In der vorliegenden Arbeit soll die Auseinadersetzung von Enea Silvio Piccolomini/Papst Pius II. mit den Türken dargestellt werden. Angeregt wurde diese durch die Expansion des osmanischen Reiches, die in der symbolträchtigen Einnahme der Stadt Konstantinopel am 29. Mai 1453 ihren Höhepunkt fand. Diese Interpretation war zumindest die des lateinischen Westens auf die Entwicklungen in der Region des östlichen Mittelmeers. Die Eroberung Konstantinopels war für die Zeitgenossen im christlichen Europa mehr als die (unvermeidliche) Niederringung des allerletzten Rumpfes des byzantinischen Kaiserreiches.
Im Westen gerann die Thematisierung der als bedrohlich empfundenen osmanischen Expansion zum Diskurs der Türkengefahr. Diese diskursive Auseinandersetzung trug ganz unterschiedliche literarische Blüten und prägte nicht zuletzt das Bewusstsein von einem Europa als Gemeinschaft überstaatlichen bzw. überterritorialen Charakters, die ein gemeinsames Schicksal trägt. Diese Arbeit will zeigen, dass Pius II. an dieser Prägung großen Anteil hatte.
Nicht zu trennen von der geistigen Auseinandersetzung sind aber die Pläne zur aktiven Tat. Auch sie sollen bei einer Darstellung von Pius’ Leben, das in den letzten Jahren ganz im Zeichen der Türkengefahr stand, nicht fehlen. Dem späteren Papst Pius II. war es möglich, seine literarisch-publizistischen Ideen auch in politische Taten umzusetzen. Punkt 2 dieser Arbeit wird dies ausführen.
Bei der Rekonstruktion seines Lebensweges bieten Eneas Selbstdarstellungen eine unschätzbare Hilfe. In seinen „Commentarii“, einer Autobiographie, gewährt er Einblick in sein Leben und Denken. Dem Leser wird ein Reichtum an Fakten präsentiert, der selbstverständlich mit der gebotenen kritischen Distanz rezipiert werden muss. Dennoch bietet der Autor Pius in diesem Werk vielleicht den besten Zugang zu seiner eigenen historischen Persönlichkeit.
Mit Pius II. tritt uns eine historische Persönlichkeit entgegen, die in der bisherigen Geschichtsschreibung immer wieder neu situiert und beurteilt worden ist - und wohl auch in der zukünftigen werden wird. Seine Gedanken über Christenheit und Europa, über Identitäten und Alteritäten, sind so grundlegend, dass sie den Historiker immer wieder aufs neue zum Nachdenken anregen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Biographischer Hintergrund
- Corsignano
- Basel
- Am Königshof
- Rom
- 2. Formen der Auseinandersetzung mit den Türken
- Der Kongreß von Mantua 1459
- Die „Epistula ad Mahumetem“ 1461
- Ancona
- 3. Besondere Aspekte
- a. Die Europa-Konzeption
- b. Die Türken-Konzeption
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Auseinandersetzung von Enea Silvio Piccolomini, später Papst Pius II., mit den Türken. Sie beleuchtet die Motivationen und Strategien, die Pius im Kampf gegen die osmanische Expansion verfolgte, und untersucht, wie er den Diskurs der Türkengefahr in Europa prägte.
- Die Auswirkungen der osmanischen Expansion auf das christliche Europa
- Die Rolle Pius' II. als politischer und geistiger Führer in der Auseinandersetzung mit den Türken
- Die Entwicklung eines europäischen Bewusstseins im Kontext der Türkengefahr
- Die Verbindung zwischen Pius' literarischer und politischer Aktivität
- Die Bedeutung von Eneas Selbstdarstellungen für die Rekonstruktion seines Lebens und seiner Ideen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit setzt sich mit Pius II. und seiner Auseinandersetzung mit den Türken auseinander. Der Fokus liegt auf der osmanischen Expansion und ihrer Wahrnehmung im christlichen Europa. Die Arbeit untersucht sowohl die literarischen wie auch die politischen Aspekte von Pius' Engagement gegen die Türken.
- 1. Biographischer Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet Eneas Leben von seiner Geburt in Corsignano bis zu seinem Aufstieg zum Papst. Es wird auf seine Bildung, seine politischen und diplomatischen Tätigkeiten sowie seine literarischen Werke eingegangen.
- 2. Formen der Auseinandersetzung mit den Türken: Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Formen, in denen sich Pius mit den Türken auseinandersetzte, darunter der Kongress von Mantua, die „Epistula ad Mahumetem“ und seine Politik in Ancona.
- 3. Besondere Aspekte: Dieses Kapitel analysiert zwei zentrale Aspekte von Pius' Denken und Handeln: seine Europa-Konzeption und seine Türken-Konzeption.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit folgenden Schlüsselbegriffen: Pius II., Enea Silvio Piccolomini, osmanische Expansion, Türkengefahr, Europa-Konzeption, christliches Europa, literarische Produktion, politische Strategie, Selbstdarstellung.
- Quote paper
- Lisa Wünschmann (Author), 2005, Pius II. und die Auseinandersetzung mit den Türken, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/39971