Leutnant Gustl aus der gleichnamigen Erzählung Arthur Schnitzlers ist sicher eine der bekanntesten literarischen Charaktere des österreichischen Autors und zugleich eine der Faszinierendsten. Gerade auf Grund der neuartigen Erzähltechnik des "Bewusstseinsstroms", der jeglichen direkten Kommentar eines Erzählers verbietet und deshalb die Vielschichtigkeit und Komplexität der menschlichen Psyche in ihrer Reinheit aufzuzeigen vermag, ist der Prosatext auf extreme Weise vieldeutig und widersprüchlich. Ziel dieser Arbeit war es eine Leselinie aufzuzeigen, die Gustl einerseits im Konflikt mit seiner Umwelt und deren Konventionen bzw. Sitten zeigt, aber auch andererseits den Blick auf das Innenleben desselben lenkt und auf die verschiedenen Strategien des Leutnants mit den Konflikten umzugehen – oder eher gesagt, wie er jene Situationen im wörtlichen Sinne umgeht – hinweist.
Inhaltsverzeichnis
- Gustl und die Differenz...
- Schauplätze der Differenz.
- Das Blickspiel im Oratorium....
- Die Konfrontation mit dem Bäckermeister.
- Die Nacht im Prater..
- Der Tod des Bäckermeisters....
- Schluss: Die Ehre als symbolische Ausdrucksform
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studie befasst sich mit dem Wechselspiel zwischen Ideal und Realität im Leben des Leutnants Gustl in Arthur Schnitzlers gleichnamiger Novelle. Sie analysiert die Diskrepanz zwischen dem von Gustl angestrebten Idealbild des Offiziers und seinen tatsächlichen inneren Neigungen und untersucht, wie diese Differenz durch verschiedene Mechanismen der Unterdrückung bewältigt wird.
- Das Spannungsfeld zwischen Ideal und Realität im Leben des Leutnants Gustl.
- Die Strategien der Unterdrückung der Differenz zwischen Gustls Innen- und Außenwelt.
- Gustls Suche nach dem perfekten Abbild des Offiziers, der "idća", die er jedoch niemals erreichen kann.
- Die Rolle der Ehre als symbolische Ausdrucksform in Gustls Selbstverständnis.
- Die Bedeutung der Konfrontation mit dem "Anderen" für die Konstruktion von Gustls Identität.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht Gustls existenzielle Situation zu Beginn der Novelle, indem es die Diskrepanz zwischen dem von ihm angestrebten Idealbild des Offiziers und seinen tatsächlichen inneren Neigungen beleuchtet.
Das zweite Kapitel analysiert die Schauplätze der Differenz in der Novelle, die sich als Schlüsselstellen erweisen, um die These von Gustls Konfrontation mit einem unerfüllbaren Ideal zu verdeutlichen.
Das Unterkapitel 2.1 fokussiert auf die Oratoriumsszene, in der Gustls Desinteresse und die daraus resultierenden Strategien der Unterdrückung seiner inneren Neigungen analysiert werden.
Das Unterkapitel 2.2 befasst sich mit der Konfrontation Gustls mit dem Bäckermeister, die als weitere Gelegenheit dient, seine Mechanismen zur Bewältigung der Differenz zwischen Ideal und Realität aufzuzeigen.
Das Unterkapitel 2.3 beleuchtet die Nacht im Prater, in der Gustls Handlungsspielraum erweitert wird und er in eine neue Form der Selbstverwirklichung eintritt, die jedoch ebenfalls von den Konventionen des Offiziers geprägt ist.
Das Unterkapitel 2.4 widmet sich der Begegnung mit dem Bäckermeister, die als Schlüsselstelle zur Analyse von Gustls innerer Zerrissenheit und seiner komplexen Beziehung zur Ehre fungiert.
Schlüsselwörter
Die zentrale Thematik dieser Studie dreht sich um das Verhältnis zwischen Ideal und Realität, das anhand des Leutnants Gustl untersucht wird. Die Analyse fokussiert auf Konzepte wie Differenz, Unterdrückung, Ehre und Identität, die in der Novelle Schnitzlers eine zentrale Rolle spielen. Dabei werden die Schriften Imke Meyers, Alfred Dopplers und Gero von Wilpert als wichtige Bezugspunkte herangezogen.
- Quote paper
- Moritz Nicklas (Author), 2018, Ideal und Realität in Arthur Schnitzlers "Lieutenant Gustl", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/424821