Der österreichische Dichter Hugo von Hofmannsthal, der von 1874 bis 1929 lebte, wird zu den bekanntesten Vertretern des literarischen Ästhetizismus gezählt. Dabei zeichnet sich besonders sein Frühwerk, sowohl seine literarischen Texte, als auch seine literaturkritischen Essays, durch die Auseinandersetzung mit dem damals verbreiteten Ästhetizismus aus. In der Forschung wird Hofmannsthal jedoch gleichzeitig oft als Kritiker des Ästhetizismus dargestellt. Dadurch kommt die Frage nach Hofmannsthals Verhältnis zum Ästhetizismus auf.
Ziel dieser Arbeit ist es, zunächst Hofmannsthals Verhältnis zum Ästhetizismus anhand seiner literaturkritischen Essays herauszuarbeiten und diese anschließend zu nutzen, um die poetologische Implikation in seiner frühen Erzählung "Das Märchen der 672. Nacht", die im Frühjahr 1895 entstanden ist und im November desselben Jahres in der Wiener Wochenschrift Die Zeit veröffentlicht wurde, deutlich zu machen.
Dabei gliedert sich diese Arbeit in drei Teile. In einem ersten Teil soll ein allgemeiner Überblick über den Ästhetizismus in Form einer Begriffsdiskussion gegeben werden. Weiter soll Hofmannsthals persönliche Einstellung gegenüber dem Ästhetizismus aus seinen literarischen Essays herausgearbeitet werden. Ausgewählt wurden hierfür Hofmannsthals Essays über den italienischen Dichter Gabriele D’Annunzio, D’Annunzio I und D’Annunzio II, sowie sein Essay Walter Pater über den englischen Essayisten, da sie zeitlich mit der Entstehung und Veröffentlichung seiner Erzählung zusammenfallen.
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen anschließend im zweiten Teil dieser Arbeit auf Hofmannsthals Erzählung Das Märchen der 672. Nacht angewandt werden. In diesem Abschnitt wird zunächst die Erzählung selbst kurz vorgestellt. Anschließend wird dargestellt, was den Protagonisten der Erzählung zu einem Ästheten macht. Hierfür ist vor allem eine psychologische Deutung der Figur hilfreich. Schließlich wird, unter anderem durch die Zuhilfenahme der Ikonographie dargestellt, inwiefern der Erzählverlauf als Subjektkrise zu verstehen ist. Dabei soll herausgearbeitet werden, wie der Ästhetizismus und eine eventuelle Kritik daran formal umgesetzt werden.
Nach der Interpretation und Analyse der Erzählung werden die Ergebnisse in einem letzten Teil, im Fazit noch einmal zusammengefasst. Hierbei soll abschließend die Frage beantwortet werden, inwieweit Hofmannsthal als V ertreter des Ästhetizismus, gleichzeitig jedoch als Kritiker desselben verstanden werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ästhetizismus: eine kulturtheoretische Position
- Hofmannsthal und der Ästhetizismus
- Gabriele D'Annunzio I: Uneingeschränkte Bewunderung
- Gabriele D'Annunzio II: Ein Hauch von Kritik
- Walter Pater: Kritik an der Vernachlässigung des Lebens‘
- Analyse und Interpretation: Das Märchen der 672. Nacht
- Der Kaufmannssohn als Ästhet
- Die Kritik am Ästhetizismus als Subjektkrise erzählt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, Hofmannsthals Verhältnis zum Ästhetizismus anhand seiner literaturkritischen Essays zu untersuchen. Anschließend werden diese Erkenntnisse genutzt, um die poetologische Implikation in seiner frühen Erzählung "Das Märchen der 672. Nacht" zu beleuchten.
- Der Ästhetizismus als kulturtheoretische Position
- Hofmannsthals persönliche Einstellung zum Ästhetizismus
- Die Analyse des "Märchens der 672. Nacht" als Subjektkrise
- Die Darstellung des Ästhetizismus in der Erzählung
- Die Frage nach Hofmannsthals ambivalentem Verhältnis zum Ästhetizismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Hofmannsthal als Vertreter des literarischen Ästhetizismus vor und hebt die zentrale Bedeutung seiner Auseinandersetzung mit dem Ästhetizismus in seinem Frühwerk hervor. Es werden die wichtigsten Ziele der Arbeit und die Gliederung des Textes dargelegt.
Kapitel 2 liefert einen Überblick über den Ästhetizismusbegriff und beleuchtet seine vielfältigen Bedeutungen in der Literaturwissenschaft.
Kapitel 3 analysiert Hofmannsthals Essays über den italienischen Dichter Gabriele D'Annunzio und den englischen Essayisten Walter Pater, um seine persönliche Einstellung zum Ästhetizismus herauszuarbeiten.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Analyse von Hofmannsthals Erzählung "Das Märchen der 672. Nacht". Hier wird der Protagonist als Ästhet vorgestellt, die Kritik am Ästhetizismus als Subjektkrise dargestellt und der Erzählverlauf unter Einbeziehung der Ikonographie als Subjektkrise interpretiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen der Arbeit sind: Ästhetizismus, Ästhetentum, Subjektkrise, Hugo von Hofmannsthal, "Das Märchen der 672. Nacht", Literaturkritik, Poetologie.
- Quote paper
- Caroline Piontek (Author), 2018, Hofmannsthals "Märchen der 672. Nacht". Das Scheitern des Ästhetizisten als Subjektkrise erzählt, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/436386