Andreas Gryphius selbst bezeichnet die Titelheldin seines Trauerspiels "Catharina von Georgien. Oder Bewehrete Beständigkeit" in seiner Vorrede an den Leser eindeutig als „ein von dieser Zeit kaum erhöretes Beyspiel vnaußsprechlicher Beständigkeit“ (Vorrede) und gibt somit bereits den Deutungsrahmen der christlich-stoischen Märtyrerin vor. Die Forschungsmeinungen zur Konzeption der Catharina divergieren jedoch immens: Wird sie einerseits als „christliche Märtyrerin, die ihre Stärke im Erleiden von Folterqualen unter Beweis stellt“ gesehen, so verkörpert sie für andere das Bild der „Repräsentantin einer Dynastie“, welche ihr Volk und ihr Land schützen möchte. Mit ihrer politischen Denkweise verfolgt sie Elida M. Szarota zufolge ein „[inneres] Rebellentum“ und muss aus diesem Grund „keinesfalls als schicksalsergebene Märtyrerin, sondern […] als weltzugewandte, politisch denkende Figur, deren Affekte deutlich hervortreten“ aufgefasst werden.
Das Werk wird gemeinhin zwar als das erste Märtyrerdrama Gryphius‘ bezeichnet , doch ist es fraglich, ob dieser Gattungsbezeichnung uneingeschränkt zugestimmt werden kann. Wie die Zitate belegen, weist das Trauerspiel eine politische Komponente auf, welche die Protagonistin beeinflusst und eine ausschließlich religiös orientierte Märtyrerstellung wanken lässt.
Diese Arbeit widmet sich der Analyse beider Positionen. Als theoretische Basis der Untersuchung wird zuerst die Konzeption des Märtyrers dargelegt, wobei neben Position und Funktion vor allem die Eigenschaften constantia und magnanimitas sowie der Begriff imitatio christi erläutert werden. Es ist nicht das Ziel umfassende und allgemeingültige Definitionen der Begriffe zu finden, sondern für die darauffolgende Untersuchung wichtige Aspekte hervorzuheben. Das dritte Kapitel widmet sich ebendieser Analyse der Catharina von Georgien und untersucht die Titelheldin auf politische wie christliche Merkmale. Im abschließenden Fazit wird anhand dessen eine Antwort auf folgende Leitfrage formuliert: Ist Catharina von Georgien eine politische Rebellin oder eine christliche Märtyrerin?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Konzeption des Märtyrers
- Constantia
- Magnanimitas
- Imitatio christi
- Analyse der Catharina von Georgien
- Die politische Rebellin
- Die christliche Märtyrerin
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Titelheldin des Trauerspiels „Catharina von Georgien. Oder bewehrete Best(ndigkeit“ von Andreas Gryphius, um die Frage zu beantworten, ob sie als politische Rebellin oder christliche Märtyrerin zu verstehen ist.
- Konzeption des Märtyrers in Gryphius' Werk
- Die Rolle der Eigenschaften Constantia und Magnanimitas
- Die politische Dimension des Trauerspiels
- Die christliche Motivlage der Catharina
- Die Ambivalenz der Titelheldin zwischen Rebellion und Martyrium
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der Deutung der Titelheldin Catharina von Georgien vor. Sie verweist auf divergierende Forschungsmeinungen, die Catharina einerseits als christliche Märtyrerin und andererseits als politische Rebellin betrachten. Die Arbeit will diese beiden Positionen analysieren und die Leitfrage beantworten, ob Catharina von Georgien eine politische Rebellin oder eine christliche Märtyrerin ist.
Die Konzeption des Märtyrers
Dieses Kapitel beleuchtet die Konzeption des Märtyrers in Gryphius' Werk und analysiert die Eigenschaften Constantia und Magnanimitas sowie die Bedeutung der Imitatio Christi. Es werden wichtige Aspekte dieser Begriffe für die spätere Analyse der Catharina von Georgien herausgehoben.
Analyse der Catharina von Georgien
Dieses Kapitel untersucht die Titelheldin und analysiert sie auf politische und christliche Merkmale. Es werden sowohl die politischen Motive als auch die religiöse Motivation der Catharina betrachtet, um einen umfassenden Einblick in ihre Handlungsweise und ihre innere Konfliktsituation zu geben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Andreas Gryphius' Trauerspiel „Catharina von Georgien“ und analysiert die Titelheldin im Hinblick auf die Frage, ob sie als politische Rebellin oder christliche Märtyrerin zu verstehen ist. Wichtige Schlüsselbegriffe sind dabei Constantia, Magnanimitas, Imitatio Christi, Politische Rebellion, Christliches Martyrium, Dramenanalyse und Barockliteratur.
- Quote paper
- Caroline Harsch (Author), 2013, Catharina von Georgien. Politische Rebellin oder christliche Märtyrerin?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/437823