Gesundheitsversorgung ist eine teure Sache. Das, bei aller Uneinigkeit, ist den Debatten zu entnehmen. Weder Leistungen und Güter noch die Bereitschaft, diese zu finanzieren, sind in diesem System in unbegrenztem Maße vorhanden. Sie sind knappe Güter, deren Verteilung nach bestimmten gerechten Prinzipien erfolgen muss.
Die Vehemenz, mit der die Debatten der Gesundheitspolitik geführt werden, deutet auf etwas hin, das dieser Arbeit vorangestellt sein soll: Gesundheit genießt eine ganz besondere Wertschätzung unter den Menschen. Wir wollen gesund sein, und wir sind bereit, viel dafür zu geben. Dennoch: Gesundheitspolitik ist ein umstrittenes Feld. Die Verteilung vor allem der Lasten, wird ständig diskutiert. Diese Auseinandersetzung ist selbstverständlich legitim. Es soll an dieser Stelle nach bestimmten Prinzipien gesucht werden, die eine gerechte Distribution im Feld der Gesundheitsversorgung ermöglichen und die also jede Einigung auf konkrete Verteilungsmodi berücksichtigen sollte.
Dazu wird von der Theorie der komplexen Gleichheit ausgegangen, die zunächst kurz eingeführt und dann auf Anwendbarkeit im Gesundheitssystem geprüft und, so nötig, durch weitere theoretische Annäherung ergänzt werden soll. Anschließend soll kurz auf Probleme der Finanzierung der Gesundheitsversorgung in der Bundesrepublik und auf Vorschläge zu dessen Umgestaltung hingewiesen und der Versuch einer Bewertung nach Gerechtigkeitsgesichtspunkten unternommen werden.
Wichtig ist: Es geht hier nicht um die Distribution von Gesundheit - ein schwer fassbarer Begriff - sondern um die Versorgung mit Ressourcen, die zur Linderung von Schmerzen und zur Wiederherstellung und Erhaltung von Gesundheit dienen. Gesundheit lässt sich weder verkaufen noch verteilen; was hier thematisiert wird, ist die Verteilung von Gesundheitsgütern. Diese Verteilung ist nicht allein auf die Krankenversorgung beschränkt. „Gesundheitspolitik findet ... überall dort statt, wo durch die Gestaltung von Verhältnissen, Verhaltensbedingungen oder Verhaltensanreizen populationsbezogen Wahrscheinlichkeiten von Erkrankung, Progredienz, Chronifizierung, krankheitsbedingter Einschränkung der Lebensqualität und Tod – positiv oder negativ – beeinflußt werden“. In der Gesundheitspolitik schneiden sich Ökonomie und Ethik; der gesellschaftliche trifft auf den individuellen Bedarf. Das Ziel ist eine gerechte Verteilung, die vielen und hohen Ansprüchen gerecht werden muss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Gerechtigkeitstheorie und Gesundheit.
- Zur Gerechtigkeitstheorie Michael Walzers.
- Gesundheitsversorgung in der Sphärenwelt.
- Weitere theoretische Überlegungen.
- Das Krankenversicherungssystem der Bundesrepublik.
- Anspruch..
- Verteilungswirklichkeiten.
- Reformdebatten.
- Schluss.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Verteilungsgerechtigkeit im Bereich der Gesundheitsversorgung, indem sie die Theorie der komplexen Gleichheit von Michael Walzer auf das deutsche Krankenversicherungssystem anwendet. Ziel ist es, die Herausforderungen der Ressourcenverteilung in einem System knapper Güter zu beleuchten und mögliche gerechte Verteilungsmodi zu erörtern.
- Die Bedeutung von Gerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung
- Die Anwendung der Theorie der komplexen Gleichheit auf das Gesundheitswesen
- Die Verteilung von Gesundheitsgütern im deutschen Krankenversicherungssystem
- Kritik an den bestehenden Verteilungsprinzipien
- Die Bedeutung von Reformen im Gesundheitswesen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Problematik der Ressourcenverteilung in der Gesundheitsversorgung. Die knappen Ressourcen und die große gesellschaftliche Bedeutung von Gesundheit erfordern eine gerechte Verteilung nach bestimmten Prinzipien.
- Gerechtigkeitstheorie und Gesundheit: Dieses Kapitel führt in die Theorie der komplexen Gleichheit von Michael Walzer ein und zeigt die Anwendbarkeit seiner Theorien auf das Gesundheitssystem auf.
- Das Krankenversicherungssystem der Bundesrepublik: Dieses Kapitel analysiert das deutsche Krankenversicherungssystem im Hinblick auf die Verteilung von Ressourcen. Es beleuchtet die Anspruchsberechtigung, die Verteilungswirklichkeiten und die aktuellen Reformdebatten.
Schlüsselwörter
Gerechtigkeit, Gesundheitsversorgung, komplexe Gleichheit, Michael Walzer, Krankenversicherungssystem, Ressourcenverteilung, Verteilungsgerechtigkeit, Sphären, Bedarf, Verdienst, freier Austausch, Reformdebatten.
- Quote paper
- René Riedel (Author), 2002, Sphärengerechtigkeit und Gesundheitsversorgung. Eine theoretische Betrachtung am Beispiel ausgewählter Probleme des Krankenversicherungssystems der Bundesrepublik., Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/42598