In der heutigen Welt gibt es wenige einsprachige Gesellschaften und kaum Länder, in der nur eine Sprache gesprochen wird. Dafür gibt es mehrere Gründe wie z.B. ethnische und politische Unterdrückung und geographische Mobilität.
Diese Faktoren tragen alle auf eigene Art dazu bei, dass verschiedene Menschen mit verschiedenen Sprachen in teilweise länger andauernden Verbindungen stehen. Dänemark ist dafür ein gutes Beispiel. Über 200 Jahre hinweg war Dänemark eine mehrsprachige Gesellschaft, in der nur Dänisch als offizielle Sprache gesehen wurde. Die sprachlichen Minderheiten waren so klein und wurden als unbedeutend bewertet, dass sie nicht beachtet wurden.
Es gibt eine große Zahl an Menschen, die eine andere Muttersprache als die Sprache des Landes, in dem sie leben haben. Die Anzahl solcher Menschen nimmt auch immer weiter zu. Aus diesem Grunde kann man die Zahl der heutzutage existierenden Sprachen nicht genau bestimmen. Es werden bis zu 500 Sprachen angegeben, die in weniger als 200 Ländern existieren. Wie zuvor berichtet, muss es folglich eine bedeutende Anzahl an Staaten geben, in denen zwei oder mehr Sprachen gesprochen werden. Schlussfolgernd ist Bi- bzw. Multilingualität keine Ausnahme, sondern stellt in zahlreichen Staaten für einen großen Teil der Bevölkerung die Regel dar.
Den Schwerpunkt der dieser Arbeit zum Thema Bilingualismus und Sprachentwicklung in der frühen Kindheit bildet der frühe Spracherwerb bilingualer Kinder. Die so genannte „frühe Zweisprachigkeit“ setzt sich vor allem mit den Voraussetzungen und den Phasen des bilingualen Spracherwerbs nach, das auch als doppelter Erstspracherwerb bezeichnet wird.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Bilingualismus
- 1.1. Der psycholinguistische Ansatz
- 1.2. Der soziolinguistische Ansatz
- 1.3. Klassifizierungen von bilingualen Sprechern
- 1.3.1. Kompakter und Koordinierter Bilingualismus
- 1.3.2. Früher und später Bilingualismus
- 1.3.3. Balancierter und unbalancierter Bilingualismus
- 1.3.4. Semilingualismus
- 2. Das bilinguale Gehirn
- 2.1. Die Repräsentation zweier Sprachen im Gehirn
- 2.2. Die Lateralisation
- 2.3. Das bilinguale Lexikon
- 3. Der Spracherwerb
- 3.1. Der monolinguale Erstspracherwerb
- 3.2. Die Phasen des Spracherwerbs
- 3.3. Der bilinguale Erstspracherwerb
- 3.4. Die bilinguale Erwerbssituation
- 3.4.1. Die Typen des Spracherwerbs
- 3.5. Bilinguale Erscheinungen
- 3.5.1. Switch-Modelle
- 3.5.2. Interferenz
- 3.6. Die Rolle des Inputs
- 4. Theoretische Ansätze zum frühen Spracherwerb
- 4.1. Die Fusionshypothese
- 4.2. Die Differenzierungshypothese
- 4.2.1. Die Interdependenz-Hypothese
- 4.3. Zusammenfassung
- 5. Die sozialen und sprachlichen Situation der zweiten türkischen Generation
- 5.1. Zur sozialen Situation
- 5.2. Untersuchungen zur Erst- und Zweitsprachkompetenz
- 5.3. Der Kindergartenbesuch der Migrantenkinder
- 5.3.2. Spracherhalt und Sprachumstellung beeinflussende Faktoren
- 5.3.3. Der Einfluss der Domänen Familie und Schule
- 5.4. Die schulische Situation der Migrantenkinder
- 5.5. Migrantenkinder zwischen Spracherhalt und Sprachumstellung
- 5.5.1. Spracherhalt und Sprachumstellung
- 5.5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen von Bilingualismus auf die Sprachentwicklung in der frühen Kindheit. Ziel ist es, verschiedene theoretische Ansätze und empirische Befunde zum bilingualen Spracherwerb zu beleuchten und die sozialen und sprachlichen Bedingungen für zweisprachige Kinder zu analysieren.
- Psycholinguistische und soziolinguistische Perspektiven auf Bilingualismus
- Die Repräsentation und Verarbeitung von zwei Sprachen im Gehirn
- Theorien zum bilingualen Spracherwerb (Fusionshypothese, Differenzierungshypothese)
- Soziale und sprachliche Situation zweisprachiger Kinder (z.B. Migrantenkinder)
- Spracherhalt und Sprachumstellung bei bilingualen Kindern
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die zunehmende Bedeutung von Bilingualismus in der heutigen Welt und stellt die Forschungsfrage nach den Auswirkungen von Zweisprachigkeit auf die kindliche Sprachentwicklung in den Mittelpunkt. Sie thematisiert den historischen Wandel der Betrachtung von Bilingualismus, von früher negativen bis hin zu heutigen, differenzierteren Ansätzen.
1. Bilingualismus: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Einführung in den Begriff des Bilingualismus, indem es psycholinguistische und soziolinguistische Perspektiven gegenüberstellt und verschiedene Klassifizierungskriterien für bilinguale Sprecher erläutert (z.B. nach dem Zeitpunkt des Erwerbs, der Balance der Sprachkompetenzen, der Koordinierung der Sprachsysteme). Es werden unterschiedliche Typen des Bilingualismus definiert und deren Implikationen für den Spracherwerb diskutiert.
