen des Perikles
- Ausbau der Demokratie in Athen
- Opposition gegen Perikles und die Frage nach seiner Machtfülle
- Bewertung der Rolle des Perikles in der Geschichte Athens
- Bedeutung der Quellen für die Erforschung des Perikles
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die zentrale Frage der Arbeit: War die Regierungszeit des Perikles eine Epoche der Demokratie oder eine Tyrannis? Die Problematik wird anhand der widersprüchlichen Bewertungen durch Thukydides und die Gegner des Perikles aufgezeigt. Außerdem wird die Bedeutung von Thukydides und anderen Quellen für die Erforschung des Perikles hervorgehoben.
II. Hauptteil
1. Jugend und Aufstieg des Perikles
Dieser Abschnitt zeichnet den Lebensweg des Perikles von seiner Herkunft aus einem vornehmen attischen Geschlecht bis zu seinem Aufstieg in die athenische Politik nach.
2. Ausbau der Demokratie
Hier werden die außenpolitischen Maßnahmen des Perikles und seine innenpolitischen Reformen, die zur Stärkung der Demokratie in Athen führten, behandelt.
3. Opposition gegen Perikles
Dieser Abschnitt thematisiert die Kritik und Opposition, die Perikles aufgrund seiner Politik und seines Führungsstils erfuhr.
4. ,,In Wirklichkeit aber Herrschaft des ersten Mannes“?
Hier wird die Frage untersucht, ob Perikles trotz seiner demokratischen Reformen tatsächlich eine einflussreiche und mächtige Position innehatte und ob er als Alleinherrscher bezeichnet werden kann.
Schlüsselwörter
Perikles, Demokratie, Tyrannis, Athen, Thukydides, Alkmeoniden, Peloponnesischer Krieg, Areopag, Volksversammlung, Staatsmann, Politik, Geschichte, Quellenkritik.
- Quote paper
- Maike Berhorst (Author), 2005, Perikles - Demokratie oder Herrschaft des ersten Mannes?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/44155