Im Zuge der jüngeren wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich der Kognitionsforschung gelangen vermehrt erfolgreiche Erinnerungsverfälschungen in den Fokus der Öffentlichkeit. Kaum etwas anderes beeinflusst die mentale Verfassung, das zukünftige Handeln oder die Emotionen eines Menschen so maßgeblich wie Erinnerungen. Die Fragestellung, wie Erinnerungen manipuliert werden können und in welchen Formen eine mögliche Manipulation überhaupt abläuft, liegt nicht nur nahe, eine mögliche Antwort gibt auch Aufschluss darüber, ob eine Erinnerungsverfälschung überhaupt bewusst durch das Individuum wahrgenommen werden kann. Diese Fragestellung ist Grundlage dieser Hausarbeit. Zunächst werden generelle Prozesse der kognitiven Informationsverarbeitung und Gedächtnisbildung theoretisch beschrieben. Hierfür wird sich allgemeiner Grundlagenliteratur, insbesondere David G. Myers „Psychologie“ bedient.
Der Hauptteil der Arbeit widmet sich anschließend detaillierter der endogenen und exogenen Erinnerungsverfälschung. An Hand von diversen Untersuchungen und aktuellen Studien wird das Phänomen der Suggestion analysiert. Hierbei wird explizit darauf eingegangen, wie stark Erinnerungen verändert oder falsche Erinnerungen geschaffen werden können. Anschließend werden die Resultate mit Hilfe anderer Erkenntnisse der Kognitionspsychologie erläutert. Zur Veranschaulichung wird zusätzlich ein Blick auf mögliche, und in der Vergangenheit erfolgreiche, Manipulation geworfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition von Erinnerungen
- Das Gedächtnis - Das menschliche Gedächtnis als Basis von Erinnerungen
- Gedächtnisformen
- Implizites und explizites Gedächtnis
- Implizites Gedächtnis
- Explizites Gedächtnis
- Prozedurales und Deklaratives Gedächtnis
- Prozedurales Gedächtnis
- Deklaratives Gedächtnis
- Die drei mentalen Prozesse der Gedächtnisbildung
- Enkodierung
- Speicherung
- Abruf
- Sensorisches Gedächtnis
- Ikonisches Gedächtnis
- Echotisches Gedächtnis
- Broadbents Modell der Informationsverarbeitung als Grundlage weiterer Gedächtnismodelle
- Kurzzeitgedächtnis und Arbeitsgedächtnis
- Phonologische Schleife
- Visuell- räumlicher Notizblock
- Zentrale Exekutive
- Proaktive Interferenz
- Langzeitgedächtnis
- Reproduktion (memoring)
- Wiedererkennen (recognition)
- Unterstützende Produktion (relearnig)
- Manipulation von Erinnerungen und Erinnerungsverfälschung
- Begriff der Manipulation in der Psychologie
- Erinnern als rekonstruktiver Prozess
- Genauigkeit der Rekonstruktion
- Beispiele für das rekonstruktive Gedächtnis
- Erinnerungen unterliegen ständigen Veränderungen
- Erinnerungen als dynamischer Prozess
- Fehlleistungen des Gedächtnissen
- Rückschaufehler als Beispiel für endogene Manipulation
- Infantile Amnesie
- Pseudoerinnerungen
- Suggestion - aktive Manipulation und Implementierung von Erinnerungen
- Die Versuche Elizabeth Loftus zum Fehlinformationeseffekt
- Kreative Suggestion - Studie von Julia Shaw
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem komplexen Phänomen der Erinnerungsverfälschung und untersucht, wie Erinnerungen manipuliert werden können. Dabei liegt der Fokus auf der theoretischen Beschreibung von kognitiven Informationsverarbeitungsprozessen und der Gedächtnisbildung sowie auf der Analyse von endogener und exogener Erinnerungsverfälschung. Die Arbeit beleuchtet außerdem, wie stark Erinnerungen verändert oder falsche Erinnerungen geschaffen werden können und analysiert die Ergebnisse im Kontext anderer Erkenntnisse der Kognitionspsychologie.
