„Drei Drähte, auf denen Tortillas trocknen, und jeder kann durch“ – so beschreibt der US-amerikanische Schriftsteller T.C. Boyle in einem Interview die „durchlässige“ Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, umgangssprachlich auch „Tortilla Curtain“ genannt. Diese Grenze steht – sowohl in ihrer physischen als auch metaphorischen Bedeutung – im Vordergrund seines 1995 erschienenen gleichnamigen Romans; anhand ihr skizziert Boyle amerikanische Werte, die (teils paranoiden) Ängste und die Ausländerfeindlichkeit einer gehobenen weißen Mittelschicht gegenüber illegalen Einwanderern, aber auch Armut und Umweltzerstörung. Die Reaktionen auf Boyles Werk in den USA sind nach wie vor kontrovers; neben viel Zustimmung erhielt der in Kalifornien lebende Autor auch offene Ablehnung. Da das Thema „Raum und Grenze“ im Globalisierungsdiskurs einen wichtigen Platz einnimmt und einen ganz eigenen Zugang zu Fragen wie Identität und Differenz gestattet (vgl. Müller-Funk), soll auch in der vorliegenden Arbeit die Grenzthematik im Zentrum stehen. Dabei wird die in seinem Werk „Die Struktur literarischer Texte“ formulierte Raumtheorie des russischen Literaturwissenschaftlers und Semiotikers Juri Michailowitsch Lotman das theoretische Gerüst bilden, auf dem die Analyse des Romans und seiner Figuren aufbaut. Nach einer kurzen Darstellung der wesentlichen Punkte in „Die Struktur litararischer Texte“ sollen die verschiedenen im Roman beschriebenen Grenzen und –phänomene und deren Auswirkungen auf ihr Umfeld mit Hilfe dieser Theorie analysiert werden. Dabei wird vor allem die Frage, wie die ProtaginistInnen sich im (Grenz-)raum bewegen und welche Grenzerfahrungen sie machen, im Mittelpunkt stehen. Folgende Punkte gilt es im Rahmen der Untersuchung zu klären: Inwiefern ist das Phänomen „Grenze“ konstitutiv für das Denken und Handeln der Figuren und beeinflusst es die fortschreitende Veränderung der verschiedenen Charaktere? Welchen Beitrag kann der Roman zu einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit Grenzen und Grenzräumen beitragen und welche Perspektiven ergeben sich daraus? Und inwieweit ist Lotmans Theorie hier hilfreich?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Jurij Lotman: Die Struktur literarischer Texte
- Grenzen in The Tortilla Curtain
- Der "Tortilla Curtain"
- Die Mauer um Arroyo Blanco
- Die Straße am Canyon
- Figuren und ihre Grenzerfahrungen
- Figurenkonstellation
- Bewegung im (Grenz-)Raum
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit analysiert den Roman „The Tortilla Curtain“ von T.C. Boyle unter dem Aspekt von Raum und Grenze. Ziel ist es, die Grenzthematik in Boyles Werk im Kontext der Raumtheorie von Jurij Lotman zu untersuchen. Dabei soll der Fokus auf die Auswirkungen von Grenzen auf das Denken und Handeln der Figuren sowie die Frage nach dem Beitrag des Romans zu einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit Grenzen und Grenzräumen gelegt werden.
- Die Bedeutung von Grenzen im Roman „The Tortilla Curtain“
- Die Anwendung der Raumtheorie von Jurij Lotman auf den Roman
- Die Grenzerfahrungen der Figuren und ihre Auswirkungen
- Der Beitrag des Romans zur interdisziplinären Auseinandersetzung mit Grenzen
- Die Relevanz von Lotmans Theorie für die Analyse des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „The Tortilla Curtain“ von T.C. Boyle und seine Thematik vor. Sie beleuchtet die Bedeutung des Begriffs "Tortilla Curtain" als Metapher für die Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten. Die Arbeit fokussiert auf die Analyse der Grenzthematik im Roman im Kontext der Raumtheorie von Jurij Lotman.
Der Hauptteil beginnt mit einer Darstellung der wesentlichen Punkte von Lotmans Raumtheorie. Er erklärt die Konzepte von „künstlerischem Raum“ und „Grenze“ in der Literatur und ihre Bedeutung für die Semantisierung des literarischen Raums.
Im weiteren Verlauf wird die Grenzthematik in „The Tortilla Curtain“ anhand der drei zentralen Grenzen im Roman, dem „Tortilla Curtain“, der Mauer um Arroyo Blanco und der Straße am Canyon, näher betrachtet. Es werden die verschiedenen Funktionen und Bedeutungen dieser Grenzen im Kontext von Lotmans Raumtheorie analysiert.
Der Abschnitt über Figuren und ihre Grenzerfahrungen beschäftigt sich mit der Figurenkonstellation und deren Bewegung im (Grenz-)Raum. Es wird untersucht, wie die Figuren die Grenzen des Romans erfahren und welche Auswirkungen dies auf ihre Entwicklung hat.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen „Raum und Grenze“, „The Tortilla Curtain“, „Jurij Lotman“, „Raumtheorie“, „Semantisierung“, „Grenzerfahrungen“, „Figurenkonstellation“, „Bewegung im Raum“ und „interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Grenzen“.
- Quote paper
- Melanie Heiland (Author), 2014, Raum und Grenze in T.C. Boyles "The Tortilla Curtain", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/436887