2. Das bilinguale Gehirn: Dieses Kapitel befasst sich mit neurologischen Aspekten des Bilingualismus. Es werden die neuronalen Repräsentationen zweier Sprachen im Gehirn untersucht, die Rolle der Lateralisation beleuchtet und die Struktur des bilingualen Lexikons diskutiert. Die Kapitel veranschaulicht, wie das Gehirn zwei Sprachen verarbeitet und speichert.
3. Der Spracherwerb: Dieses Kapitel vergleicht den monolingualen und den bilingualen Spracherwerb, indem es die Phasen des Spracherwerbs beschreibt und verschiedene bilinguale Erwerbssituationen und Methoden analysiert (z.B. "Eine Person – eine Sprache"). Es werden bilinguale Phänomene wie Code-Switching und Interferenz erklärt und die Bedeutung des sprachlichen Inputs für den Erfolg des bilingualen Spracherwerbs hervorgehoben.
4. Theoretische Ansätze zum frühen Spracherwerb: Dieses Kapitel stellt verschiedene theoretische Ansätze zum bilingualen Spracherwerb gegenüber, insbesondere die Fusionshypothese und die Differenzierungshypothese, einschließlich der Interdependenzhypothese. Es bewertet die Vor- und Nachteile der jeweiligen Theorien und deren Erklärungskraft für empirische Befunde.
5. Die sozialen und sprachlichen Situation der zweiten türkischen Generation: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die soziolinguistische Situation von Kindern der zweiten türkischen Einwanderergeneration in Deutschland. Es analysiert die soziale Integration dieser Kinder, untersucht deren Erst- und Zweitsprachkompetenz im Kindergarten und in der Schule, und befasst sich ausführlich mit den Faktoren, die Spracherhalt und Sprachumstellung beeinflussen. Die Rolle der Familie und der Schule im Kontext des Sprachwandels wird detailliert beleuchtet.
Schlüsselwörter
Bilingualismus, Sprachentwicklung, frühe Kindheit, Spracherwerb, Zweitsprachenerwerb, Migrantenkinder, Fusionshypothese, Differenzierungshypothese, Code-Switching, Interferenz, Spracherhalt, Sprachumstellung, psycholinguistischer Ansatz, soziolinguistischer Ansatz.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Bilingualer Spracherwerb
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über den bilingualen Spracherwerb, insbesondere in der frühen Kindheit. Es beleuchtet psycholinguistische und soziolinguistische Aspekte, verschiedene theoretische Ansätze und die soziale Situation zweisprachiger Kinder, am Beispiel der zweiten türkischen Generation in Deutschland.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt folgende Themen: Definition und Klassifizierung von Bilingualismus (inklusive psycholinguistischer und soziolinguistischer Perspektiven), die neuronale Repräsentation von Sprachen im Gehirn, Theorien des monolingualen und bilingualen Spracherwerbs (mit Fokus auf die Fusions- und Differenzierungshypothese), bilinguale Phänomene wie Code-Switching und Interferenz, und die soziolinguistische Situation zweisprachiger Kinder, insbesondere der Einfluss von Familie und Schule auf Spracherhalt und Sprachumstellung.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Bilingualismus (Definition und Klassifizierung), Das bilinguale Gehirn (neuronale Aspekte), Der Spracherwerb (monolingual vs. bilingual), und die Soziale und sprachliche Situation der zweiten türkischen Generation (mit Fokus auf Spracherhalt und Sprachumstellung).
Welche theoretischen Ansätze werden zum bilingualen Spracherwerb vorgestellt?
Das Dokument stellt die Fusionshypothese und die Differenzierungshypothese (inkl. der Interdependenzhypothese) als zentrale theoretische Ansätze zum bilingualen Spracherwerb vor. Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Theorien werden diskutiert.
Wie wird die Situation der zweiten türkischen Generation behandelt?
Das Dokument analysiert die soziolinguistische Situation von Kindern der zweiten türkischen Einwanderergeneration in Deutschland. Es untersucht deren Erst- und Zweitsprachkompetenz, den Einfluss von Kindergarten und Schule, und die Faktoren, die Spracherhalt und Sprachumstellung beeinflussen. Die Rolle der Familie und Schule wird im Detail beleuchtet.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Dokument verwendet?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Bilingualismus, Sprachentwicklung, Spracherwerb, Zweitsprachenerwerb, Migrantenkinder, Fusionshypothese, Differenzierungshypothese, Code-Switching, Interferenz, Spracherhalt, Sprachumstellung, psycholinguistischer Ansatz, soziolinguistischer Ansatz.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument untersucht die Auswirkungen von Bilingualismus auf die Sprachentwicklung in der frühen Kindheit. Ziel ist es, verschiedene theoretische Ansätze und empirische Befunde zum bilingualen Spracherwerb zu beleuchten und die sozialen und sprachlichen Bedingungen für zweisprachige Kinder zu analysieren.
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Das Dokument richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich mit dem Thema Bilingualismus und Spracherwerb auseinandersetzt. Es eignet sich für Studierende der Sprachwissenschaften, Linguistik, Pädagogik und verwandter Disziplinen.
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- Derya Ayaz (Author), 2005, Bilingualismus und Sprachentwicklung in der frühen Kindheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/42080