Neben biologischen Faktoren hat wohl die uns umgebende Gesellschaft den größten Einfluss auf unsere Entwicklung; nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondern auch im Erwachsenenleben und im hohen Alter werden wir von den uns umgebenden Menschen und ihren Werten und Normen geprägt. Eine rein biologische Beschreibung der menschlichen Entwicklungen würde der Realität also nicht gerecht. Gerade im Jugendalter ist die Entwicklung durch die Übernahme neuer gesellschaftlicher Rollen und die Auseinandersetzung mit Erwartungen von Bezugspersonen bestimmt. Deshalb hat Robert J. Havighurst mit seinem Konzept der Entwicklungsaufgaben die Möglichkeit geschaffen, die gesellschaftlichen Erwartungen unmittelbar auf die Entwicklung zu beziehen, indem die Ansprüche des kulturellen Umfeldes als zu bewältigende Aufgaben formuliert werden. Nach Dreher/Dreher (1985) zeichnet sich Havighursts Ansatz dabei durch seine Multiperspektivität aus: Das Konzept vereint die Idee einer lebenslangen Entwicklung mit der Auffassung einer wechselseitigen Beeinflussung des Individuums und der Umwelt im Laufe der Entwicklung und beachtet hierbei die Zielorientierung dieses Prozesses. Die Annahme eines lebenslangen, durch das Individuum in Interaktion mit der Umwelt aktiv gestalteten Lernprozess macht Havighursts Ansatz zu einem vorausweisenden, mit heutigen Forschungsergebnissen korrespondierenden Konzept. Entsprechend wurde es einige Zeit später in der deutschsprachigen Entwicklungspsychologie übernommen.
In der vorliegenden Arbeit soll das Konzept der Entwicklungsaufgaben zunächst in seiner Ursprungsform bei Havighurst vorgestellt werden. Nach der Darstellung des Ansatzes werden zudem moderne Rezeptionen, besonders die von Hurrelmann und Quenzel, vergleichend angeführt, woran ersichtlich wird, dass das Konzept im Laufe der Jahre einige Änderungen in verschiedenen Bereichen erfahren hat. Die Vorteile des Ansatzes für die Erforschung der Persönlichkeitsentwicklung sowie eine Reihe von Kritikpunkten an dem Konzept werden in einem abschließenden Fazit zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept der Entwicklungsaufgaben
- Ursprünge: Die Entwicklungsaufgaben bei Havighurst
- Adaption durch Hurrelmann und Quenzel/Moderne Rezeption
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Entwicklungsaufgaben. Sie beleuchtet die Ursprünge des Konzepts bei Havighurst und analysiert die modernen Adaptionen, insbesondere durch Hurrelmann und Quenzel. Ziel ist es, die Entwicklung des Konzepts aufzuzeigen und seine Relevanz für die Erforschung der Persönlichkeitsentwicklung zu verdeutlichen.
- Ursprünge des Konzepts der Entwicklungsaufgaben bei Havighurst
- Adaption und Weiterentwicklung des Konzepts in der modernen Entwicklungspsychologie
- Kritik und Diskussion des Konzepts
- Bedeutung des Konzepts für die Erforschung der Persönlichkeitsentwicklung
- Anwendungen des Konzepts in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Entwicklungsaufgaben ein und erläutert die Relevanz des Konzepts für das Verständnis sozialer Erwartungen und der Persönlichkeitsentwicklung. Das Kapitel beleuchtet die Rolle gesellschaftlicher Erwartungen in der Entwicklung und beschreibt, wie das Konzept der Entwicklungsaufgaben die Interaktion zwischen Individuum und Umwelt analysiert.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Ursprung des Konzepts der Entwicklungsaufgaben bei Robert J. Havighurst. Es präsentiert Havighursts Definition von Entwicklungsaufgaben und diskutiert die Annahmen, die diesem Konzept zugrunde liegen. Der Fokus liegt auf der Vorstellung der verschiedenen Quellen von Entwicklungsaufgaben und der Bedeutung des teachable moment für die erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgaben.
Schlüsselwörter
Entwicklungsaufgaben, Havighurst, Hurrelmann, Quenzel, Persönlichkeitsentwicklung, Sozialisation, Jugendalter, Gesellschaftliche Erwartungen, Kultureller Einfluss, Lebenslanges Lernen, Teachable Moment, Identität.
- Quote paper
- Lisa Maria Koßmann (Author), 2013, Das Konzept der Entwicklungsaufgaben. Zu Havighurst, Hurrelmann und Quenzel. Ursprünge, Adaptionen und Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/412111