Die Legenden um den englischen König Richard I. sind heutzutage wohl bekannt. Er stellt bis heute das idealtypische Bild des Kreuzritters dar und personifiziert den edlen Rittermut eines wahren Helden. Seine Bekanntheit verdankt Richard vor allem seinen Errungenschaften während des Dritten Kreuzzuges und den Mythen, die sich um sein Leben drehten. Der Mythos des Richard Löwenherz, der in vorderster Front mit seinen Soldaten in den Kampf zog, hat die Jahrhunderte überdauert und wurde in vielfacher Weise aufgegriffen. Romane, Filme oder Musikstücke thematisieren die Herrschergestalt und sorgen für die Festigung des vorherrschenden Löwenherzbildes.
Bedauerlicherweise ist diese Impression von erschreckender Eintönigkeit geprägt und teilweise von der modernen Geschichtswissenschaft, ohne die nötige Distanz zu dem überlieferten Kriegerbild, übernommen worden. Einige Historiker reduzieren Richard I. auf seine militärischen Taten und Erfolge und gehen sogar soweit ihm jegliches politisches Talent abzuerkennen. Ihm wird nachgesagt, er habe sein Königreich vernachlässigt, da er während seiner zehnjährigen Regierung nur sechs Monate in England verweilte. Entspricht jedoch dieses weit verbreitete Meinungsbild der Wahrheit? Eine Antwort auf diese Frage ergibt sich aus zeitgenössischen Quellen, in denen Richard I. als eine komplexe Persönlichkeit charakterisiert wird. Basierend auf der kritischen Auseinandersetzung mit diesen Quellen entstand eine Gegenrichtung in der geschichtswissenschaftlichen Forschung. Historiker wie John Gillingham oder Robert-Tarek Fischer versuchen gemeinsam mit anderen das Bild von Richard Löwenherz grundlegend zu ändern und kämpfen gegen die Vernachlässigung eines der wichtigsten englischen Monarchen der Geschichte an.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Anmerkung zu den Quellen
- 3. Der Fall Jerusalem
- 3.1 Geschichtlicher Kontext
- 3.2 Estoire de la Guerre Sainte
- 3.2.1 Inhalt der Quelle
- 3.2.2 Quellenkritik
- 3.2.3 Interpretation
- 3.3 Das Schreiben Richards an Abt Clairvaux
- 3.3.1 Inhalt
- 3.3.2 Quellenkritik
- 3.3.3 Interpretation
- 3.4 Das Schreiben Richards an Genua
- 3.4.1 Inhalt
- 3.4.2 Quellenkritik
- 3.4.3 Interpretation
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht Richard Löwenherz, widerlegt gängige Klischees und beleuchtet seine Rolle als komplexer Politiker und Stratege. Sie basiert auf einer kritischen Analyse zeitgenössischer Quellen, insbesondere um Richards politisches und taktisches Geschick zu belegen und sein Bild als bloßer Krieger zu korrigieren.
- Widerlegung des Klischees von Richard Löwenherz als rein militärischer Führer.
- Analyse von Richards politischem und diplomatischem Handeln.
- Bewertung von Richards strategischen Entscheidungen im Kontext des Dritten Kreuzzuges.
- Kritische Auseinandersetzung mit den Quellen zur Darstellung Richards.
- Beitrag zur Neubewertung von Richard Löwenherz in der Geschichtswissenschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die verbreitete, einseitige Darstellung Richards Löwenherz als ausschließlich militärisch geprägten König in Frage. Sie kündigt die Absicht an, anhand zeitgenössischer Quellen ein differenzierteres Bild des Königs zu zeichnen und dessen politische Fähigkeiten hervorzuheben. Die Arbeit basiert auf der Forschungsarbeit von Historikern wie Gillingham und Fischer, die Richard als Visionär mit weitsichtiger Politik darstellen.
2. Anmerkung zu den Quellen: Dieses Kapitel beschreibt die Quellenlage für die Biografie Richards Löwenherz. Es wird betont, dass zwar viele Quellen existieren, aber Lücken, insbesondere in der Zeit vor der Thronbesteigung, bestehen. Die Arbeit konzentriert sich auf drei ausgewählte Quellen: die "Estoire de la Guerre Sainte" von Ambroise, einen Brief Richards an den Abt von Clairvaux, und Briefe Richards an Genua. Die Auswahl dieser Quellen wird mit deren Aussagekraft für die These, Richard sei ein fähiger Politiker gewesen, begründet. Die Authentizität der Quellen wird als hoch eingeschätzt.