- Gedächtnisformen und -prozesse
- Manipulation von Erinnerungen
- Erinnerungsverfälschung
- Suggestion und Fehlinformationseffekte
- Beispiele und Studien zur Manipulation von Erinnerungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Hausarbeit vor, die sich mit der Manipulation von Erinnerungen beschäftigt. Sie erläutert die Bedeutung von Erinnerungen für die mentale Verfassung, das Handeln und die Emotionen eines Menschen und legt den Fokus auf die Frage, wie Erinnerungen manipuliert werden können und ob diese Manipulation bewusst wahrgenommen werden kann. Die Einleitung führt außerdem in die theoretische Beschreibung von kognitiven Informationsverarbeitungsprozessen und Gedächtnisbildung ein.
- Definition von Erinnerungen: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Erinnerung als kognitive Wiedererleben von vergangenen Erlebnissen und Erfahrungen. Es betont die Rolle von Erinnerungen als Informationslieferanten für das Handeln in Gegenwart und Zukunft und beleuchtet den Einfluss zeitlicher Faktoren auf die Verweildauer von Erinnerungen.
- Das Gedächtnis: Das Kapitel beschreibt das Gedächtnis als essentielles Grundgerüst für die Bildung von Erinnerungen und beleuchtet verschiedene Gedächtnismodelle. Es geht auf die Funktionen und Strukturen des Gedächtnisses ein, darunter die Unterscheidung zwischen impliziten und expliziten sowie prozeduralen und deklarativen Gedächtnisformen. Außerdem werden die drei mentalen Prozesse der Gedächtnisbildung (Enkodierung, Speicherung und Abruf) erläutert.
- Broadbents Modell der Informationsverarbeitung: Dieses Kapitel stellt Broadbents Modell der Informationsverarbeitung als Grundlage für weitere Gedächtnismodelle vor. Es analysiert die Rolle von Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und kognitiven Prozessen bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen.
- Kurzzeitgedächtnis und Arbeitsgedächtnis: Das Kapitel beschreibt die Funktionsweise des Kurzzeitgedächtnisses und des Arbeitsgedächtnisses. Es geht auf die verschiedenen Komponenten des Arbeitsgedächtnisses (phonologische Schleife, visuell- räumlicher Notizblock, zentrale Exekutive) und das Phänomen der proaktiven Interferenz ein.
- Langzeitgedächtnis: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Langzeitgedächtnis und seinen verschiedenen Funktionen. Es untersucht Prozesse wie Reproduktion, Wiedererkennen und unterstützende Produktion, die an der Speicherung und dem Abruf von langfristigen Erinnerungen beteiligt sind.
- Manipulation von Erinnerungen und Erinnerungsverfälschung: Dieses Kapitel stellt den Begriff der Manipulation im Kontext der Psychologie vor und erläutert den Prozess des Erinnerns als rekonstruktive Handlung. Es analysiert die Genauigkeit der Rekonstruktion von Erinnerungen und zeigt anhand von Beispielen, wie Erinnerungen unterliegen ständigen Veränderungen und einem dynamischen Prozess sind.
- Fehlleistungen des Gedächtnisses: Das Kapitel beleuchtet Fehlleistungen des Gedächtnisses, wie z.B. Rückschaufehler, die als Beispiel für endogene Manipulation gelten. Es behandelt außerdem Themen wie infantile Amnesie und Pseudoerinnerungen, die aufzeigen, wie Erinnerungen fehleranfällig sind und manipuliert werden können.
- Suggestion - aktive Manipulation und Implementierung von Erinnerungen: Dieses Kapitel untersucht die aktive Manipulation von Erinnerungen durch Suggestion und behandelt die Versuche Elizabeth Loftus zum Fehlinformationseffekt und die Studie von Julia Shaw zur kreativen Suggestion. Es zeigt, wie Suggestion falsche Erinnerungen implantieren und bestehende Erinnerungen verändern kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der kognitiven Psychologie, insbesondere den Bereichen Gedächtnisforschung, Erinnerungsverfälschung, Manipulation von Erinnerungen und Suggestion. Weitere relevante Schlüsselwörter sind Implizites Gedächtnis, Explizites Gedächtnis, Prozedurales Gedächtnis, Deklaratives Gedächtnis, Enkodierung, Speicherung, Abruf, Fehlinformationseffekt, Kreative Suggestion und Pseudoerinnerungen.
- Arbeit zitieren
- Tobias Gruca (Autor:in), 2017, Manipulation von Erinnerungen. Psychologische Erkenntnisse der Kognitionsforschung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/388778