Erzählerische Unzuverlässigkeit, realisiert durch einen unzuverlässigen Erzähler ist ein Konzept der Literaturwissenschaften, welches erstmals 1961 von Wayne C. Booth genauer benannt und konzipiert wurde. Es sollen zunächst einige dieser Theorien und deren wichtigsten Aspekte im Bezug auf unzuverlässige Erzähler vorgestellt werden, um anschließend untersuchen zu können, ob sich ein Konsens zwischen den über Jahrzehnten verteilten, unterschiedlichen Konzepten finden und anwenden lässt. Eine in diesen Theorien weit verbreitete Meinung ist die, dass erzählerische Unzuverlässigkeit vor allem bei auto- oder homodiegetischen Erzählern anzutreffen sei, welche zudem einen nur eingeschränkten Blickwinkel auf die fiktionale Welt haben. In dem literarischen Forschungsgegenstand, welcher für diese Seminararbeit ausgewählt wurde, dem Roman Zwischen neun und neun vom österreichischen Autor Leo Perutz, welcher im Jahr 1918 veröffentlicht wurde, hat der Leser es jedoch in erster Linie mit einem auktorialen Erzähler zu tun.
Inwieweit lässt sich nun diesem Erzähler in Zwischen neun und neun mit Hilfe der zuvor angesprochenen Unzuverlässigkeitstheorien eine Unzuverlässigkeit nachweisen, obwohl er nicht dem Konzept der Subjektivität entspricht, welches oftmals in Bezug auf dieses Phänomen gefordert wird? Auch die Frage, was die Erkenntnis eines möglichen unzuverlässigen Erzählers für den Leser und dessen weiteres Verständnisses des Romans betrifft, soll genauer betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorien und Konzepte des unzuverlässigen Erzählens
- 3. Der Erzähler in Leo Perutz Zwischen neun und neun
- 3.1 Die Problematik der Unzuverlässigkeit in Zwischen neun und neun
- 3.2 Die Bedeutung dieser Problematik für den Leser
- 4. Schlussfolgerung
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die erzählerische Unzuverlässigkeit in Leo Perutz' Roman "Zwischen neun und neun", insbesondere im Kontext verschiedener Theorien und Konzepte zu diesem Thema. Das Hauptziel ist es, zu analysieren, inwieweit die Unzuverlässigkeit des Erzählers, trotz seines auktorialen Charakters, nachweisbar ist und welche Bedeutung dies für das Verständnis des Romans hat.
- Theorien und Konzepte unzuverlässigen Erzählens
- Analyse des Erzählers in "Zwischen neun und neun"
- Problematik der Unzuverlässigkeit im Roman
- Auswirkungen der Unzuverlässigkeit auf den Leser
- Vergleich verschiedener theoretischer Ansätze
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der erzählerischen Unzuverlässigkeit ein und beleuchtet die historische Entwicklung des Konzepts, beginnend mit Wayne C. Booths Definition von 1961. Sie betont die anhaltende Debatte und die unterschiedlichen theoretischen Ansätze zur Definition und Erfassung von unzuverlässigem Erzählen. Die Arbeit wählt Leo Perutz' "Zwischen neun und neun" als Untersuchungsgegenstand und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Nachweisbarkeit von Unzuverlässigkeit bei einem auktorialen Erzähler. Die Einleitung skizziert die weiteren Kapitel und ihren Fokus.
2. Theorien und Konzepte des unzuverlässigen Erzählens: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Theorien und Konzepte zum unzuverlässigen Erzählen. Es beginnt mit Booths Ansatz, der den impliziten Autor als Referenzpunkt für die Beurteilung der Erzählerzuverlässigkeit verwendet. Im Anschluss werden neuere Theorien diskutiert, die den Fokus auf den realen Leser und die Subjektivität des Erzählers legen. Der Beitrag von Franz K. Stanzel und seine Betonung der Subjektivität von Ich- und Er-Erzählern wird hervorgehoben. Das Kapitel analysiert die Herausforderungen bei der Definition von Unzuverlässigkeit und die Schwierigkeiten, einen Konsens zwischen den verschiedenen theoretischen Ansätzen zu finden. Es diskutiert auch die Rolle von Widersprüchen, Multiperspektivität und Subjektivität in der Interpretation von erzählerischer Unzuverlässigkeit.
Schlüsselwörter
Erzählerische Unzuverlässigkeit, unzuverlässiger Erzähler, Leo Perutz, Zwischen neun und neun, auktorialer Erzähler, Wayne C. Booth, Ansgar Nünning, Franz K. Stanzel, Subjektivität, Multiperspektivität, Leserrolle, fiktionale Welt, Interpretation.
Häufig gestellte Fragen zu "Zwischen neun und neun": Eine Analyse der erzählerischen Unzuverlässigkeit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die erzählerische Unzuverlässigkeit in Leo Perutz' Roman "Zwischen neun und neun". Der Fokus liegt darauf, die Unzuverlässigkeit des Erzählers, trotz seines auktorialen Charakters, nachzuweisen und deren Bedeutung für das Verständnis des Romans zu ergründen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Theorien und Konzepte des unzuverlässigen Erzählens, Der Erzähler in "Zwischen neun und neun" (mit Unterkapiteln zur Problematik der Unzuverlässigkeit und deren Bedeutung für den Leser), Schlussfolgerung und Literaturverzeichnis.
Welche Theorien und Konzepte werden behandelt?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Theorien und Konzepte des unzuverlässigen Erzählens, beginnend mit Wayne C. Booths Ansatz (impliziter Autor als Referenzpunkt). Neuere Theorien, die den realen Leser und die Subjektivität des Erzählers betonen, werden ebenfalls behandelt, inklusive der Beiträge von Franz K. Stanzel. Die Herausforderungen bei der Definition von Unzuverlässigkeit und die Schwierigkeiten, einen Konsens zwischen den verschiedenen theoretischen Ansätzen zu finden, werden ebenfalls thematisiert.
Wie wird die Unzuverlässigkeit des Erzählers in "Zwischen neun und neun" untersucht?
Die Arbeit analysiert die Unzuverlässigkeit des Erzählers in "Zwischen neun und neun", indem sie Widersprüche, Multiperspektivität und Subjektivität im Text untersucht. Dabei wird der auktoriale Charakter des Erzählers berücksichtigt und die Frage nach der Nachweisbarkeit seiner Unzuverlässigkeit im Mittelpunkt gestellt.
Welche Bedeutung hat die Unzuverlässigkeit des Erzählers für den Leser?
Die Arbeit untersucht, welche Auswirkungen die Unzuverlässigkeit des Erzählers auf das Verständnis des Romans und die Rolle des Lesers hat. Die Interpretation der fiktionalen Welt wird durch die Subjektivität des Erzählers beeinflusst, und der Leser wird aktiv in den Prozess des Interpretierens miteinbezogen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Erzählerische Unzuverlässigkeit, unzuverlässiger Erzähler, Leo Perutz, Zwischen neun und neun, auktorialer Erzähler, Wayne C. Booth, Ansgar Nünning, Franz K. Stanzel, Subjektivität, Multiperspektivität, Leserrolle, fiktionale Welt, Interpretation.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Inwieweit ist die Unzuverlässigkeit des Erzählers in Leo Perutz' "Zwischen neun und neun", trotz seines auktorialen Charakters, nachweisbar, und welche Bedeutung hat dies für das Verständnis des Romans?
- Quote paper
- Lea Sassmannshausen (Author), 2013, Erzählerische Unzuverlässigkeit in Leo Perutz "Zwischen neun und neun", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/434834