3. Der Fall Jerusalem: Dieses Kapitel analysiert Richards Vorgehen bezüglich Jerusalem während des Dritten Kreuzzuges. Es untersucht den historischen Kontext, die verschiedenen Quellen (Ambroise' Estoire de la Guerre Sainte, Richards Briefe an den Abt von Clairvaux und an Genua) und bietet Interpretationen der jeweiligen Quellen. Der Fokus liegt auf Richards Entscheidungen und deren strategische Hintergründe. Die Analyse der Briefe soll belegen, dass Richard über diplomatisches und politisches Geschick verfügte und mehr war als nur ein militärischer Führer. Die unterschiedlichen Perspektiven der Quellen (Soldat vs. König) erlauben eine differenzierte Betrachtung.
Schlüsselwörter
Richard Löwenherz, Dritter Kreuzzug, Quellenkritik, Mittelalter, England, Politik, Diplomatie, Strategie, Mythos, Geschichtswissenschaft, Gillingham, Fischer, Jerusalem.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu der Seminararbeit: Richard Löwenherz – Eine Neubewertung
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht Richard Löwenherz und widerlegt gängige Klischees, indem sie seine Rolle als komplexer Politiker und Stratege beleuchtet. Sie analysiert zeitgenössische Quellen kritisch, um Richards politisches und taktisches Geschick zu belegen und sein Bild als bloßer Krieger zu korrigieren.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit konzentriert sich auf drei ausgewählte Quellen: die "Estoire de la Guerre Sainte" von Ambroise, einen Brief Richards an den Abt von Clairvaux, und Briefe Richards an Genua. Die Auswahl begründet sich auf deren Aussagekraft für die These, Richard sei ein fähiger Politiker gewesen. Die Authentizität der Quellen wird als hoch eingeschätzt. Das Kapitel "Anmerkung zu den Quellen" beschreibt die Quellenlage ausführlicher und thematisiert vorhandene Lücken, insbesondere in der Zeit vor Richards Thronbesteigung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Widerlegung des Klischees von Richard Löwenherz als rein militärischer Führer; die Analyse seines politischen und diplomatischen Handelns; die Bewertung seiner strategischen Entscheidungen im Kontext des Dritten Kreuzzuges; die kritische Auseinandersetzung mit den Quellen zur Darstellung Richards; und einen Beitrag zur Neubewertung von Richard Löwenherz in der Geschichtswissenschaft.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Einleitung, 2. Anmerkung zu den Quellen, 3. Der Fall Jerusalem (mit Unterkapiteln zu historischen Kontext, Quellenanalyse und Interpretation der "Estoire de la Guerre Sainte", des Briefes an den Abt von Clairvaux und der Briefe an Genua), und 4. Fazit. Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis findet sich im Dokument.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein differenzierteres Bild von Richard Löwenherz zu zeichnen, als das in der gängigen Geschichtsschreibung vorzufinden ist. Sie möchte seine politischen Fähigkeiten und strategischen Entscheidungen hervorheben und die einseitige Darstellung als rein militärischen Führer korrigieren. Die Arbeit stützt sich dabei auf die Forschungsarbeit von Historikern wie Gillingham und Fischer, die Richard als Visionär mit weitsichtiger Politik darstellen.
Wie wird der Fall Jerusalem analysiert?
Das Kapitel "Der Fall Jerusalem" analysiert Richards Vorgehen während des Dritten Kreuzzuges in Bezug auf Jerusalem. Es untersucht den historischen Kontext und interpretiert die ausgewählten Quellen, um Richards Entscheidungen und deren strategische Hintergründe zu beleuchten. Der Fokus liegt darauf, anhand der Quellen Richards diplomatisches und politisches Geschick zu belegen und ihn als mehr als nur einen militärischen Führer darzustellen. Die unterschiedlichen Perspektiven der Quellen (Soldat vs. König) ermöglichen eine differenzierte Betrachtung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Richard Löwenherz, Dritter Kreuzzug, Quellenkritik, Mittelalter, England, Politik, Diplomatie, Strategie, Mythos, Geschichtswissenschaft, Gillingham, Fischer, Jerusalem.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung jedes Kapitels. Diese Zusammenfassungen geben einen Überblick über die Inhalte und die Argumentationslinie jedes Kapitels.
- Quote paper
- Jörg Glowka (Author), 2016, Richard Löwenherz. Ein Visionär im Heiligen Land, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/416006