„In den Händen der Ärzte“ – ein solcher Buchtitel lässt zunächst auf einen kitschigen Krankenhausroman schließen, in dem die zumeist weiblichen Patienten ihr Schicksal den Halbgöttern in weiß anvertrauen. Tatsächlich wählte Anna Durnová, die Autorin dieses Buches, eben diesen Titel für die Biographie über Ignaz Philipp Semmelweis, denn sie meinte ihn wörtlich. Krankheit und Gesundheit, Tod und Leben, das Problem und dessen Lösung lagen buchstäblich in den Händen der Ärzte. Denn in, genauer gesagt, auf ihren Händen befand sich die Ursache der zahlreichen Erkrankungen der frischgebackenen Mütter am gefürchteten Kindbettfieber. Ebenso in ihren Händen lag jedoch auch die Macht, die Übertragung der infektiösen Partikel zu verhindern. Wenn sie sich dessen bewusst gewesen wären und Ignaz Semmelweis‘ Erkenntnisse akzeptiert hätten, wären unzählige Menschenleben gerettet worden. Doch die Verblendung und Ignoranz der bedeutendsten Geburtshelfer ihrer Zeit verhinderten den medizinischen Fortschritt. Daran trägt Semmelweis allerdings auch eine Teilschuld, da er seine Theorie weder rechtzeitig publizierte noch gegen seine Gegner verteidigte, wodurch er keinen Fuß auf der wissenschaftlichen Bühne des 19. Jahrhunderts fassen konnte.
Trotz aller Widrigkeiten geht Semmelweis als bedeutendste Persönlichkeit der Medizin in Ungarn aus der Geschichte hervor, und sein Dienst an der Menschheit verleiht ihm zu Recht den Ehrentitel „Retter der Mütter“. Mittlerweile rettet das Desinfektionsmittel jedoch nicht nur jungen Müttern das Leben, das Prinzip der Antisepsis hat in sämtlichen medizinischen und chirurgischen Einrichtungen Einzug gehalten. Auch im Alltag beeinflusst uns die Verwendung von desinfizierenden Handreinigungspräparaten maßgeblich, da sich viele Menschen vor Krankheitserregern schützen wollen. Doch ist dies tatsächlich notwendig und sinnvoll, oder schaden wir unserer Haut und unserem Immunsystem damit mehr als es uns nützt? Diese Frage ist zentraler Gegenstand dieser Arbeit, welcher mit einem experimentellen Versuch auf den Grund gegangen wird. Schlussendlich sollen auch potenzielle Gefahren der Anwendung von Desinfektionsmitteln bei der Urteilsfindung berücksichtigt werden, denn hier ist zweifelhaft, ob viel tatsächlich auch viel hilft.
Inhaltsverzeichnis
1 Ignaz Semmelweis – Retter der Mütter
2 Geschichtlicher Hintergrund zu Semmelweis‘ Beteiligung an der Erfindung des Desinfektionsmittels
2.1 Notwendigkeit durch hohe Mortalitätsrate aufgrund des Kindbettfiebers
2.2 Ursachen der hohen Infektionsrate
2.3 Empfehlung zur Händedesinfektion
2.4 Reaktionen auf Semmelweis‘ Erfindung
2.5 Psychische Erkrankung und Tod
3 Inhaltsstoffe von Desinfektionsmitteln früher und heute
4 Versuch zum alltäglichen Gebrauch von Desinfektionsmitteln
4.1 Material und Methoden
4.2 Ergebnisdarstellung
4.3 Diskussion der Versuchsergebnisse
5 Potenzielle Gefahr der Entstehung von multiresistenten Keimen
6 Anhang
6.1 Quellen
6.2 Rohdaten
- Quote paper
- Veronika Albert (Author), 2017, Ignaz Semmelweis Erfindung des Desinfektionsmittels. Ist dessen alltäglicher Gebrauch tatsächlich notwendig?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/418481